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Was bewirkt Niacinamid auf der Haut?

Frau tropft Niacinamid-Serum aus Pipette
Niacinamid ist in einer Konzentration von 2 bis 5 Prozent gut verträglich und stärkt die Hautbarriere, mindert die Talgproduktion und glättet die Haut. | Bild: insta_photos / AdobeStock

Niacinamid wird häufig schlicht als Vitamin beworben. Genauer betrachtet handelt es sich um eine Form des Vitamins B3 (Niacin), das im Körper in zwei chemischen Gestalten vorkommt, die ineinander umwandelbar sind: Niacinamid (Nicotinamid, Nicotinsäureamid, Pyridin-3-carbamid) und Nicotinsäure (Pyridin-3-carbonsäure). Die Begriffe werden teils synonym verwendet. 

Im Körper übernimmt es als Teil der Coenzyme Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid (NAD) und Nicotinamid-Adenin-Dinukleotidphosphat (NADP) eine Schlüsselrolle bei zellulären Stoffwechselvorgängen sowie der Energiegewinnung im Organismus. Die Coenzyme NAD/NADP stehen dabei im Wechselspiel mit ihrer jeweils reduzierten Form NADH/NADPH. Sie fungieren folglich als Redoxsystem bei diversen enzymatischen Reaktionen.

Welchen Effekt hat Niacinamid auf die Haut?

In der „CosIng Datenbank“ der EU-Kommission für Inhaltsstoffe in Kosmetika werden deren „Funktionen“ aufgeführt. Laut „CosIng Datenbank“ gilt Niacinamid in Kosmetika als „smoothing“, also glättend. Niacinamid ist vergleichsweise gut erforscht. Belege für Wirkkonzentrationen von 2 bis 5 Prozent deuten auf vielfältige Effekte hin.

Niacinamid wird häufig als Anti-Aging-Mittel bezeichnet. Forscher untersuchten die Effekte der Substanz auf typische Zeichen von Hautalterung. Fünfzig Probandinnen (40–60 Jahre) nahmen an einer 12-wöchigen klinischen Studie teil, in der zwei topische Produkte bewertet wurden. Jeweils eine Gesichtshälfte wurde mit einem Feuchtigkeitscreme-Kontrollprodukt behandelt, im Vergleich zu demselben Feuchtigkeitsprodukt mit 5 Prozent Niacinamid-Zusatz. 

Die Forscher beobachteten eine gute Verträglichkeit sowie eine Besserung feiner Linien und Falten, Hyperpigmentierungen und rötlicher Flecken. Zudem verbesserte sich die Textur der Haut, sie erschien ebenmäßiger und weniger fahl gegenüber der Kontrollgruppe. 

Niacinamid: pflegend, entzündungshemmend und Minderung der Talgproduktion

Von der pflegenden Wirkung profitiert insbesondere trockene Haut, die typischerweise mit einer geschädigten Hautbarriere einhergeht. Forscher entdeckten eine verbesserte Ceramidsynthese unter Niacinamid. Als Lipide stabilisieren Ceramide die Barrierefunktion und reduzieren den transepidermalen Wasserverlust.

Zudem profitiert zu Unreinheiten oder Akne neigende Haut von der reduzierten Talgproduktion bei topischer Anwendung von Niacinamid. In einer Studie zeigte sich eine verringerte Talgausscheidungsrate beziehungsweise ein geringerer Fettgehalt der Haut nach mehrwöchiger topischer Applikation einer Feuchtigkeitscreme mit 2 Prozent Niacinamid im Gesicht.

Auch gibt es wissenschaftliche Belege für eine antiphlogistische Wirkung von Niacinamid. Der Wirkmechanismus ist nicht abschließend geklärt. Vermutet werden immunologische Mechanismen, etwa die verringerte Freisetzung von Entzündungsmediatoren. Übrigens ist Niacinamid in Kosmetika daher auch bei Entzündungen der Haarbälge nach der Rasur hilfreich.

Welche weiteren Wirkungen hat Niacinamid?

