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Behandlungsmöglichkeiten bei erektiler Dysfunktion

Bild: Alvarez- iStockphoto.com

Phosphodiesterase-5-Hemmer

Im Jahr 2008 wurde unter dem Namen "Viagra®" der erste Phosphodiesterase-5-Hemmer zugelassen. Dabei handelt es sich um den Wirkstoff Sildenafil. Ihm folgten zwei weitere: Tadalafil (Cialis®) und Vardenafil (Levitra®). Ihre Wirkung beruht auf der Hemmung der Phosphodiesterase Typ 5 (PDE5). Dieses Enzym kommt vorwiegend in den Gefäßmuskelzellen des Penis vor und ist für den Abbau des Botenstoffs cGMP (cyclo-Guanosinmonophosphat) verantwortlich. Dieser Botenstoff wird bei sexueller Stimulation in Folge einer erhöhten NO-Bildung im Penis produziert. cGMP lässt die glatte Muskulatur der Schwellkörper erschlaffen, was den Bluteinstrom fördert und damit zur Erektion führt. Indem Sildenafil die PDE-Aktivität hemmt, wird der Abbau des gefäßerweiternden cGMP gebremst und damit die Erektion ermöglicht bzw. verstärkt. Die Wirkung von Sildenafil ist also an erhöhte Konzentrationen von cGMP gebunden. Daher können PDE-5-Hemmer auch nur bei sexueller Erregung erektionsfördernd wirken. Sildenafil und Tadalafil sind mittlerweile als Generikum erhältlich.

Gleicher Wirkmechanismus, unterschiedliche Pharmakokinetik

Sildenafil, Vardenafil und Tadalafil unterscheiden sich hauptsächlich in ihren pharmakokinetischen Eigenschaften wie Wirkeintritt und Wirkdauer. Während Sildenafil und Vardenafil eine Halbwertszeit von bis zu fünf Stunden haben, ist Tadalafil mit einer HWZ von 17,5 Stunden der am längsten wirksame PDE-5-Hemmer. Für Patienten, die Tadalafil häufig anwenden wollen, steht eine geringere Stärke (Cialis® 5 mg) für die tägliche Einnahme zur Verfügung. So muss nicht unmittelbar vor dem beabsichtigten Geschlechtsverkehr an die Einnahme gedacht werden, was ein unverkrampfteres Sexualleben ermöglicht. Cialis® 5 mg ist außerdem auch zur Therapie eines BENIGNEN PROSTATASYNDROMS zugelassen.

Nebenwirkungen und Kontraindikationen

Mögliche Nebenwirkungen der PDE-5-Hemmer sind Kopfschmerzen, Gesichtsrötung (Flush), Dyspepsie und eine verstopfte Nase. Bei Sildenafil und Vardenafil kann es zusätzlich noch zu einer reversiblen Veränderung des Farbsehens (Blausehen) kommen. Tadalafil zeigt diese veränderte Farbwahrnehmung nicht, weil es selektiv nur die PDE-5 hemmt, nicht aber die PDE-6 der Retina. Unter Sildenafil kann es zu plötzlichem Hörverlust kommen. Falls diese Nebenwirkung auftritt, muss auf die weitere Einnahme verzichtet werden.

Die gleichzeitige Einnahme von Nitraten oder Molsidomin ist kontraindiziert und kann lebensbedrohlich sein. Personen mit Herzinsuffizienz, Angina pectoris, einem kürzlich erlittenen Schlaganfall oder einem Herzinfarkt sollten keine Phosphodiesterasehemmer verwenden, denn jegliche sexuelle Aktivität führt auch ohne die Einnahme von Medikamenten zu einer Belastung des Herz-Kreislauf-Systems.

Injektion in den Penis

Die Schwellkörper-Autoinjektionstherapie (SKAT), auch als die „Spritze“ bekannt, war ein großer Fortschritt bei der Behandlung der Impotenz in den 1980er Jahren. Auch heute im Zeitalter der oralen medikamentösen Therapie besitzt die SKAT einen großen Stellenwert. Hierbei wird ein gefäßerweiternder Wirkstoff (Alprostadil, Papaverin) in den Schwellkörper injiziert, was auch vom Betroffenen selbst vorgenommen werden kann. Bei selbstständiger Injektion sollte alle drei Monate eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Damit die Injektion nicht schmerzhaft ist, wird eine sehr dünne Nadel verwendet. Nadel, Wirkstoff und Spritze sind unter dem Namen Caverject® im Handel.
In Europa werden Prostaglandine wie Alprostadil gegenüber Papaverin bevorzugt, weil damit seltener ein Priapismus (schmerzhafte Dauererektion ohne sexuelle Erregung) auftritt. Alprostadil führt zu einer Erschlaffung der glatten Schwellkörpermuskulatur. Dadurch kommt es zu einem Einstrom des Blutes in die Schwellkörper. Eingesetzt wird diese Methode hauptsächlich von Männern, bei denen eine orale Pharmakotherapie nicht wirksam ist. Aber auch Kontraindikationen der zuvor genannten oral medikamentösen Behandlung stellen eine Indikation für SKAT dar. Einen besonderen Stellenwert hat die SKAT-Behandlung bei Patienten mit Diabetes mellitus und nach einer Radikaloperation der Prostata aufgrund eines Prostatakarzinoms. Mögliche Nebenwirkungen der Therapie sind Schwindel, Blutdruckabfall und starkes Erröten der Haut. Deshalb sollten Personen mit einer Hypotonie, Sichelzellenanämie oder einer Blutungsneigung die Schwellkörper-Autoinjektionstherapie meiden. Nicht einsetzen sollten diese Methode auch Männer mit erhöhtem Risiko für Priapismus.

