Was tun bei Hämorrhoiden in der Schwangerschaft?
Durchstöbert man einschlägige Internet-Foren werdender Mütter, stolpert man bei der Stichwort-Suche „Schwangerschaft Hämorrhoiden“ nicht selten über lange Diskussionen der Schwangeren untereinander zur möglichen Behandlung. Und über Aussagen, dass die Schwangeren einen Arzt wegen dieses Leidens nicht fragen möchten, da ihnen das Thema peinlich sei.
In der Tat lässt sich das nachempfinden, keiner hat wohl gern Hämorrhoiden und genauso wenigen fällt es leicht, über sie zu sprechen. Dabei sind Hämorrhoidalleiden insbesondere während der Schwangerschaft oder nach der Entbindung recht verbreitet.
Wie viele Schwangere leiden an Hämorrhoiden?
Wie häufig Schwangere Probleme mit Hämorrhoiden haben – gute Zahlen dazu gibt es der S3-Leitlinie Hämorrhoidalleiden zufolge nicht: Die Angaben variieren aus unterschiedlichen Studien und Fallserien von 11 Prozent bis zum „überschätzten“ Problem aufgrund von Verwechslung mit Marisken (Hautfalte im Bereich des Afters).
Zur medikamentösen Behandlung sprechen die Leitlinienautoren keine klare Empfehlung aus. Sie erklären lediglich, dass eine Operation nur nach Versagen der „konservativen Therapie“ infrage kommen sollte. Die konservative Behandlung umfasst unter anderem die „Gabe von Ballaststoffen, Beeinflussung des Defäkationsverhaltens und eine eventuelle medikamentöse Therapie“.
Warum leiden Schwangere unter Hämorrhoiden?
Bestimmte Faktoren begünstigen Hämorrhoiden in der Schwangerschaft oder nach der Entbindung:
- die hormonolle Umstellung: Vor allem Progesteron lässt das Gewebe weicher werden – Haut, Bindegewebe, Gefäße. Das betrifft auch das Gefäßpolster am After, das dadurch leichter hervortritt.
- das zunehmende Gewicht der Schwangeren und die wachsende Gebärmutter drücken im Laufe der Schwangerschaft mehr und mehr auf das Hämorrhoidalpolster.
- manche Schwangeren neigen zu Verstopfung (Obstipation): Vermehrtes und stärkeres Pressen beim Stuhlgang begünstigt Hämorrhoiden.
- das Pressen in der Austreibungsphase der Entbindung belastet das Hämorrhoidalposter ebenfalls stark.
Welche Tipps können PTA Schwangeren, die in der Apotheke über diagnostizierte Hämorrhoiden berichten, also geben? Neben der Empfehlung von Sitzbädern, Salben oder Zäpfchen ist die Frage wichtig: Leidet die Schwangere an Verstopfung?
In der Schwangerschaft Verstopfung vermeiden
Obstipation und starkes Pressen beim Stuhlgang provozieren Hämorrhoiden. Aus diesem Grund gilt: Verstopfung vermeiden. Ballaststoffreiche Kost – Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte (z. B. Bohnen, Erbsen, Linsen) und Gemüse, Obst und Nüsse – unterstützt die Darmtätigkeit, ebenso körperliche Bewegung. Auch sollten die Schwangeren darauf achten, genügend über den Tag verteilt zu trinken.
Berichten Schwangere dennoch über eine Obstipation, können PTA zusätzlich Präparate mit Flohsamenschalen empfehlen. Sie sind laut Embryotox bei Verstopfung in der Schwangerschaft, wie auch andere Füll- und Quellstoffe (Leinsamen, Weizenkleie), das Mittel der Wahl, wenn ballaststoffreiche Kost allein nicht genügt. Auch Movicol® dürfen sowohl Schwangere als auch Stillende anwenden.
