Damit kleine Wunden keine großen Spuren hinterlassen: Gefahr im Garten
Schnitt- und Schürfwunden
Das Gute zuerst: Kleinere Wunden wie Schürf- oder Schnittverletzungen heilen meist problemlos ab. Allerdings besteht die Gefahr einer Wundinfektion auch schon bei kleinsten offene Stellen der Haut (z. B. durch den Stich der Dorne einer Rose). Schürfwunden, die beispielsweise durch dorniges oder scharfblättriges Gebüsch entstehen können, sind im Vergleich zu kleinen Schnittverletzungen meist deutlich schmerzhafter, da nur die obersten Hautschichten betroffen sind und dadurch die Nervenenden der darunter liegenden Hautschichten freiliegen. Doch wie geht man richtig vor, wenn man sich eine Bagatellverletzung zugezogen hat?
Reinigen und Desinfizieren
An erster Stelle der richtigen Wundversorgung stehen Reinigung und Desinfektion. Schmutzpartikel können aus kleineren Wunden unter trinkbarem Leitungswasser herausgespült werden, bevor ein Desinfektionsmittel auf die offene Stelle aufgetragen wird. Denn oftmals verbleiben doch noch Keime aus dem Erdreich in der Wunde. Hier gibt es spezielle Desinfektionssprays mit dem Wirkstoffen Octenidin (z.B. Octenisept Wund-Desinfektion®) oder Polihexanid (z.B. Hansaplast® Wundspray), die beim Auftragen nicht brennen, ein breites Wirkspektrum gegen Viren und Bakterien aufweisen und somit das Infektionsrisiko reduzieren. Diese sind auch schon bei Kindern und Kleinkindern ohne Einschränkung einsetzbar. Ein weiteres Wunddesinfektionsmittel ist Povidon-Iod, enthalten in Braunol®, Betaisodona® oder Polysept®, das sowohl als Salbe oder Lösung in der Apotheke erhältlich ist. Es sollte jedoch nicht auf stark blutende oder eiternde Wunden aufgetragen werden, weil der Wirkstoff durch Blut und Eiter inaktiviert wird. Eine weitere Kontraindikation von Povidon-Iod besteht bei Hyperthyreose, da Iod durch Resorption aus der Wunde systemische Effekte hervorrufen kann. Der Kunde sollte zudem vor der Anwendung auf die Braunfärbung von Textilien hingewiesen werden. Mit dem Wirkstoff Tyrocidin stehen bei den frei verkäuflichen Arzneimitteln noch ein Gel und Puder mit einer antimikrobiellen Wirkung zur Verfügung (Tyrosur®), der bei kleinen, oberflächlichen, wenig nässenden Wunden eingesetzt werden kann.
Trocken abdecken
Die Wunde sollte nach der Desinfektion abgedeckt werden, um das weitere Einschleusen von Krankheitserregern zu vermeiden. Hier sind entweder Wundkompressen (z.B. ES®-Kompressen) oder Pflaster Mittel der Wahl. Zur patientenindividuellen Abdeckung der Wunde sind die Pflaster in verschiedenen Formen, Größen, in unterschiedlichem Material oder mit variierenden Klebeeigenschaften (z.B. Ratioline® sensitiv Wundschnellverband, Hansaplast® Extra Robust Waterproof) erhältlich, als Strips oder als Meterware zum Abschneiden. Mit Silber beschichtete Pflaster bieten den Vorteil, dass sie zusätzlich antibakteriell wirken, was das Risiko von Infektionen weiter reduziert (z.B. Hansaplast® Elastic MED, Dermaplast® Medical Infektionsgefährdete Wunden). Bei stark nässenden Wunden besteht bei der trockenen Wundheilung allerdings die Gefahr, dass die Wunde mit dem Pflaster verklebt und es dadurch bei einem Pflasterwechsel zu einer erneuten Traumatisierung der Wunde kommt.
