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Erste Tarifrunde gescheitert – wie geht es jetzt weiter?

Die Arbeitgeber-Vertreter wiesen die Forderung von Adexa mit dem Argument ab, dass dann nichts mehr für die Inhaber bliebe. | Bild: contrastwerkstatt / Adobe Stock

Eine Gehaltserhöhung von 5,6 Prozent für alle Berufsgruppen und Auszubildende sowie eine Honorierung von regelmäßig geleisteten Fort- und Weiterbildungen forderte die Apothekengewerkschaft Adexa von den Arbeitgebern.

Diese Forderungen wies der Arbeitgeberverband ab. Man müsse, so der Vorsitzende des ADA, auch an die kleineren Apotheken denken, deren Umsatz weit unter 2,5 Millionen Euro pro Jahr liege. Immerhin mache dies 60 Prozent aller Apotheken aus. Die Apothekeninhaber, so Hasse, hätten 2017 lediglich einen Zuwachs von drei Prozent gehabt und gleichzeitig seien zwei Prozent vom Rohgewinn weggebrochen. Würde man der Adexa-Forderung nachgeben, bleibe für die Inhaber nichts mehr übrig.

Stattdessen schlug man der Gewerkschaft eine Einigung auf Basis des seit Anfang des Jahres gültigen Tarifvertrages mit dem TGL Nordrhein vor. Dieser trat am 1. Januar 2018 in Kraft und hat eine Laufzeit von 24 Monaten. Im Schnitt beträgt die Gehaltserhöhung im Kammerbezirk Nordrhein 3 Prozent. Außerdem wurde mit Ausnahme der Apothekenassistenten jeweils eine neue Berufsjahresgruppe ab dem 10. Berufsjahr eingeführt. Bisher konnten PTA in Nordrhein ab dem 8. Berufsjahr keinen tariflichen Sprung mehr machen. Der ADA hatte vorgeschlagen, auch die Berufsjahresklassen beim bundesweiten Gehaltstarifvertrag denen des für Nordrhein geltenden Tarifvertrages anzupassen. Die Berufsjahresklassen im Bereich des ADA sind jedoch nicht mit denen des Kammerbezirks Nordrhein zu vergleichen. Im Vergleich zu Nordrhein würden zwei Berufsjahresgruppen entfallen. Und zwar genau die, in denen sich die meisten PTA eingruppieren. Legt man diese Tatsache zugrunde, kommen unterm Strich lange nicht die 3 Prozent plus heraus wie beim Tarifabschluss im Kammerbezirk Nordrhein. Wäre die Apothekengewerkschaft dem Vorschlag des ADA gefolgt, bekäme eine PTA im 3.-5. Berufsjahr durch die Umsortierung in den Berufsgruppen lediglich einen Zuschlag von 0,14% Prozent, umgerechnet weniger als 3,00 Euro. Eine PTA ab dem 15. Berufsjahr nur 8,00 Euro mehr pro Monat. Diesen Vorschlägen konnte und wollte, so Adexa's Zweite Vorsitzende Tanja Kratt, die Apothekengewerkschaft natürlich nicht folgen. Das Angebot seitens der Arbeitgeber, auf den Tarif Nordrhein „noch etwas drauf zu legen“ klingt in diesem Zusammenhang schwammig. Auf Nachfrage der Kollegen der Apotheker Zeitung (AZ) wollte sich ADA-Chef Hasse dazu nicht weiter äußern.

Die Adexa-Forderung in Zahlen

Adexa geht auch in die zweite Tarifrunde mit ihrer Forderung in Höhe von 5,6% mehr Gehalt für alle Berufsgruppen. Für PTA bedeutet das:

1.-2- Berufsjahr +112,95 Euro
3.-5. Berufsjahr +119,00 Euro
6.-8. Berufsjahr +129,19 Euro
9.-14. Berufsjahr +140,28 Euro
ab 15. Berufsjahr +146,33 Euro

Keine Honorierung von Leistung

Auch das Konzept von Adexa, Filialleiter/-innen beziehungsweise Angestellte, die sich regelmäßig fortbilden, besser zu stellen, wurde vom Arbeitgeberverband abgelehnt. Eine leistungsorientierte Bezahlung, so ADA-Chef Hasse, habe sich auch in anderen Branchen nicht bewährt. Adexa ist enttäuscht von der „fehlenden Bereitschaft der Arbeitgeber, Apothekenberufe attraktiver zu gestalten“, so die Zweite Vorsitzende der Apothekengewerkschaft Kratt in ihrem Statement nach den Tarifverhandlungen.

Wie geht es nun weiter?

Wie geht es nach der ersten „gescheiterten“ Runde weiter. Was macht die ADEXA-Tarifkommission? Wir haben mit der Zweiten Vorsitzenden von Adexa und Leiterin der Tarifkommission, Tanja Kratt, gesprochen.

„Wir erwarten, dass der Arbeitgeberverband Deutscher Apotheken (ADA) uns einen neuen Terminvorschlag für August unterbreitet. Die ADEXA-Kommission hat in der Verhandlung klar gefordert, dass der ADA jetzt ein akzeptables Gehaltsangebot machen muss. Mit einer Umgruppierung der Gehaltsklassen nach dem Modell von Nordrhein sind wir jedenfalls nicht einverstanden. Unsere Kommission ist aber zu neuen Gesprächen bereit.“

Was sagen Sie zu der Aussage seitens vieler Apotheker, dass sie eine Gehaltserhöhung in der derzeitigen wirtschaftlichen Situation nicht leisten können?

Es wird immer Apotheken geben, deren wirtschaftliche Situation sich gerade nicht gut darstellt. Allerdings wird uns dieses Argument seit Jahren immer wieder vorgehalten und dennoch muss es möglich sein, die Mitarbeiter angemessen zu entlohnen.

Einige PKA haben sich zu Wort gemeldet und die Befürchtung, dass sie „vergessen“ wurden.

Nein, selbstverständlich haben wir die PKA nicht vergessen. Unsere Forderungen gelten für alle Berufsgruppen und auch für Auszubildende.

Was erwarten Sie für die zweite Runde?

Wir erwarten – wie gesagt – ein akzeptables Angebot, das auch zügig umgesetzt wird. Immerhin lief der Tarifvertrag bereits Ende Mai aus, und die Mitarbeiter sollen nicht länger auf ihre Gehaltserhöhung warten müssen.

PTA in Sachsen müssen sich gedulden

Unabhängig davon, wie die zweite Verhandlungsrunde ausgehen wird: PTA in Sachsen müssen zunächst weiter auf eine Gehaltserhöhung warten. Der Bundesrahmentarifvertrag hat dort keine Gültigkeit. 1997 war der Sächsische Apothekerverband (SAV) aus dem Arbeitgeberverband ADA und damit auch aus der Tarifgemeinschaft ausgetreten. Grund hierfür waren nach Angaben des SAV die strukturellen Besonderheiten in Sachsen. Vergangenes Jahr suchte der SAV jedoch ehrenamtliche Mitglieder für eine Tarifkommission und hat sich entschieden, neue Gespräche mit der Apothekengewerkschaft Adexa über eine Rückkehr in die Tarifgemeinschaft aufzunehmen, hieß es in einem Schreiben an die Apotheken Ende letzten Jahres. PTA können also auch in Sachsen auf eine grundlegende Festlegung der Arbeitsbedingungen hoffen.