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Mythen und Fakten rund ums Haar

Mann mit braunem Haar hält Kamm
Haare besser trocken oder nass kämmen? | Bild: briday / AdobeStock

Ob schwarz, braun oder rot, in glatt, gelockt oder kraus – der Mensch hat zwischen 80.000 und 120.000 Haare auf dem Kopf. Die Anzahl hängt von der Farbe ab: natürlich blonde Menschen haben besonders viele Haare. 

Im Sommer schirmen die Haare auf dem Kopf vor allem die Kopfhaut vor Sonnenstrahlen ab. An anderen Stellen werden Haare gerne mal entfernt. Doch sind Enthaarungscremes eigentlich unbedenklich? Und welches Färbemittel ist besser: chemisches oder pflanzliches? 

Für schönes Haar ist außerdem die richtige Pflege wichtig. Welche Inhaltsstoffe in Shampoos schädlich sind oder nicht und wie oft man eigentlich Haare waschen sollte, darüber gibt es viele verschiedene Meinungen. Wir schauen uns gängige Behauptungen rund um das Thema Haare näher an und klären über Fakten und Mythen auf.

Sind Sulfate in Shampoos schädlich?

Sulfate sind Salze der Schwefelsäure und nicht per se schlecht. In Arzneimitteln werden sulfathaltige Verbindungen häufig verwendet, wie beispielsweise Natriumsulfat (Glaubersalz), Magnesiumsulfat (Bittersalz), Atropin- oder Morphinsulfat. 

In Shampoos und Haarpflegeprodukten sind oft die Tenside Natriumlaurylsulfat oder Ammoniumlaurylsulfat zu finden. Diese Substanzen sorgen für die eigentliche Reinigung der Haare und der Kopfhaut, da sie fett- und schmutzlösend wirken. 

Sie entfernen allerdings nicht nur den Schmutz, sondern auch teilweise die hauteigene Lipidschutzschicht, was die Haut austrocknen kann. Sulfathaltige Tenside können zudem die Augen irritieren und reizen, wenn der Schaum während der Haarwäsche in die Augen gelangt. 

Die gängigsten Alternativen zu Sulfaten sind Zuckertenside, Kokostenside oder sogenannte waschaktive Aminosäuren. Für empfindliche Haut werden daher Produkte mit Kokos- oder Zuckertensiden empfohlen, die zwar weniger schäumen, aber genauso gut reinigen wie sulfathaltige Tenside.

Ist tägliches Haarewaschen schlecht?

Das Haarewaschen gehört zur routinemäßigen Körperpflege. Je nach Bedarf kann das tägliche Haarewaschen aus hygienischen Gründen notwendig sein. Denn im Laufe des Tages – sei es bei der Arbeit, beim Sport oder bei Aktivitäten im Freien – setzen sich Schmutzpartikel, Pollen, aber auch Schadstoffe auf den Haaren ab. 

Hautschuppen, Talg und Schweiß bieten zudem ideale Bedingungen für verschiedene Mikroorganismen wie Pilze oder Bakterien, die nicht nur aus kosmetischen Gründen problematisch sind, sondern auch zu Kopfhautproblemen führen können. 

Milde Pflegeprodukte, die sparsam verwendet werden, und lauwarmes Wasser schaden dem gesunden Haar und der Kopfhaut nicht. Haare können daher bedenkenlos täglich gewaschen werden.  

Allerdings kann bei Neigung zu sehr fettigen Haaren das sogenannte Ausfetten der Haare in manchen Fällen Besserung bringen. Bei dieser Methode sollen sich die Haare an selteneres Waschen gewöhnen, was die Talgproduktion drosseln soll. Es gibt jedoch keine evidenten Erfahrungsberichte, ob sich das Ausfetten der Haare als Empfehlung für Kunden eignet und ob die Methode nachhaltig effektiv ist.  

Darf man nasse Haare kämmen?

Prinzipiell handelt es sich bei Haaren um totes Material. Allerdings wird durch das warme Wasser die oberste Schuppenschicht der Haare geöffnet. Das hat den Vorteil, dass pflegende Inhaltsstoffe besser haften können, allerdings macht es die Haare auch empfindlicher. 

Deshalb sollten Haare nach Möglichkeit nicht im nassen Zustand gekämmt werden. Empfehlenswert ist es, sie zum Beispiel vor der Haarwäsche trocken zu kämmen oder wenn sie durch das Föhnen bereits etwas angetrocknet wurden.

Eine Ausnahme stellen wellige, lockige oder krause Haare dar. Diese sollten nicht gekämmt werden, wenn sie trocken sind, da dies die Locken und Wellen zerstören kann. Bei diesen Haarstrukturen ist es empfehlenswert, die Haare nass zu kämmen. Damit sie dabei nicht zu sehr strapaziert werden, kann vor dem Kämmen reichlich Conditioner/Spülung in die Haare gegeben werden. So lassen sich Knötchen und Verflechtungen leichter entfernen.

Stellen Haarfarben ein gesundheitliches Risiko dar?

Haarfarben stehen häufig im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein. Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) besteht jedoch bei Anwendung der aktuell in Deutschland verfügbaren Haarfärbemittel kein bekanntes Krebsrisiko.

