Allergie
Wissen am HV
5 min merken gemerkt Artikel drucken

Wenn‘s tränt und juckt: Das allergische Auge in der Beratung

Viele Menschen leiden unter juckenden und tränenden Augen. Ist es eine Allergie oder doch zu viel Bildschirmarbeit? | Bild: Adam Gregor / AdobeStock

Gerötete und tränende Augen können sowohl allergische als auch andere Ursachen haben, wie zum Beispiel ein trockenes Auge von zu viel Bildschirmarbeit oder ein Fremdkörper im Auge. Es sollte also darauf geachtet werden, ob die Symptome nur in bestimmten Situationen oder in bestimmten Jahreszeiten auftreten oder ob diese dauerhaft auftreten. Auch ein Besuch beim Allergologen kann sich für den Patienten lohnen, vor allem, wenn die Beschwerden besonders belastend sind.

Mastzellstabilisatoren oder Antihistaminika?

Bevor zu antiallergischen Augentropfen gegriffen wird, kann zunächst ausprobiert werden, ob befeuchtende Augentropfen schon Linderung bieten oder ob das Jucken weiterhin anhält. Handelt es sich zweifelsfrei um eine Allergie, gibt es unterschiedliche Wirkstoffe in der Apotheke in Form von Augentropfen, welche Abhilfe verschaffen. 

Zum einen gibt es sogenannte Mastzellstabilisatoren, wie die Cromoglycinsäure (z. B. in CromoHexal® oder Pollicrom®). Diese Wirkstoffgruppe hemmt in aktivierten Mastzellen die Chlorid-Kanäle und damit die Freisetzung von Entzündungsmediatoren wie z. B. auch von Histamin. Die Mastzellstabilisatoren müssen für ihre Wirkung regelmäßig angewendet werden, da nur dann gewährleistet werden kann, dass die Mastzellen effektiv kein Histamin ausschütten. Dieses Wirkprinzip dient daher vor allem der Vorbeugung allergischer Reaktionen, wenn also bereits bekannt ist, dass ein Patient in der Vergangenheit häufig oder über längere Zeiträume mit Allergien zu tun hatte. Die Cromoglycinsäure-haltigen Augentropfen werden zweimal täglich je 1 Tropfen angewendet und können bei stärkeren Beschwerden auf bis zu viermal täglich erhöht werden. 

Eine weitere Wirkstoffgruppe, die zur Verfügung steht, sind die H1-Antihistaminika. Sie sind vor allem bekannt als antiallergische Mittel zur oralen Einnahme, wie beispielsweise Cetirizin. Manche Wirkstoffe dieser Gruppe finden aber auch Anwendung im topischen Gebrauch, wie z. B. Azelastin®, welches in vielen antiallergischen Augentropfen enthalten ist. Beispiele hierfür sind Allergodil®, Vividrin® Azelastin oder AzelaVision®. 

Ein weiterer Wirkstoff aus dieser Gruppe, der ebenfalls in Augentropfen angewendet wird, ist Ketotifen, welches in Zaditen® Ophtha Augentropfen enthalten ist. Diese Wirkstoffe können auch für akute allergische Reaktionen angewendet werden, wirken in Minutenschnelle und müssen somit nicht jeden Tag ins Auge getropft werden. Die Wirkung beruht auf der Blockade der Histamin-Rezeptoren, wodurch die Effekte des körpereigenen Botenstoffs Histamin gehemmt werden. Gleichzeitig sind die beiden genannten Wirkstoffe auch Mastzellstabilisatoren. Sie bieten also sofortige Linderung der Symptome, verhindern aber gleichzeitig auch die Ausschüttung von Histamin durch die Mastzellen und beugen damit zusätzlich prophylaktisch einem erneuten allergischen Geschehen vor, wenn die Tropfen regelmäßig angewendet werden. Die Dosierung der antiallergischen Augentropfen erfolgt nach Bedarf meist zweimal täglich (z. B. bei Zaditen® Ophtha Sine oder Vividrin® Azelastin).

Tropfflasche oder EDO?

Für alle genannten Varianten kann der Patient in der Apotheke wählen zwischen der klassischen Augentropfenflasche, welche meist Konservierungsmittel enthält, oder einem Ein-Dosis-Ophtiole(EDO)-System, welches einzeln abgepackt wird und ohne Konservierungsmittel auskommt. Hierbei ist darauf zu achten, dem Patienten mit an die Hand zu geben, wie lange die Augentropfen haltbar sind. Das EDO ist nach Anbruch nur 24 Stunden haltbar, während die Augentropfenflasche meist vier Wochen angewendet werden kann. Bei seltenem Gebrauch hält dafür das EDO-System deutlich länger. Viele Patienten sind zudem froh, wenn sie ihr Auge nicht mit Konservierungsmitteln belasten müssen. Einige möchten aber ganz einfach eine Augentropfenflasche verwenden. Da sollte also individuell auf die Bedürfnisse des Patienten eingegangen werden.

Welche Rolle spielen Kontaktlinsen?

Außerdem kann das Tragen von weichen oder harten Kontaktlinsen in der Beratung eine Rolle spielen. Ist das Auge durch die Allergie entzündet (allergische Konjunktivitis), sollte zunächst auf das Tragen von Kontaktlinsen verzichtet werden. Wenn die Augentropfen aber regelmäßig angewendet werden und dieses Krankheitsbild dadurch nicht (mehr) in Erscheinung tritt, kann man die Kontaktlinsen weiter tragen. 

Vor der Anwendung der Augentropfen sollten die Kontaktlinsen jedoch entnommen, die Augentropfen angewendet und die Kontaktlinsen nach einer Wartezeit von mindestens 15 Minuten wieder eingesetzt werden.

Weitere Beratungshinweise für die Praxis

Für die Anwendung der Augentropfen können am HV noch ein paar Tipps mit auf den Weg geben werden:

Der Kopf sollte zum Eintropfen nach hinten gebeugt und das untere Augenlid leicht nach unten gezogen werden. Dann wird ein Tropfen möglichst mittig auf das geöffnete untere Augenlid getropft, ohne das Auge oder das Augenlid dabei zu berühren. Anschließend wird das Augenlid losgelassen und das Auge geschlossen. 

Mit einem Finger sollte dann am inneren Augenwinkel gegen die Nase gepresst werden. Das verschließt den Tränenkanal für kurze Zeit und verhindert die systemische Aufnahme des Wirkstoffs und damit verbundene systemische Nebenwirkungen. Gleichzeitig kann mehrmals geblinzelt werden, damit der Tropfen sich gleichmäßig über das Auge verteilen kann. 

Das Prozedere wird dann auch am anderen Auge wiederholt und anschließend die Augentropfenflasche verschlossen bzw. die EDO entsorgt.

Zurück