Das Applikator-System M.U.S.E

M. U. S. E. ist die Abkürzung für "Medicated Urethral System for Erection". Dabei handelt es sich um ein etwa anderthalb Millimeter dickes Kunststoff-Stäbchen mit Alprostadil. Vor der Applikation sollte Wasser gelassen werden, danach wird der Applikator in die Harnröhre eingeführt. Via Knopfdruck wird der Harnröhrenstab mit dem Wirkstoff in die Harnröhre abgegeben und durch die Harnröhrenwand aufgenommen. Besonders hier gilt die erhöhte Blutungsneigung als Kontraindikation, da die Gefahr einer Verletzung der Harnröhre beim Einführen des Applikators erhöht ist. Relativ häufig treten Penisschmerzen auf (30 Prozent). Zudem kann es zum Brennen beim Wasserlassen kommen.

Psychotherapie und chirurgischer Eingriff

Immer häufiger belasten heutzutage Leistungsdruck und Erwartungshaltung die Männer, was sich auch auf die Sexualität auswirken kann. Mit der Zeit können Versagensängste entstehen, welche die erektile Dysfunktion noch verstärken. Daher sollten Methoden erlernt werden, die den Erfolgsdruck vermindern. Beruht die ED auf Verletzungen oder Gefäßverschlüssen, kann eine Bypass-Operation sinnvoll sein. Dabei wird parallel zum defekten Gefäß eine neue Verbindung geschaffen.

Mechanische Hilfsmittel

Penisringe, auch Konstriktionsringe genannt, sind im Vergleich zu allen anderen Methoden günstig und bedürfen keines größeren Aufwandes beim Anbringen. Allerdings sollten Penisringe nicht länger als eine halbe Stunde eingesetzt werden, da sonst die Gefahr einer Penisschafthautschwellung besteht. Durch den Ring kann die Ejakulation behindert oder sogar ganz aufgehoben werden. Deshalb wurden Penisringe mit Aussparungen im Bereich des Harnröhrenschwellkörpers entwickelt. Bei der Verwendung der Penisringe ist darauf zu achten, dass sich diese auch im Zustand der Erektion ohne große Mühe entfernen lassen, was am einfachsten mit flexiblen Penisringen möglich ist. Nicht eingesetzt werden sollten starre Ringe. Hier besteht die große Gefahr, dass bei einer Erektion das Abstreifen nicht mehr möglich ist. Eine lang anhaltende Erektion mit einem Penisring kann eine Schädigung der Schwellkörper und eine Verstärkung der ED zur Folge haben.

Vakuumpumpen bestehen aus einem durchsichtigen Kunststoffzylinder mit einer Handpumpe. Über das Zylinderende wird ein stramm sitzender Gummiring gezogen. Anschließend wird der Zylinder auf den Penis aufgesetzt und mit der Pumpe die Luft aus dem Zylinder abgepumpt. Dadurch füllt sich der Schwellkörper mit Blut mit der Folge einer Erektion. Nun wird der Gummiring auf die Peniswurzel abgestreift – dies verhindert den venösen Rückfluss des Blutes und erhält so die Erektion aufrecht. Nach dem Geschlechtsverkehr wird der Ring wieder entfernt und die Erektion lässt nach. Bei dieser Methode besteht jedoch die Gefahr von Durchblutungsstörungen im Penis. Deshalb verbieten sich Vakuumpumpen bei bestehenden Durchblutungsstörungen, bei Leukämie oder der Sichelzellenanämie.

Penisimplantate

Helfen weder medikamentöse noch mechanische Verfahren , kann dem Patienten ein Penisimplantat, also eine Prothese aus Kunststoff, eingesetzt werden. Dieser Schritt muss reiflich durchdacht sein, da die Implantation einer Penisprothese zu einer Zerstörung der Schwellkörper führen. Nicht beeinflusst werden die sexuelle Lust, die Ejakulationsfähigkeit und das Orgasmuserleben.