Vertrauen in Impfstoffe steigt
Für die Studie, die das Forscherteam um Heidi Larson von der London School of Hygiene & Tropical Medicine in der Fachzeitschrift „The Lancet“ vorstellte, wurden umfangreiche Daten aus 149 Ländern ausgewertet. Sie beruhten auf 290 Befragungen von über 284.000 Menschen, die zwischen September 2015 und Dezember 2019 gemacht worden waren. Darin ging es um die Beurteilung von Sicherheit, Wirksamkeit und Wichtigkeit von Impfstoffen. Demnach hielten etwa 69 Prozent der Deutschen Impfungen für wichtig, wie aus einer Studie hervorgeht. 2015 waren es lediglich 66 Prozent. Zudem stuften 59 Prozent der Befragten im Jahr 2019 Impfungen als wirksam ein, gegenüber 53 Prozent im Jahr 2015. Etwas mehr als die Hälfte gab zudem an, dass sie Impfungen für sicher hielte, wohingegen es im 2015 nur knapp 43 Prozent waren.
Insgesamt sei das Vertrauen in Impfstoffe in Europa geringer als in anderen Regionen, zum Teil sei es aber in den vergangenen Jahren gestiegen, wie es heißt. In Frankreich etwa, wo im Jahr 2015 nur rund 9 Prozent an die Sicherheit von Impfstoffen glaubten, waren es im Jahr 2019 bereits knapp 30 Prozent.
Desinformationskampagnen durch Impfgegner
In vielen Ländern habe das Vertrauen in die Wirksamkeit, die Wichtigkeit und die Sicherheit von Impfstoffen nachgelassen, schreiben die Wissenschaftler. Als einen Grund dafür nennen sie gezielte Desinformationskampagnen in der Öffentlichkeit. Im stark muslimisch geprägten Indonesien etwa hätten muslimische Geistliche es zur Sünde erklärt, sich einen Impfstoff gegen Masern, Mumps und Röteln verabreichen zu lassen. Dort ist das Vertrauen in die Sicherheit von Impfstoffen zwischen 2015 und 2019 von knapp 64 auf 50 Prozent gesunken. Auch der Glaube an Wichtigkeit und Wirksamkeit von Impfstoffen habe nachgelassen. In den Philippinen ging das Vertrauen in Impfstoffe zwischen 2015 und 2019 massiv zurück, nachdem es dort im Jahr 2017 Probleme mit einem Impfstoff gegen das Dengue-Virus gab. 850 000 Kinder erhielten den Impfstoff Dengvaxia, als sich schließlich herausstellte, dass der Impfstoff gefährlich für Personen war, die zuvor keine Dengue-Infektion durchgemacht hatten. In einem Kommentar betonen Daniel Salmon und Matthew Dudley von der Johns Hopkins Universität, dass solche Vorfälle sehr selten seien. „Die meisten Sicherheitsbedenken gegen Impfstoffe werden nicht durch wissenschaftliche Belege bekräftigt.“ Die Entwicklung von robusten wissenschaftlichen Beweisen brauche Zeit, wohingegen Anekdoten, Sensationalismus und „schwache“ Wissenschaft schneller an ihr Ziel gelangten.