Niacinamid hat zudem einen hautaufhellenden Effekt und reduziert Pigmentflecken. Dies geht zurück auf die Hemmung des Melanosomentransfers von Melanozyten zu Keratinozyten. Der Effekt ist reversibel, da weder Melanozyten noch Keratinozyten geschädigt werden. 

Zur Erinnerung: Melanozyten und Keratinozyten

In die Epidermis eingebettete Zellen – sogenannte Melanozyten (pigmentbildende Zellen) – sind verantwortlich für die Produktion von Melanin. Melanin ist ein Farbstoff aus rötlichen, braunen und schwarzen Pigmenten, die unserer Haut, den Haaren und Augen die individuelle Farbe verleihen. 

Keratinozyten sind spezialisierte Zellen der menschlichen Epidermis. Sie produzieren die Hornsubstanz Keratin, die der Haut Schutz und Stabilität verleiht und zudem wasserabweisend ist. /vs

Zudem kann Niacinamid eine Hautaufhellung induzieren. Die topische Anwendung von Niacinamid führte in einer Studie zu einer dosisabhängigen und reversiblen Reduktion hyperpigmentierter Gewebeschäden. Ebenso verringerte Niacinamid in anderen klinischen Studien signifikant die Hyperpigmentierung in 5-prozentiger Konzentration und bewirkte eine Hautaufhellung in 2-prozentiger Konzentration (inkl. Sonnenschutz), nach vierwöchiger Anwendung.

Anwendung in Konzentrationen von 2 bis 5 Prozent

Üblicherweise wird Niacinamid in Konzentrationen von 2 bis 5 Prozent verwendet. Diese weisen, auch bei sensibler Haut, eine gute Hautverträglichkeit auf.

In der INCI-Nomenklatur für Kosmetika wird Vitamin B3 als „Niacinamide“ deklariert. Zu unterscheiden ist es von Nicotinsäure-Estern, die durchblutungsfördernd wirken, wenn sie auf der Hautoberfläche Nicotinsäure freisetzen. Eine Reaktion, die übrigens bei der Verwendung in hyperämisierenden (durchblutungsfördernden) Dermatika genutzt wird.

Können Nebenwirkungen bei Niacinamid auftreten?

Niacinamid ist – wie alle B-Vitamine – gut wasserlöslich und verhält sich in Kosmetika im üblichen, hautverträglichen pH-Bereich stabil. In Untersuchungen zeigt sich der Stoff im Bereich von pH 3 bis pH 7,5 stabil. Liegt eine Formulierung außerhalb dieses pH-Bereichs, im stark Sauren oder Basischen, findet eine Spaltung von Niacinamid zu der hautreizenden Nicotinsäure statt. Alle verwendeten Bestandteile des Kosmetikums müssen daher hinsichtlich ihres Effekts auf den pH-Wert beurteilt werden, beispielsweise in Kombinationen mit Vitamin C (Ascorbinsäure) oder Fruchtsäuren, wie sie etwa in Peelings eingesetzt werden.

Im Kontext mit Niacin fällt hin und wieder der Begriff „Niacin-Flush“. Gemeint ist damit eine plötzliche Rötung und Reizung der Haut aufgrund des Kontakts mit Nicotinsäure. Diese erweitert kurzzeitig die Blutgefäße und verursacht eine verstärkte Durchblutung über die Freisetzung von Prostaglandin D2. Bei sensibler Haut kann die Reaktion auch nach Verabreichung von höheren Konzentrationen an Niacinamid auftreten, wie sie etwa in Seren verwendet werden. 

Die Rötung ist zwar reversibel, kann aber in einigen Fällen dennoch hartnäckig und unangenehm sein. Anwender mit empfindlicher und zu Rötungen neigender Haut sollten daher vorzugsweise auf Produkte mit geringeren Konzentrationen an Niacinamid zurückgreifen. Als gut verträglich gelten Konzentrationen von bis zu 5 Prozent.

