Ernährung: Raps und Ackerbohne – besser als Soja?
Forschungsprojekt Rapsprotein
Der heimische Raps zeigt ein Proteinmuster, das alle für die menschliche Ernährung notwendigen Aminosäuren aufweist. Das Rapsprotein fällt hierzulande als Nebenprodukt der Rapsöl-Gewinnung an – und wird bislang zu Tierfutter weiterverarbeitet. Forscher der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg haben jetzt die Verstoffwechselung von Rapsprotein im menschlichen Körper untersucht. Rapsprotein zeigte sich dabei dem Sojaprotein sogar überlegen, weil sein Sättigungseffekt länger anhielt. Bei den Probanden, die die mit Rapsprotein angereicherten Mahlzeiten verzehrten, stellte man sogar vergleichsweise niedrigere Insulinspiegel fest. Daraus schließen die Ernährungswissenschaftler, dass der Rapsprotein-Konsum im Vorstadium eines Diabetes von Vorteil sein könne.
Bitterer Beigeschmack
Bei Nahrungsmitteln zählt nicht nur der Gesundheitswert, sondern auch der Geschmack. Soja punktet mit einer neutralen Geschmacksnote, die sich durch Würzen aufpeppen lässt. Rapsprotein ist dagegen leider kein Zungenschmeichler, sondern schmeckt richtig bitter. Die Forscher an der Uni Halle-Wittenberg lassen sich nicht entmutigen. Sie fahnden nach Möglichkeiten, die störende Bitternote entweder herauszuzüchten oder mittels technischer Verfahren abzumildern. Erste Erfolge sind schon zu vermelden. So hat man die Bitterstoffe identifiziert und Strategien zu ihrer Minimierung entwickelt. Die Motivation, eine Lösung zu finden, ist hoch. Denn zu verlockend ist die Idee, aus dem Beiprodukt der einheimischen Rapsölgewinnung eine wertvolle Eiweißquelle für die menschliche Ernährung zu gewinnen.
Dicke Ackerbohne mit Eiweiß-Power
Die Dicke Ackerbohne, auch Sau- oder Puffbohne genannt, gilt ebenfalls als ein Lebensmittel mit interessanten Zukunftsperspektiven. Sie kann regional und in Bio-Qualität angebaut werden, hat einen Proteingehalt von 30 Prozent und besitzt keinen starken Eigengeschmack. Ihre Vorteile sind so vielfältig, dass Ernährungsforscher geradezu begeistert sind: Ein aus der Dicken Ackerbohne hergestelltes Proteinpulver könnte die perfekte Basis bilden für proteinangereicherte Produkte. Produktmuster von Wursterzeugnissen, Waffeln oder Getränken sind bereits hergestellt, um Industriepartner zu überzeugen und zu gewinnen.
Veganer Klebstoff
Proteine können noch mehr, als Mensch und Tier ernähren: Sie taugen auch als Grundlage für Klebstoffe. Herkömmliche Klebstoffe und Leime werden in der Regel auf der Basis von Tierknochen hergestellt, als Weichmacher dienen tierische Fette. Forscher aus Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg ist es gelungen, einen veganen Kleber aus dem Protein der Dicken Ackerbohne zu entwickeln. Denn die Nachfrage nach veganen Produkten wächst nicht nur bei der Ernährung, sondern auch bei Gegenständen des täglichen Gebrauchs. Quelle: www.investieren-in-sachsen-anhalt.de/report-invest/alternative-protein-quellen-aus-pflanzen