Zusätzlich kann auch ein richtiges Defäkationsverhalten helfen: kein Pressen und keine längeren Sitzungen (nicht länger als drei Minuten wurde in einer Studie„Minerva Gastroenterologica e Dietologica“: „Adequate dietary fiber supplement and TONE can help avoid surgery in most patients with advanced hemorrhoids“ untersucht).
Welche Hämorrhoidensalben dürfen Schwangere anwenden?
Gibt es zugelassene Hämorrhoidensalben für schwangere Frauen? Schwabe empfiehlt bei der Anwendung der Hamamelis-haltigen Arzneimittel Hametum® Hämorrhoidensalbe und Hametum® Hämorrhoidenzäpfchen in der Schwangerschaft die Rücksprache mit dem Arzt: „Zur Anwendung dieses Arzneimittels in Schwangerschaft und Stillzeit liegen keine Erfahrungen vor. Die Behandlung von Hämorrhoidalleiden mit gerbstoffhaltigen Präparaten sollte in Schwangerschaft und Stillzeit nur nach Rücksprache mit dem Arzt über höchstens 2 Wochen erfolgen.“
Diese Empfehlung findet sich auch im Beipackzettel zu Faktu® lind Salbe und Faktu® lind Zäpfchen. Bei Posterisan® akut sollte ebenfalls eine ärztliche oder apothekerliche Abklärung erfolgen, da der lokalanästhetische Wirkstoff Lidocain in der Schwangerschaft nur bei strenger Indikationsstellung angewendet werden darf.
Auch bei pflanzlichen Präparaten, wie Kamillosan® Salbe fehlen Untersuchungen an Schwangeren. Aus diesem Grund sollte Kamillosan® Salbe in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden, liest man in der Fachinformation.
Posterisan® Protect: auch in der Schwangerschaft
Doch es gibt auch Salben und Zäpfchen, die Schwangere bedenkenlos anwenden dürfen: Posterisan® protect Salbe und Zäpfchen enthalten keinen entzündungshemmenden Wirkstoff, aber einen wasserabweisenden Hautschutzkomplex (Jojobaöl, gelbes Bienenwachs und Cetylstearylisononanoat). Die Applikation erfolgt eigentlich nach dem Stuhlgang, da das enthaltene Wachs die gereizte Haut- und Schleimhaut schützt. Posterisan® protect empfiehlt jedoch zusätzlich die Anwendung der Salbe vor Defäkation: Die Salbe fettet den Analkanal und erleichtert damit den Stuhlgang.
Möglich sind auch Zink-haltige Präparate, wie Mirfulan® (Zinkoxid, Harnstoff, Lebertran) oder eine Zinksalbe von Ratiopharm oder Ct: Zinkoxid trocknet nässende Wunden und eignet sich vor allem für Hämorrhoidenpatienten, die darüber berichten.
Gerbstoffhaltige Sitzbäder: Entzündungshemmung und Reinigung
Sitzbäder erfüllen zweierlei Zweck: Sie lindern akute Beschwerden und reinigen die Analregion, was das Abheilen von Hämorrhoiden unterstützt. Tannolact® und Tannosynt® enthalten einen synthetischen Gerbstoff (Phenol-Methanal-Harnstoff-Polykondensat-Natriumsalz, sulfoniert).
Gerbstoffe haben einen adstringierenden und auch blutungsstillenden Effekt und können als Sitzbad vor allem bei akuten, entzündlichen, nässenden und juckenden Hauterkrankungen an schwer zugänglichen Hautpartien (z. B. in den Körperfalten und im Anal- und Genitalbereich) symptomatisch helfen. Beide Präparate dürfen Schwangere anwenden.
Für eine gute Analhygiene können Schwangere auch feuchtes Toilettenpapier – ohne reizende Zusätze wie Duftstoffe (Feuchtpflegetücher von Hametum®, Faktuclean®) – oder auch einfach warmes Wasser nutzen und bei „normalem“ Toilettenpapier ein weiches ohne Duft- und Farbstoffe bevorzugen.