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Trimbow: Das erste Dosieraerosol bei COPD mit drei Wirkstoffen

Verpackung vom Arzneimittel Trimbow
Der erste Inhalator, der LAMA, LABA und ICS kombiniert: Trimbow®. | Bild: Chiesi

Was kombiniert Trimbow? Das Dosieraerosol enthält einen LAMA, einen LABA und ein inhalatives Cortison. LAMA und LABA? Die Abkürzungen stehen bei LAMA für „langwirksamer Muscarinrezeptor-Antagonist“ und bei LABA für „langwirksamer Beta-2-Rezeptor-Agonist“. Beide Arzneimittelklassen wirken bronchienerweiternd beziehungsweise antiobstruktiv. 

Diese Bronchodilatation erfolgt in Trimbow somit zweifach, durch den LAMA Glycopyrroniumbromid und den LABA Formoterol. Als einziger Inhalator kombiniert Trimbow zusätzlich noch ein inhalatives Corticosteroid, Beclometason, das die Entzündung hemmen soll. Macht das Sinn? Und wenn ja, für wen?

Für wen eignet sich Cortison zur Inhalation bei COPD?

Alle drei Wirkstoffe – Glycopyrroniumbromid, Formoterol und Beclometason – sind nicht neu für COPD-Patienten. Neu ist aber, alle drei zu kombinieren. Das macht allerdings nur für einen überschaubaren Patientenkreis Sinn. Denn Beclometason beziehungsweise inhalatives Cortison (ICS) hilft nur wenigen Patienten, und zwar solchen mit mittelschwerer bis schwerer COPD. 

Das Krankheitsgeschehen bei COPD ist, ganz im Gegensatz zu Asthma, nicht corticoid-empfindlich. Und nur Patienten mit schwereren COPD-Formen nutzt Cortison: Ärzte können ICS als Therapie für diejenigen COPD-Patienten in Betracht ziehen, die wiederholt, also mindestens zweimal pro Jahr, unter akuten Verschlechterungen (Exazerbationen) ihrer Erkrankung leiden.

Eignen sich LAMA und LABA für alle COPD-Patienten?

Ganz im Gegensatz zu ICS, bilden die bronchienerweiternden, inhalativen Arzneimittel die tragende Säule der COPD-Therapie. Der Arzt sollte Muscarinrezeptor-Antagonisten oder Beta-2-Sympathomimetika jedem Patienten mit COPD als erstes verschreiben. 

Hierbei ist es für die Kontrolle der Basissymptome egal, ob der Arzt seinem COPD-Patienten einen LAMA oder LABA verordnet – sie sind bei der Basistherapie der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung gleichwertig. 

Allerdings: Kommt es zu akuten Verschlechterungen der Atemwegs-Symptomatik, beispielsweise durch einen Infekt, sind LAMA den LABA überlegen.

Müssen Patienten Trimbow schütteln?

Da das neue Dosieraerosol Trimbow die drei Wirkstoffe bereits als Lösung enthält, entfällt das Schütteln des Sprays für die Patienten vor der Inhalation. Worauf PTA aber wie bei jedem cortisonhaltigen Inhalator in jedem Fall hinweisen sollten: Patienten sollten nach der Inhalation den Mund ausspülen. Das entfernt Cortisonreste von der Schleimhaut und beugt Pilzerkrankungen (Mundsoor) vor.

Kritik für Trimbow 

Ein bisschen Kritik musste der Trimbow-Hersteller Chiesi bereits einstecken. Experten bemängelten, dass Chiesi sein Trimbow nur im Vergleich zu einer Zweifach-Kombi aus Cortison und Beta-2-Agonist untersuchen ließ. 

Interessant wäre allerdings gerade der Zusatznutzen von Cortison inhalalativ verglichen mit eine LAMA/LABA-Kombination gewesen, um herauszufinden: Nutzt ICS den COPD-Patienten über eine Therapie mit LAMA/LABA hinaus? Und wenn ja, wie groß ist dieser Nutzen? Sprich LAMA/LABA versus LAMA/LABA/ICS bei COPD-Patienten. 

Somit bleibt die Frage offen – kommt der Nutzen von Trimbow durch das Cortison oder vielleicht nicht doch durch die zusätzliche Bronchienerweiterung mit dem LAMA Glycopyrroniumbromid?

Mit dieser Frage des Zusatznutzens wird der Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) beziehungsweise das IQWiG (Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen) Chiesi aber wohl spätestens bei der frühen Nutzenbewertung von Trimbow konfrontieren.

Was bei COPD-Patienten, für die für eine Therapie mit Trimbow infrage kommt, jedoch sicherlich Zuspruch findet: Drei inhalative Arzneimittel in nur einem Inhalator zu kombinieren. Manchen Patienten erleichtert es die Therapie, wenn sie anstelle von zwei oder drei Inhalatoren nur mehr einen anwenden müssen.

Bezahlen die Krankenkasse Trimbow?

Die Krankenkassen erstatten die neue Dreifachkombi Trimbow. Laut Chiesi können Ärzte privat und gesetzlich versicherten COPD-Patienten Trimbow verordnen. Manche Krankenkassen haben bereits Rabattverträge mit Chiesi geschlossen, unter anderem die AOK Rheinland Hamburg, die DAK, etliche Betriebskrankenkassen und die GWQ ServicePlus.