Was ist eigentlich Aphasie?
Kann jemand keine vollständigen Sätze mehr sprechen, zeigt Wortfindungsprobleme und vielleicht auch Verständnisschwierigkeiten beim Zuhören, leidet er möglicherweise an Aphasie. Dieser aus dem Griechischen stammende Begriff heißt so viel wie „ohne Sprache“.
Unter Aphasien versteht man erworbene Sprachstörungen. Sie können verschiedene Ursachen haben und unterschiedlich schwer ausfallen.
Aphasie: Am häufigsten durch Schlaganfall verursacht
In 80 Prozent der Fälle wird die Aphasie durch einen Schlaganfall verursacht. Dann haben die Betroffenen eine 50-prozentige Chance, dass sich ihre Sprachstörung im Laufe einiger Monate wieder zurückbildet. Andere Ursachen sind ein Schädelhirntrauma, ein Hirntumor oder eine Hirnentzündung.
Darüber hinaus gibt es Fälle von primär progressiven Aphasien, bei denen ein degenerativer Prozess zum fortschreitenden Sprachverlust führt. Was bei Bruce Willis die Aphasie verursacht hat, ist nicht bekannt.
Bei Aphasie sind die Sprachzentren im Gehirn geschädigt
Den verschiedenen Aphasie-Auslösern ist eines gemeinsam: Sie schädigen die Sprachregionen im Gehirn. Diese befinden sich – bei Rechtshändern – in der Regel in der linken Hirnhälfte. Da die linke Hirnhälfte auch für die motorische Steuerung der rechten Körperhälfte zuständig ist, leiden aphasische Patienten mitunter an rechtsseitigen Lähmungen.
Darüber hinaus können noch weitere Begleiterscheinungen auftreten, zum Beispiel eine Schluckstörung, Konzentrations- sowie Gedächtnisstörungen. Die innere Denkfähigkeit bleibt aber erhalten.
Von leichter Beeinträchtigung bis zu schwerer Störung
Eine Aphasie kann sich bei den Betroffenen verschieden äußern. Manche haben einen stark gehemmten Sprachfluss und können sich nur mit kurzen Sätzen wie im Telegrammstil artikulieren. Sie verstehen jedoch die Sprache weitgehend normal.
Andere produzieren lange, verschachtelte Sätze ohne inhaltlichen Sinn und sind zudem im Verstehen der Sprache stark beeinträchtigt.
In leichten Fällen kommt es nur zu Wortfindungsstörungen und die Betroffenen behelfen sich mit Umschreibungen. Bei schwerer Aphasie können die Patienten nur einzelne Wörter gebrauchen und verstehen.
Aphasie hat weitreichende Konsequenzen im Alltag
Auch Lesen und Schreiben können bei einer Aphasie stark beeinträchtigt sein. Der Inhalt eines Zeitungsartikels erschließt sich einem Patienten vielleicht nur über ein zusätzliches Bild oder aufgrund seines Vorwissens zum jeweiligen Thema.
Erst recht wird es problematisch, ein Buch zu lesen. In vielen Fällen ist auch soziales Leben nur noch eingeschränkt möglich.
Sprachtherapie zur Funktionsverbesserung
Ob bzw. wie weit sich eine Aphasie wieder zurückbildet, hängt von der genauen Lokalisation und Größe der Hirnschädigung ab. Wichtig ist es zudem, frühzeitig eine intensive, gezielte Sprachtherapie durchzuführen. Eine Aphasie kann aber auch chronisch werden und eventuell zum völligen Sprachverlust führen. Quellen: aphasie suisse (www.aphasie.org); Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe; Bundesverband Aphasie e.V.
Aphasie in Kürze
- Erworbene Sprachstörung infolge einer Hirnschädigung; kann alle sprachlichen Kompetenzen betreffen (Sprechen, Verstehen, Lesen, Schreiben)
- Ursachen: vor allem Schlaganfall, ferner Schädelverletzungen, Hirntumor, Hirnentzündung, degenerative Prozesse
- Unterschiedliche Schweregrade und Ausprägungsformen, von leichten Wortfindungsschwierigkeiten bis zum vollständigen Sprachverlust
- Bei Schlaganfallursache häufig spontane Rückbildung; ansonsten auch chronischer Verlauf
- Behandlung mit intensiver Sprachtherapie