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Vaginalmykosen in der Schwangerschaft: Immer ein Fall für den Arzt?

Schwangere können bei einer Vaginalinfektion nicht in der Selbstmedikation behandelt werden. | Bild: sp4764 / Adobe Stock

Zwei Drittel aller Frauen leiden mindestens einmal in ihrem Leben unter einer Vaginalmykose, 20% mehrmals und fünf Prozent trifft es viermal im Jahr und häufiger. In der Schwangerschaft ist das Risiko für die Entwicklung einer Vaginalmykose erhöht: etwa 10 bis 20% sind betroffen. Untersuchungen haben gezeigt, dass in den letzten Schwangerschaftsmonaten sogar bei einem Drittel der Schwangeren die Anzahl der Hefepilze in der Scheide deutlich erhöht ist. Die Gründe, weshalb gerade Schwangere anfällig für Vaginalmykosen sind sind hormonelle Veränderungen und Schwankungen, die den Stoffwechsel in der Vaginalschleimhaut verändern, eine oft übertriebene Hygiene, die das Gleichgewicht der Besiedelung stört und durchaus auch Ernährungsmängel welche das Immunsystem schwäche.

Keine Selbstmedikation während der Schwangerschaft

So harmlos Pilzinfektionen prinzipiell auch sind, gilt es für Schwangere schnell zu handeln um eine Gefährdung des Neugeborenen zu vermeiden. Bleibt eine Vaginalmykose während der Schwangerschaft unerkannt, können sich bei der Geburt die Erreger auf die Haut des Kindes übertragen. Eine solche Infektion führt innerhalb der ersten ein bis drei Wochen bei fast allen Kindern zu einer starken Mykose. Frühgeborene haben ein besonders hohes Risiko und können an einer Candida-Sepsis versterben. Doch nicht nur die Folgen postpartum, also nach der Geburt sind gefährlich: Von den derzeit etwa sechs Prozent der zu früh geborenen Kindern wird ein großer Teil der Frühgeburten durch aufsteigende Infektionen verursacht. Diese können einen vorzeitigen Blasensprung und Wehen auslösen. Normalerweise kann eine Pilzinfektion gut in der Selbstmedikation behandelt werden. Dies gilt jedoch nicht für die Schwangerschaft. Die Behandlung von Vaginalmykosen in der Schwangerschaft darf ausschließlich unter Kontrolle des Arztes erfolgen.

Der Übeltäter: Candida albicans

Meist ist der Hefepilz Candida albicans die Ursache von Vaginalmykosen. Auch bei gesunden Frauen können um und am Körper Hefepilze in geringer Menge nachgewiesen werden. Beispielsweise im Mund, im Magen-Darm-Trakt oder auch in der Vagina. Unter gesunden Bedingungen herrscht in der Scheide ein saures Milieu (pH etwa 4,5). Dieses saure Milieu, für das vor allem Milchsäurebakterien, verantwortlich sind, hält die Pilzbesiedelung in Sach. Bei einer gesunden Frau befinden sich Bakterien und Hefepilze in einem stabilen Gleichgewicht. Komm es zu einem Ungleichgewicht, können die Pilze sich unkontrolliert vermehren. Die Folge ist eine Infektion mit unangenehmen und in der Schwangerschaft gefährlichen Folgen.

Pilzinfektionen machen sich durch unangenehme Symptome bemerkbar:

  • Juckreiz und Brennen im Bereich des Scheideneingangs und der äußeren Genitalien
  • Vermehrter weißer oder gelblicher Ausfluss von krümeliger Konsistenz, geruchlos
  • Evtl. Schwellung des betroffenen Bereiches durch die Infektion

In der Schwangerschaft können die Symptome einer Vaginalmykose jedoch auch unspezifisch sein was eine Selbstmedikation zusätzlich ausschließt. Bei ersten Anzeichen sollte die werdende Mutter also umgehend Kontakt zu ihrem Gynäkologen aufnehmen. Stellt sich bei der Untersuchung heraus, dass die Frau unter einer Vaginalmykose leidet, soll die Therapie umgehend begonnen werden, auch wenn die Schwangere (noch) keine Symptome hat. 

