Aktuelles
3 min merken gemerkt Artikel drucken

Hilfe bei Nikotinsucht: WHO: Bupropion und Vareniclin sind unverzichtbar

Zum ersten Mal setzt die WHO zwei Mittel gegen Nikotinabhängigkeit auf die Liste unverzichtbarer Arzneimittel. | Bild: IMAGO / suedraumfoto

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat erstmals zwei Medikamente zur Behandlung von Menschen mit Nikotinsucht auf ihre Liste unverzichtbarer Arzneimittel gesetzt. Dort waren für Raucher, die von der Sucht loskommen wollen, bislang nur Nikotin-Ersatzpräparate aufgeführt. Bei den neu aufgenommenen Medikamenten handelt es sich um Bupropion (Handelsname Zyban®) und Vareniclin (Champix®). Sie sind in Deutschland bereits zugelassen und rezeptpflichtig. Die neue Liste erschien am vergangenen Freitag.

Gut zu wissen: Was steht auf der Liste unverzichtbarer Arzneimittel?

Die Liste wird alle zwei Jahre aktualisiert. Darauf stehen aktuell 479 Medikamente für Erwachsene und 350 für Kinder. Sie enthält Arzneimittel, die nach ärztlicher Einschätzung für eine Grundversorgung der Bevölkerung nötig sind, und gilt als Richtschnur für Gesundheitsbehörden, die Medikamente zulassen oder beschaffen. Regierungen ohne eigene Regulierungsbehörden halten sich oft daran, weil die Mittel von der WHO bereits auf Sicherheit und Wirksamkeit und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis geprüft sind.

Rote-Hand-Brief für Champix

Kurz vor dem Erscheinen der aktualisierten Liste veröffentlichte am vergangenen Donnerstag Champix-Hersteller Pfizer einen Rote-Hand-Brief. In allen Chargen des Präparats ist eine Nitrosamin-Verunreinigung aufgetaucht – konkret N-Nitroso-Vareniclin. Seit Montag werden in Deutschland alle Chargen und Packungsgrößen von Champix zurückgerufen. „Basierend auf den verfügbaren Daten besteht kein unmittelbares Risiko für Patienten, welche die Medikation einnehmen“, heißt es im Rote-Hand-Brief.

Zur Erinnerung: Wie wirkt Vareniclin?

Vareniclin wirkt als teilweiser Agonist (Partialagonist) an nikotinergen Acetylcholinrezeptoren: Vareniclin wirkt dort wie Nikotin, nur weniger stark, und mindert so die Entzugssymptomatik. Gleichzeitig wirkt es in Gegenwart von Nikotin als Antagonist und hemmt die Wirkung von extern zugeführtem Nikotin, was zusätzliches Rauchen wirkungslos macht (Belohnungs- und Verstärkungseffekt von Niktotin wird reduziert). 

Seit 2006 ist der Wirkstoff in der EU zur Rauchentwöhnung bei Erwachsenen zugelassen, Pfizer vermarktet Champix seit 2007 auch in Deutschland. cm 

Erste Rückrufe bereits im Sommer

Dieser Schritt kommt nicht überraschend. Erste Chargen waren schon im Juli vom Markt genommen worden. Damals waren vorrangig Importe betroffen gewesen. 

Zu erwarten sei, dass es nun im Zuge des Rückrufs zu Versorgungsengpässen kommt, informiert Pfizer. „Für solche Patienten, die bereits auf Champix eingestellt sind, könnte eine vollständige Therapie nicht möglich sein, und der behandelnde Arzt sollte eine Umstellung auf eine alternative Therapie in Erwägung ziehen.“ Infrage kommen eine Nikotinersatztherapie und Bupropion. Angehörige von Gesundheitsberufen sollten Patienten unter Champix-Therapie raten, diese nicht ohne Rücksprache abzubrechen. „Jegliche Fragen und Bedenken sollten, wenn nötig, mit dem behandelnden Arzt diskutiert werden.“ Quelle: cm/dpa