Späte Vaterschaft: Älterer Vater: Risiko für Mutter und Kind
Die biologischen Unterschiede bei der Keimzellentwicklung begründen wohl die bisherige Fehlannahme. So sind die Keimzellen der Frau bereits zum Zeitpunkt ihrer Geburt als lebenslanger Pool von rund 400.000 unreifen Eizellen pro Eierstock angelegt und altern daher auch schon von da an. Männer dagegen produzieren im Laufe ihres Lebens Millionen Spermien immer wieder neu. Daraus leitete sich die Annahme ab, männliche Keimzellen würden nicht altern.
Auch Spermien altern
Doch Reproduktionsmediziner stellen jetzt klar: Auch Spermien altern. So könne bei älteren Männern die Integrität der Spermien-DNA beeinträchtigt sein, etwa durch genetische und epigenetische Veränderungen. Dadurch könne sowohl die Entwicklung des Embryos als auch die der Plazenta beeinträchtigt werden.
Mehr Fehlgeburten
Eine aktuell im British Medical Journal veröffentlichte Kohortenstudie liefert eindrucksvolle Ergebnisse. Forscher werteten vorliegende Daten von mehr als 40,5 Millionen Lebendgeburten in den USA zwischen 2007 und 2016 aus. Es zeigte sich, dass die Schwangerschaften mit den ältesten Vätern den ungünstigsten Verlauf nahmen. Ein Alter des Vaters ab 45 Jahren bedeutete ein signifikant höheres Risiko für eine Frühgeburt sowie ein niedriges Geburtsgewicht gegenüber einem väterlichen Alter zwischen 25 und 34 Jahren.
Erhöhtes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes
Ein höheres Alter des Vaters begünstigt aber nicht nur Komplikationen beim Kind, sondern auch bei der Mutter: Das Risiko für die Frau, einen Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln, nahm mit einem 45- bis 54-jährigen Mann um 28 Prozent zu. Bei einem männlichen Alter ab 55 Jahren erhöhte es sich sogar um 34 Prozent.
Gefahren kennen
Was in der alternden Keimzelle genau vor sich geht, wird derzeit noch erforscht. Paare mit Kinderwunsch sollten aber wissen, dass mit steigendem väterlichem Alter die Spermaqualität abnimmt und die gesundheitlichen Risiken für Mutter und Kind gravierend sein können. Frühere Untersuchungen haben bereits gezeigt, dass beim Kind das Auftreten von Autismus und Schizophrenie mit dem Alter des Vaters assoziiert ist.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie