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Wo besteht im Herbst erhöhte Ansteckungsgefahr?

Eher im privaten oder öffentlichen Bereich – Wo kommt es zu Ansteckungen mit SARS-CoV-2? Wissenschaftler aus Frankreich gingen dieser Frage nach. | Bild: IMAGO / photonews.at

Studie aus Frankreich

Forscher am Institut Pasteur und der Université Sorbonne in Paris wollten genauer wissen, in welchen Situationen sich SARS-CoV-2 verbreitet. Dazu kontaktierten sie im Herbst 2020 rund 42.000 Erwachsene aus Frankreich, die sich in diesem Zeitraum mit dem Virus angesteckt haben, und befragten diese zu Kontakten und Aktivitäten zehn Tage vor Beginn der Erkrankung.

Zu den möglichen Orten für eine Infektion zählten dabei die Arbeitsstätte, das gewählte Transportmittel sowie allgemeine Freizeit- und Sportaktivitäten. Eine passende Kontrollgruppe aus rund 1.700 Personen, die den COVID-Fällen hinsichtlich Alter, Geschlecht und Wohnort entsprachen, sollte die gleichen Fragen beantworten. Auf diese Weise wollte das Forscherteam um den Mediziner Simon Galmich das Verhalten der Infizierten mit dem von Nichtbetroffenen vergleichen und damit bestimmen, welche Faktoren das Risiko für eine Ansteckung tatsächlich erhöhen.

Ergebnisse

Wenig überraschend konnten die Forscher feststellen, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Ansteckung mit jeder weiteren Person im Haushalt zunimmt. Auch Kinder, die einen Kindergarten oder die Schule besuchen, erhöhen das Risiko für eine Infektion. Dies gilt allerdings nicht für Grundschüler, bei ihnen ist das Risiko für eine Weitergabe des Coronavirus deutlich niedriger. Erwachsene, die ausschließlich im Homeoffice arbeiten, infizieren sich nur halb so oft wie Beschäftigte vor Ort. Und wenn ein Mitglied des Haushalts in der Kinderbetreuung tätig ist, ist das Risiko für eine Infektion für die anderen Familienmitglieder deutlich erhöht.

Private Treffen mit hohem Risiko für eine Ansteckung

Ansteckungen finden also meist im privaten Umfeld statt, auch Bar- und Restaurantbesuche stellen hohe Risikofaktoren dar. Für öffentliche Verkehrsmittel wie Bus und Bahn gilt dies hingegen nicht, hier stecken sich deutlich weniger Teilnehmer an als bei privaten Fahrgemeinschaften. Dies lässt sich allerdings leicht damit erklären, dass die meisten Menschen bei Autofahrten keine Maske tragen, während im öffentlichen Transportwesen eine Maskenpflicht gilt. Laut der durchgeführten Studie tragen auch Einkäufe, religiöse Zusammenkünfte oder Kulturveranstaltungen nicht wesentlich zum Ansteckungsrisiko bei. Die Autoren gaben allerdings zu Recht zu Bedenken, dass zum Untersuchungszeitpunkt das öffentliche Leben in Frankreich bereits derart eingeschränkt war, dass eine Einordnung der Ergebnisse diesbezüglich schwierig ist.

Masken schützen

Die hohe Schutzwirkung von Masken konnte auch durch vorläufige Ergebnisse einer Studie der City University of New York bestätigt werden. Im Rahmen dieser Untersuchung wurden rund 4.500 Erwachsene in den USA zwischen Mai 2020 und Januar 2021 zweimal auf Antikörper gegen SARS-CoV-2 getestet. Bei rund 300 Studienteilnehmern konnten bei der zweiten Blutuntersuchung Antikörper gefunden werden, bei der ersten waren diese noch nicht vorhanden. Diese Menschen hatten sich also im Untersuchungszeitraum mit dem Coronavirus infiziert. Auch dabei verglichen die Wissenschaftler um den Epidemiologen Denis Nash die Aktivitäten der Antikörper-positiven Teilnehmer mit denen der Nichtinfizierten. Ihr Ergebnis: Private Treffen mit Freunden oder Familienmitgliedern aus anderen Haushalten ohne Maske erhöhen das Risiko für eine Infektion um das Fünffache. Wird dagegen auch privat eine Maske getragen, ist die Ansteckungsgefahr nur noch zweieinhalbmal so hoch wie ohne Maske. Ähnliche Effekte können auch für den Aufenthalt am Arbeitsplatz gefunden werden.

Fazit

Letztendlich bestätigen die durchgeführten Studien wieder, dass Infektionen mit dem Coronavirus häufig im privaten Bereich, also innerhalb der Familie stattfinden. Auch gemeinsames Essen beispielsweise mit Freunden spielt eine wichtige Rolle. Wie schon bereits im letzten Jahr wird es daher auch im Herbst 2021 immer dort gefährlich, wo Menschen in Innenräumen ohne Abstand, Masken oder ausreichende Belüftung zusammenkommen. Im Unterschied zur Situation 2020 stehen nun aber effektive Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 zur Verfügung. Um der vierten Welle möglichst wirkungsvoll vorzubeugen, empfiehlt nicht nur das Robert Koch-Institut die ins Stocken geratene Impfkampagne weiter voranzutreiben. Eine breite Immunität in der Bevölkerung stellt schließlich den besten Schutz vor einer hohen Infektionsdynamik dar.