In dieser Apothekenkosmetik ist Niacinamid enthalten:

 ProduktnameAnwendungsbereich lt. HerstellerWirksame Inhaltsstoffe lt. Hersteller
La Roche Posay Pure Niacinamide 10 Serumkorrigiert Hyperpigmen-tierungen und ebnet den Hautton10% Niacinamid, Hyaluronsäure 
Avène Mildes Peeling-GelNiacinamid und Natriumsalicylat vervollständigen das mechanische Peeling der Mikroperlen und reinigen die Haut Zellulose-Mikroperlen und Jojobawachs, Niacinamid 3%, Salicylsäure 0,5%
Cerave Feuchtigkeitsspendende Gesichtscremetrockene Haut im Gesicht, nicht fettend, beruhigend Ceramide, Hyaluron und Niacinamid
Eubos Hyaluron high intense Serum Stärkung der Hautbarriere, vermindert die Talgproduktion Hyaluronsäure, Ectoin®, Vitaminkomplex (Vitamin B3 (Niacinamid), Vitamin E, Provitamin B5) und antibakteriell wirkender Magnolienextrakt
Bepanthol® Derma Regenerierende Gesichtscreme beruhigt juckende, trockene HautB5-Regenerations-Komplex mit Dexpanthenol (Provitamin B5), Niacinamid (Vitamin B3), natürlichen Lipiden wie Sheabutter und Arganöl, physiologischem Lipid sowie Glycerin
Vichy Liftactiv Specialist B3 Serum gegen Pigmentflecken und Falten Niacinamid 13%, Glycolsäure (AHA) und Peeling-Wirkstoffe
Excipial® Repair Sensitiveunterstützt den natürlichen Regenerationsprozess geschädigter Haut, trockene und strapazierte Hände Pflegekomplex aus Wiesenschaumkrautöl und Vitamin B3
Noreva Xerodiane AP+ Creme trockene bis sehr trockene Haut mit oder ohne Tendenz zu Neurodermitis 

Inca Inchi-Öl, sehr reich an essentiellen Fettsäuren:

(Omega-3, -6, -9), Zemea (Maiskeimglukose), Physio-Filag (Pyrrolidoncarbonsäure), einzigartige patentierte Wirkstoffkombination: Vitamin B3 (Niacinamid) + Phytosphingosine

La Roche Posay Anthelios Age Correct Getönt LSF 50 mildert Falten u. feine Linien, mildert dunkle Flecken, erhöht die Elastizität Hyaluronsäure, Niacinamid und Phe-Resorcinol

Quellen:

1. https://www.altmeyers.org/de/dermatologie/vitamin-b3-18584, Abruf: 06.08.2022

2. https://www.gdch.de/fileadmin/downloads/Netzwerk_und_Strukturen/Fachgruppen/Lebensmittelchemiker/Arbeitsgruppen/kosmetik/db_niacinamid.pdf, Abruf: 06.08.2022

3. https://www.altmeyers.org/de/dermatologie/nicotinsaure-110435, Abruf: 07.08.2022

4. https://mobil.bfr.bund.de/cm/343/16-sitzung-der-bfr-kommission-fuer-kosmetische-mittel.pdf, Abruf: 23.07.2022

5. Draelos Z, Matsubara A, Smiles K., The effect of 2 % Niacinamid on facial sebum production. J Cosmet Laser Ther. 2006 Jun; 8(2):96-101. DOI: 10.1080/14764170600717704, Abruf: 14.08.2022

6. Hakozaki T. The effect of niacinamide on reducing cutaneous pigmentation and suppression of melanosome transfer. Br J Dermatol. 2002 Jul; 147(1):20-31. DOI: 10.1046/j.1365-2133.2002.04834.x, Abruf: 14.08.2022

7. Bissett D. Topical niacinamide reduces yellowing, wrinkling, red blotchiness, and hyperpigmented spots in aging facial skin. Int J Cosmet Sci. 2004 Oct; 26(5):231-8. DOI: 10.1111/j.1467-2494.2004.00228.x, Abruf: 14.08.2022

8. Tanno, O. et al: Nicotinamide increases biosynthesis of ceramides as well as other stratum corneum lipids to improve the epidermal permeability barrier. Br. J. Dermatol.143 (2000), 524-531 DOI: 10.1111/j.1365-2133.2000.03705.x, Abruf 14.08.2022
 

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