Feuchte Wundheilung
Um der erneuten Traumatisierung der Wunde durch den Pflasterwechsel entgegenzuwirken, kann auf eine feuchte Wundbehandlung zurückgegriffen werden. Zusätzlich ist ein feuchtes Wundmilieu für den natürlichen Regenerationsprozess der Haut von Vorteil und beschleunigt damit die Heilung. In der Apotheke stehen hier zahlreiche Produkte zur Verfügung (Hansaplast® Schnelle Heilung, Ratioline® protect Gelpflaster, DermaPlast® zuschneidbares Hydrokolloidpflaster, Dermaplast® Medical Schürfwunden). Durch die feuchten Wundauflagen wird überschüssiges Wundexsudat aufgenommen und somit die Granulations- und Epithelisierungsphase unterstützt. Zusätzlich wird das Risiko einer Narbenbildung reduziert. Einen besonders hohen Stellenwert hat die feuchte Wundbehandlung vor allem bei chronischen Wunden (z.B. bei Diabetikern). Hier werden hydroaktive Wundauflagen sowohl als Pflaster als auch als Gele eingesetzt.
Pflaster zum Sprühen
Eine Besonderheit unter den Pflastern sind sogenannte Sprühpflaster (z.B. Hansaplast® Sprüh-Pflaster, DermaPlast® ProtectSpray). Diese enthalten einen Filmbildner in einem Lösungsmittel, welches beim Auftragen schnell verdampft. Das aufgesprühte Pflaster ist wasserdicht und elastisch, sollte jedoch nicht auf blutende oder infizierte Wunden aufgetragen werden.
Besser zum Arzt
Die Wunde sollte in den nächsten Tagen immer im Auge behalten werden. Eine leichte Rötung und Schwellung ist meist nicht weiter schlimm, sondern signalisiert eine leichte Entzündung. Breiten sich Rötung und Schwellung jedoch weiter aus, sollte unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Falls trotz sorgfältiger Erstversorgung eine Infektion der Wunde stattgefunden hat, wird der Arzt ein Antibiotikum verordnen.
Ein Blick ins Impfbuch
Bei einer Gartenverletzung sollte man unbedingt seinen TETANUS-IMPFSTATUS überprüfen, denn Tetanus (Wundstarrkrampft) ist weltweit verbreitet. Die Erkrankung hat ihren Namen durch die Symptome, die eine Infektion hervorruft: Die Bakterien vermehren sich in der Wunde und geben ein Toxin ab, das zu starken Krämpfen der Muskulatur führt. Der einzige Schutz vor einer Tetanus-Erkrankung ist die Impfung! Auch heute sterben noch viele Menschen an dieser Krankheit, vor allem in feuchtwarmen Ländern und Gebieten mit einer schlechten medizinischen Versorgung. Die Übertragung von Clostridium tetani erfolgt durch verletzte Haut, das Bakterium findet sich vor allem in der Erde, Schmutz und Straßenstaub. Wichtig ist zu wissen, dass das Tetanus-Bakterium widerstandsfähig gegen Hitze und Desinfektionsmittel ist.
Immunisierung gegen Tetanus
Die Grundimmunisierung gegen Tetanus ist in der Regel durch den Kinderarzt erfolgt. Die erste Auffrischung erfolgt normalerweise im fünften/sechsten Lebensjahr, die zweite im neunten bis 17. Lebensjahr (Empfehlung der STIKO). Danach sind Auffrischimpfungen alle zehn Jahre nötig, um den Impfschutz zu gewährleisten. Dies wird in der Regel mit einem Kombinationsimpfstoff gegen Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten durchgeführt. Sollte kein Impfschutz vorhanden sein oder ist der Immunstatus unklar und besteht der Verdacht auf eine Infektion mit dem Bakterium Clostridium tetani, so wird zur Postexpositionsprophylaxe simultan aktiv (z.B. Tetanol®) und passiv (Tetagam®) geimpft.
Vorbeugen ist besser
Damit es erst gar nicht zu kleinen Wunden bei der Gartenarbeit kommt, kann man Arbeitshandschuhe tragen – sie schützen vor Verletzungen. Da man kleinere Unfälle jedoch nie völlig ausschließen kann, sollte in jedem Haushalt eine Erste-Hilfe-Ausstattung vorhanden sein.