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Der besondere Rückblick: Potent seit 20 Jahren

Bild: jopix.de / Adobe Stock

Willkommene Nebenwirkung

Ende der 1980er-Jahre untersuchten Wissenschaftler einen neuen Wirkstoff der Firma Pfizer in klinischen Studien. Da die Substanz Sildenafil gefäßerweiternd wirkte, ging man davon aus, sie gegen Bluthochdruck und Angina pectoris einsetzen zu können. Doch statt der erhofften Wirkung machten die Ärzte eine erstaunliche Beobachtung: Manche männlichen Studienteilnehmer wollten die übrig gebliebenen Tabletten nicht zurückgeben. Die Behandlung hatte nämlich einen willkommenen Effekt: Es verbesserte sich die Erektionsfähigkeit.

Medikament gegen erektile Dysfunktion

Nun prüfte man, ob sich aus der erstaunlichen Nebenwirkung eine Hauptwirkung machen ließ. Über 4.000 Männer erprobten den neuen Wirkstoff – mit Erfolg. In Deutschland war Viagra® ab Oktober 1998 erhältlich. Die Einführung dieses Medikaments revolutionierte die Therapie der erektilen Dysfunktion. Zuvor waren die Behandlungsmöglichkeiten auf schmerzhafte Injektionen in den Penis, Vakuumpumpen oder operative Eingriffe beschränkt.

Gezielte Enzymhemmung

Sildenafil ist der erste Vertreter der Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer). Die Substanz hemmt das Enzym Phosphodiesterase Typ 5, das unter anderem in den Schwellkörpern des Penis vorkommt. Dadurch vermindert sich der Abbau von cyclischem Guanosinmonophosphat (cGMP). Die höhere Konzentration an cGMP führt zur Entspannung der glatten Muskulatur in den Schwellkörpern und damit zum erhöhten Bluteinstrom in den Penis.

Berechtigte Rezeptpflicht

Mittlerweile sind noch drei weitere Phosphodiesterase-5-Hemmer (PDE-5-Hemmer) auf den Markt gekommen: Tadalafil (Cialis®), Vardenafil (Levitra®) und Avanafil (Spedra®). Sildenafil und Tadalafil sind auch als Generika erhältlich. Wegen ihres Nebenwirkungspotenzials und möglicher Wechselwirkungen sind Viagra® und Co. bei uns nach wie vor rezeptpflichtig. In einigen anderen Ländern, zum Beispiel in Großbritannien und Polen, hat inzwischen eine Befreiung von der Verschreibungspflicht stattgefunden. Warnen sollte man vor einem Erwerb auf dem Schwarzmarkt. Da die hier angebotenen Präparate teilweise gepanscht sind, ergeben sich unkalkulierbare Risiken.

Mehr als ein Potenzmittel

Den Wirkmechanismus der PDE-5-Hemmung macht man sich mittlerweile auch auf anderem Gebiet zunutze. So führt Sildenafil bei Patienten mit pulmonaler Hypertonie zu einer Gefäßerweiterung im Lungengewebe und wird deshalb seit über zehn Jahren als Revatio® bei Lungenhochdruck eingesetzt. Zudem gibt es wissenschaftliche Hinweise darauf, dass der PDE-5-Hemmer noch weiteres therapeutisches Potenzial haben könnte, etwa bei einigen Krebserkrankungen, vaskulärer Demenz oder Typ-2-Diabetes. Quellen: Pfizer Deutschland GmbH; DAZonline; DAZ Nr. 13, S. 26