Neue Daten zu Kreidezähnen
Viele Kinder in Behandlung
Etwa 230.000 Sechs- bis Neunjährige waren laut Barmer-Analyse im Jahr 2019 wegen Kreidezähnen in zahnärztlicher Behandlung. Damit wären mindestens acht Prozent der Kinder in dieser Altersklasse von einer starken Ausprägung der Zahnschmelzanomalie betroffen. Die tatsächliche Quote an Kreidezähnen dürfte noch höher sein, denn bei leichter Ausprägung muss nicht invasiv behandelt werden.
Zahnschmelzstörung mit gravierenden Folgen
Wissenschaftlich werden Kreidezähne als Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) bezeichnet. Es handelt sich um eine Störung in der Zusammensetzung des Zahnschmelzes (Hypomineralisation). Sie tritt hauptsächlich an den ersten bleibenden Backenzähnen (Molaren) sowie an den bleibenden Schneidezähnen (Inzisiven) auf. Manchmal sind aber auch schon Milchzähne betroffen. Die Zähne zeigen unregelmäßig ausgebildete weiße bis gelblich-braune Flecken. Bei starker Ausprägung werden die Zähne porös, anfällig für Karies und können sogar absplittern. Außerdem sind die Zähne oft extrem temperaturempfindlich. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund und Kieferheilkunde weisen in Deutschland 28 Prozent der 12-Jährigen mindestens einen ersten bleibenden Backenzahn mit einem weißen Fleck auf.
Große regionale Unterschiede
Dass bereits viele Sechs- bis Neunjährige behandlungsbedürftige Kreidezähne haben, ist nach Barmer-Aussage ein alarmierender Befund. Die aktuelle Barmer-Analyse offenbarte allerdings große regionale Unterschiede. Demnach sind vor allem Kinder im Westen und Nordosten Deutschlands von schwerer MIH betroffen. So beträgt etwa der Anteil Sechs- bis Neunjähriger mit behandlungsbedürftiger MIH in Nordrhein-Westfalen 10,2 Prozent, in Hamburg hingegen 5,5 Prozent.
In allen sozialen Schichten
Die regionalen Unterschiede lassen sich laut Barmer nicht durch unterschiedliche Zahnarztdichten erklären. Außerdem zeige die Analyse, dass Kinder aus allen sozialen Schichten häufig betroffen seien. Bisher gingen einige Studien davon aus, dass vor allem Kinder aus einkommensschwachen Elternhäusern betroffen sind.
Wodurch entsteht die MIH?
Zusammentreffen mehrerer Faktoren während der Zahnentwicklung: Infektionskrankheiten in den ersten drei Lebensjahren, chronische Atemwegserkrankungen des Kindes oder Schwangerschaftsprobleme. Diskutiert werden außerdem die Einnahme von Antibiotika sowie der Einfluss von Umwelttoxinen. Im Fokus steht hier zum Beispiel der Kunststoffweichmacher Bisphenol A.
Wichtige Maßnahmen
Die zahnärztliche Behandlung einer MIH richtet sich nach dem Schweregrad. Zum Einsatz kommen unter anderem Kunststoff-Versiegelungen oder bei Substanzverlust verschiedene Restaurationsmaterialien. Neben Fluoridierungsmaßnahmen ist es ganz wichtig, dass betroffene Kinder eine intensive Mundhygiene betreiben. Barmer; Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V. (DGZMK)