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Kaiserschnitt beeinflusst nachhaltig das Immunsystem

Bild: IMAGO / Westend61

Weltweit kommen immer mehr Kinder durch Kaiserschnittentbindung zur Welt. In Europa machen Kaiserschnitte inzwischen 25 Prozent aller Geburten aus. Die Neugeborenen kommen dabei im Gegensatz zu natürlich geborenen Babys nicht mit der mütterlichen Darmflora in Kontakt.

Unterschiedliches Darmmikrobiom je nach Geburtsart

Frühere wissenschaftliche Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass Kaiserschnittentbindungen sowohl das Darmmikrobiom als auch das Immunsystem der Neugeborenen beeinflussen. Welche Auswirkungen die Geburtsart aber tatsächlich dauerhaft hat, war bisher nicht vollständig bekannt. Eine Forschergruppe der Universität Luxemburg hat nun die Auswirkungen bis in die frühe Kindheit hinein untersucht.  
Für ihre Langzeitstudie untersuchten die Wissenschaftler immer wieder Stuhlproben von einerseits Kaiserschnitt-Kindern, andererseits vaginal geborenen Babys. Sie analysierten und verglichen dabei die jeweilige Zusammensetzung der Darmbakterien. Tatsächlich ergaben sich Unterschiede im Darmmikrobiom in Abhängigkeit von der Geburtsart.  

Vaginale Geburt bringt Vorteile

Im Laufe der Zeit wurden sich die Darmmikrobiome zwar immer ähnlicher. Doch noch im Alter von einem Lebensjahr gab es Unterschiede in Bezug auf Zusammensetzung und Funktion. Zum Beispiel trat das Bakterium Faecalibacterium prausnitzii bei den vaginal entbundenen Kindern häufiger auf. Dieses Bakterium ist Ausdruck eines gesunden menschlichen Mikrobioms und könnte entzündungshemmende Eigenschaften mit sich bringen. Auch die funktionelle Analyse offenbarte Vorteile für die Gruppe der vaginal geborenen Babys: Es zeigte sich eine stärkere Biosynthese natürlicher Antibiotika. Diese Kinder sind also möglicherweise vor Krankheitserregern besser geschützt. Demgegenüber könnte bei Kaiserschnitt-Kindern eine Schwächung des Immunsystems zu anhaltenden Effekten im ersten Lebensjahr führen. Damit ließe sich erklären, warum es bei Kaiserschnitt-Kindern zu einer höheren Rate an immunologisch bedingten Krankheiten im späteren Leben kommt. Dazu zählen zum Beispiel Allergien und Stoffwechselstörungen.

Frühe Antibiotikaresistenz nach Kaiserschnitt

Die Luxemburger Forscher machten noch eine weitere Feststellung: Ein Kaiserschnitt ist mit einer Genaktivität verbunden, die bereits wenige Tage nach der Geburt eine Antibiotikaresistenz bewirkt. Das könnte damit zusammenhängen, dass den per Kaiserschnitt entbindenden Müttern für diesen Eingriff Antibiotika verabreicht werden.

Zukünftige Behandlungsmöglichkeiten?

Die Studienergebnisse zeigen also, dass die von der Geburtsart abhängigen Effekte auf das Darmmikrobiom auch nach einem Jahr noch bestehen. Sie beeinflussen wahrscheinlich langfristig den Zustand des Immunsystems. Die Forscher versprechen sich von diesen Erkenntnissen auch einen klinischen Nutzen. So könnten Behandlungsmöglichkeiten entwickelt werden, mit denen sich bei Kaiserschnitt-Kindern wichtige Funktionen des Mikrobioms wiederherstellen lassen. Quelle: Universität Luxemburg