Clotrimazol das (einzige) Mittel der Wahl

Eine Vaginalmykose lässt sich auch während einer Schwangerschaft sicher und wirksam lokal medikamentös behandeln. Die Auswahl der Wirkstoffe ist jedoch begrenzt auf Clotrimazol. Es ist das Referenz- und Standardtherapeutikum bei Vaginalmykosen und seit 2005 das einzige lokale Antimykotikum, welches für alle Phasen der Schwangerschaft zugelassen ist. Clotrimazol ist ein gut wirksames Breitspektrum-Antimykotikum aus der Gruppe der Imidazol-Derivate. Es wirkt durch eine Hemmung der Ergosterolsynthese und verursacht dadurch bei Pilzen eine Schädigung der Zellmembran. Clotrimazol wird zur lokalen Therapie oberflächlicher Pilzinfektionen der Haut und der Vagina angewendet. Die Resorption über die Haut oder Schleimhäute ist minimal. Der Behandlungserfolg tritt meist nach drei bis vier Tagen ein: Juckreiz und Brennen lassen nach, der Ausfluss nimmt ab. Clotrimazol steht als Vaginaltablette, Creme oder Kombi-Therapie (Vaginaltabletten und Creme zur gleichzeitigen Behandlung des inneren und äußeren Genitalbereiches) zur Verfügung.

Wichtiger Beratungshinweis

Normalerweise wird für die intravaginale Anwendung eines Antimykotikums ein Applikator verwendet, der das Präparat tief in die Scheide einführt. Dieser sollte während der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden, um eventuelle Irritationen am Muttermund durch den Applikator zu vermeiden.

Tipps zur Prophylaxe

  • Unterwäsche aus Baumwolle tragen. Diese sind atmungsaktiv und lassen sich zudem bei mindestens 60°C in der Waschmaschine waschen, sodass Pilzerreger zuverlässig abgetötet werden.
  • Auf Intimsprays und das Tragen von Slipeinlagen mit luftundurchlässiger Beschichtung sollte vor allem während der Schwangerschaft verzichtet werden.
  • Nicht zu lange und zu heiß baden. Dabei auf parfümierte Seifen und Badezusätze verzichten. Diese können den Säureschutzmantel der Haut und Schleimhäute angreifen. Deshalb besser neutrale Produkte empfehlen.
  • Handtücher und Waschlappen sollen Schwangere nicht mit anderen Familienmitgliedern teilen.
  • Empfehlen Sie Ihren Kundinnen eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung mit viel frischem Gemüse. Vorsicht ist vor allem bei zuckerhaltigen Lebensmitteln geboten, die einen Idealen Nährboden für Infektionen begünstigen können. Positive Einflüsse auf das Risiko vaginaler Infektionen werden fermentierten und milchsauer vergorernen Lebensmitteln wie Joghurt, Quark, Dickmilch, Kefir etc. nachgesagt. Hierzu ist die Studienlage jedoch, gerade was das „Überleben“ der enthaltenen Bakterien der Darmpassage angeht, unklar.
  • Beim Toilettengang sollten insbesondere Schwangere – auch wenn es irgendwann beschwerlich wird – auf die richtige Wischtechnik achten um zu vermeiden, dass Darmbakterien in den Bereich der Scheide kommen.

Früherkennung und Prophylaxe kurz vor der Geburt

Um Infektionen des Ungeborenen vorzubeugen, sucht der Arzt ab der 34. Schwangerschatfswiche mit einem Abstrich nach Keimen. Bei Frauen, die in der Vergangenheit anfällig für solche Infektionen waren, kann auch eine frühere regelmäßige Kontrolle sinnvoll sein. Viele Ärzte führen bei positivem Befund kurz vor der Geburt eine antimykotische Behandlung bei der Schwangere durch, um den Geburtskanal von Hefepilzen zu befreuen und so eine Übertragung von Pilzen während der Geburt auf das Neugeborene zu verhindern. Gerade in den ersten Lebenstagen haben Neugeborenen Hefepilzen nichts entgegenzusetzen, da sich ihr Immunsystem erst noch entwickeln muss. Prophylaxe kann also sinnvoll sein.