Der Rücken schmerzt weniger, wenn wir ihn anschauen
Rückenschmerzen beeinträchtigen das Leben oft stark, insbesondere, wenn sie chronisch sind. Ihren schmerzenden Rücken können die Betroffenen nicht direkt sehen. Ob dies einen Einfluss auf den Schmerz hat, wollten Bochumer Psychosomatik-Wissenschaftler wissen. Für ihre Studien platzierten sie jeweils eine Videokamera hinter den Versuchsteilnehmern. Die Kamera übertrug das Bild des Rückens in Echtzeit auf einen Monitor, den die betreffende Person sehen konnte.
Eine Minute hinschauen hilft
Die Wissenschaftler konnten dokumentieren, dass bei Rückenschmerzpatienten schon das alleinige Betrachten des Echtzeitvideos vom eigenen Rücken eine Wirkung hatte: Bereits nach einer Minute Hinschauen gaben die Patienten eine geringere Schmerzintensität an.
In einer weiteren Untersuchung versetzten die Forscher den Probanden einen schmerzhaften Druckreiz auf den Rücken. Mal konnten die Teilnehmer währenddessen auf dem Monitor zuschauen, mal nicht. Das Ergebnis: Wenn die Probanden ihren Rücken betrachten konnten, gaben sie eine geringere Schmerzintensität an. Durch die zusätzliche visuelle Information wurde der Schmerzreiz im Gehirn offenbar höher aufgelöst, dadurch stärker eingegrenzt und als geringer wahrgenommen.
Das Sehen beeinflusst das Fühlen
Die Schmerzspezialisten setzen daher auch bei der Therapie auf das Zusammenwirken verschiedener Sinnesreize – auf die sogenannte multisensorische Integration. In Untersuchungen konnten sie damit schon Effekte belegen. So war beispielsweise eine Massage deutlich wirksamer, wenn die Patienten dabei zuschauen konnten. Dasselbe galt für die manuelle Therapie, das heißt eine physiotherapeutische Behandlung, bei der es unter anderem um Mobilisation geht.
Beim Spritzen hinschauen?
Die gewonnenen Erkenntnisse lassen sich aber wohl nicht auf Injektionen übertragen – im Gegenteil. Hier verhält es sich einer anderen Studie zufolge offenbar genau umgekehrt: Bekommt man eine Spritze, empfindet man diese als unangenehmer, wenn man das Geschehen gleichzeitig visuell mitverfolgt. Quelle: Ruhr-Universität Bochum (RUB)