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Zum Anti-Prokrastinations-Tag am 6. September: Was ist eigentlich Prokrastination?

Mann liegt auf dem boden, Laptop und Bücher liegen auf dem Boden vor ihm
Wenn das Aufschieben pathologisch wird, spricht man von Prokrastination. | Bild: Zarya Maxim / AdobeStock

Es ist eigentlich ein bekanntes Alltagsphänomen: Unliebsame Aufgaben schiebt man gerne geraume Zeit vor sich her, anstatt sie sofort zu erledigen – sei es im Beruf, im Studium oder die Steuererklärung. 

Wegen eines solchen, weit verbreiteten und allzu menschlichen Verhaltens muss sich noch niemand ernsthaft Sorgen machen. In einer Studie gaben nur zwei Prozent der Befragten an, niemals aufzuschieben.

Problematisch wird das Verhalten jedoch dann, wenn jemand durch immer weiteres Aufschieben langfristig gravierende Nachteile erfährt. Wenn das Aufschiebeverhalten zu Leiden und Beeinträchtigungen im Studium, Beruf oder in anderen Lebensbereichen führt, spricht man von „Prokrastination“. 

Der Begriff leitet sich vom lateinischen Wort „procrastinare“ ab, welches „vertagen“ oder „aufschieben“ bedeutet.

Prokrastination kein Ausdruck von Faulheit

Die krankhafte „Aufschieberitis“ wird oft als Ausdruck von Faulheit angesehen. Doch mit Faulheit hat Prokrastination nichts zu tun. So sind die Betroffenen auch keinesfalls untätig. Vielmehr sind sie ständig mit anderen, vermeintlich wichtigeren Dingen beschäftigt. So wird etwa statt der Steuererklärung ein gründlicher Frühjahrsputz erledigt oder statt zu lernen, das Zimmer neu tapeziert. 

Bei der Prokrastination handelt es sich also um ein bewusstes, aber dennoch irrationales Verhalten: Wer prokrastiniert, hat eine Aufgabe, die er eigentlich erledigen möchte, entscheidet sich aber trotzdem dagegen. Der Betroffene weiß, dass das falsch ist und sich irgendwann negativ für ihn auswirken wird, schiebt aber dennoch weiter auf.

Was sind die Ursachen für Prokrastination?

Doch warum schieben Menschen Tätigkeiten auf, obwohl sie die negativen Folgen absehen können? Eine Erklärungsmöglichkeit ist: Die Betroffenen haben bezüglich der aufgeschobenen Tätigkeit Versagensängste. 

Vielleicht ist der eigene Leistungsanspruch zu hoch und das selbst gesteckte Ziel daher nur schwer zu erreichen. Man weicht deshalb auf einfachere Ersatzhandlungen aus.

Psychologen nennen weitere Faktoren, die eine Prokrastination begünstigen. Dazu gehören mangelnde oder unrealistische Planung, Defizite im Zeitmanagement oder in der Konzentrationsfähigkeit, Fehleinschätzungen der Aufgabe oder der eigenen Leistungsfähigkeit. Prokrastination wird deshalb unter die Kategorie „Arbeitsstörung“ eingeordnet bzw. als „Problem der Selbststeuerung“ bezeichnet.

Prokrastination kann auch im Rahmen einer psychischen Störung auftreten, etwa einer Depression, einer Angststörung oder der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). In solchen Fällen sollte die primäre psychische Störung behandelt werden. Doch umgekehrt kann auch chronisches Aufschieben zum Auslöser für psychische Beeinträchtigungen werden.

Spezielle Therapieangebote für Prokrastination

Prokrastination wird inzwischen immer häufiger festgestellt, insbesondere unter Studierenden. Für Betroffene gibt es daher spezielle Hilfsangebote in Form von Beratung, Kursen oder Psychotherapie, in denen Strategien zur Verhaltensänderung vermittelt werden.

Weitere Informationen erhalten Betroffene unter

Prokrastination in Kürze

  • Krankhaftes Aufschiebeverhalten, das langfristig mit negativen beruflichen oder persönlichen Folgen verbunden ist; klinisch relevante Arbeitsstörung bzw. Selbststeuerungsstörung
  • Notwendige Tätigkeiten werden immer wieder aufgeschoben, obwohl eigentlich Zeit zu ihrer Erledigung zur Verfügung gestanden hätte. Stattdessen werden Ersatztätigkeiten ausgeführt.
  • Mögliche Ursachen: zu hoher Leistungsanspruch, Versagensängste, mangelndes Selbstmanagement, psychische Störungen
  • Vor allem junge Menschen – insbesondere Studierende – sind betroffen.
  • Behandlungsmöglichkeiten: verhaltenstherapeutische Maßnahmen zur Verbesserung der Selbststeuerung