Weide – bedeutsame Rinde
Mittel gegen Malaria
Die Weide wurde schon vor Jahrhunderten für ähnliche Zwecke genutzt wie heute: Bereits der antike Arzt Hippokrates empfahl Weidenrindenextrakte gegen Schmerzen und Fieber. Im 18. Jahrhundert konnte man die fiebersenkende Wirkung wissenschaftlich bestätigen. Das Mittel wurde sogar der Chinarinde gleichgestellt und man verwendete es als „europäische Fieberrinde“ bei Malaria.
Vorläufer der ASS
Im 19. Jahrhundert isolierte man aus der Weidenrinde die wirksamen Inhaltsstoffe – Salicylate wie das Salicin – und gewann daraus Salicylsäure. Bald darauf gelang es, diese Substanz synthetisch herzustellen. Im Jahr 1897 schließlich glückte dem deutschen Apotheker und Chemiker Felix Hoffman die Synthese aus Salicylsäure und Essigsäure zur Acetylsalicylsäure (ASS).
Natürliche Vorteile
Trotz der ASS-Erfolgsgeschichte hat auch die Droge Salicis cortex noch gewisse arzneiliche Bedeutung. Die enthaltenen Salicylate passieren als Prodrugs den Magen und haben daher dort keine magenreizende Wirkung. Erst in der Leber werden sie zur eigentlichen Wirksubstanz Salicylsäure verstoffwechselt. Im Vergleich zur ASS ist die plättchenhemmende Wirkung von Weidenrinde vernachlässigbar.
Fiebersenkend, entzündungshemmend, schmerzlindernd
Salicis cortex gewinnt man aus der Rinde von zwei- bis dreijährigen Zweigen verschiedener Weidenarten, z. B. Purpurweide (Salix purpurea), Silberweide (Salix alba), Bruchweide (Salix fragilis). Das Phytotherapeutikum gilt als fiebersenkend, entzündungshemmend und schmerzlindernd. Es wird daher heute bei fieberhaften Erkrankungen, rheumatischen Beschwerden sowie Kopfschmerzen eingesetzt. Die Erfahrungsheilkunde verwendet die Droge auch bei Gelenkbeschwerden. In Schwangerschaft und Stillzeit sollte Weidenrinde nicht eingesetzt werden.
Meist als Teedroge
Nachdem einige Weidenrinden-Extraktpräparate vom Markt verschwunden sind, findet sich Salicis cortex vorwiegend in Fertigtees (z. B. Erkältungstee Bombastus, H&S® Rheumatee, Sidroga® Erkältungstee) bzw. in Pulverform (Weidenrinde Schmerzdragees). Zur Teezubereitung kann außerdem die Einzeldroge verwendet werden (2 bis 3 g/Tasse, 3- bis 5-mal tgl.).