Pflanzliche Haarfarben als Alternative haben zwar ein schwächeres allergenes Potenzial als herkömmliche Farben, dennoch können allergische Reaktionen nicht ausgeschlossen werden. 

Darüber hinaus können Naturprodukte auch schadstoffbelastet sein. Die Stiftung Warentest hat 2023 mehrere Produkte getestet und in einigen Farben Arsen, Schwermetalle sowie Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen. Ein Markenprodukt enthielt sogar ein laut EU-Kosmetikverordnung verbotenes Pestizid.

Um sicherzugehen, dass ein Haarfärbemittel frei von bedenklichen Stoffen ist, empfiehlt es sich laut Fachleuten, keine Produkte zu verwenden, die außerhalb der EU hergestellt wurden.

Gut zu wissen: Haarfärbemittel müssen unbedenklich sein

In der Europäischen Union dürfen Kosmetika, zu denen auch Haarfärbemittel gehören, keine nach dem aktuellen Wissensstand gesundheitsgefährdenden Inhaltsstoffe enthalten. 

Dies regelt seit Anfang 2010 die EU-Kosmetikverordnung. In der Anlage dieser Verordnung befindet sich ein umfangreicher Katalog der Stoffe, die in Kosmetika verboten sind (Negativlisten), und jener Stoffe, die erlaubt sind (Positivlisten). 

Diese Verzeichnisse werden von Fachleuten laufend überprüft und den aktuellen Erkenntnissen aus der Forschung angepasst.  

Verursacht eine Chemotherapie immer Haarausfall?

Viele Zytostatika wirken besonders stark auf schnell wachsende und sich häufig teilende Zellen, darunter auch die Haarwurzelzellen. Eine der bekannten Nebenwirkungen der Zytostatika ist daher der Haarausfall. Allerdings bedeutet nicht jede Chemotherapie einen Haarverlust.  

Ob die Haare ausfallen, hängt unter anderem vom Wirkstoff ab und in welcher Dosierung er verabreicht wird. Bei Methotrexat-Chemotherapien, die bei Leukämie, aber auch bei rheumatoider Arthritis und schweren Formen von Psoriasis eingesetzt werden, fallen vergleichsweise selten Haare aus (1 von 1.000 Behandelten).

Gibt es Hausmittel, die das Haarwachstum fördern?

Auf Tiktok und Co. kursieren immer wieder Videos, in denen Grünkohl-Petersilien-Smoothies zum Trinken oder Thymianöl zum Auftragen auf die Haare für mehr Wachstum vorgeschlagen werden.

Tatsächlich gibt es jedoch keine großangelegten Studien, die eine positive Wirkung bestätigen. Die vorhandenen Nachweise wurden mit lediglich sehr kleinen Testgruppen durchgeführt. 

Vermutlich schaden Behandlungen mit Thymian- oder auch Rosmarinöl und Ähnlichem dem Haar aber auch nicht. Wer jedoch eine Duftstoffallergie hat, sollte das allergene Potenzial solcher Öle für die Kopfhaut berücksichtigen. 

Sind Enthaarungscremes unbedenklich?

Enthaarungscremes sind kosmetische Mittel, die eine weiche Konsistenz haben, gut duften und die Haut von lästigen Körperhaaren für eine längere Zeit befreien. Als Hauptwirkstoffe von Enthaarungsprodukten dienen meistens Salze der Thioglykolsäure. 

Thioglykolsäure als chemische Substanz ist giftig beim Verschlucken, Einatmen oder bei Hautkontakt und verursacht schwere Verätzungen der Haut. Thioglykolsäure und ihre Verbindungen dürfen allerdings laut Kosmetikverordnung bis zu einer Konzentration von 5 % in Enthaarungsmitteln enthalten sein. 

Nach Einschätzung des Bundesinstitutes für Risikobewertung (BfR) gibt es bei korrekter Anwendung von Enthaarungscremes keine Hinweise auf signifikante Reproduktions- oder Entwicklungstoxizität, Mutagenität oder Kanzerogenität. 

Da in Enthaarungsmitteln vornehmlich Salze der Thioglykolsäure eingesetzt werden, ist eine inhalative gesundheitliche Gefährdung nahezu nicht gegeben. Es kann jedoch zu Hautreizungen kommen, weshalb stets empfohlen wird, vor einer großflächigeren Anwendung das Enthaarungsmittel an einer kleinen Hautstelle zu testen.

Wachsen durch Rasieren mehr Haare?

Ob man sich die Haare rasiert oder nicht, beeinflusst das Haarwachstum in keiner Weise. Die Haarfollikel liegen unter der Haut und werden beim Rasieren nicht beschädigt. Demnach wachsen weder mehr Haare noch – wie auch häufig angenommen wird – dickere Haare nach. 

Die Haare sind nahe der Haarwurzel etwas dicker und erscheinen dadurch auch dunkler, demnach sehen kurz nach der Rasur nachwachsende Haare dicker aus. Die Haarstruktur verändert sich aber durch eine Rasur nicht. Ist das Haar also wieder länger, wird es auch wieder „normal“ dick erscheinen. Quellen: dpa, https://www.bfr.bund.de/cm/343/gesundheitliche_bewertung_von_thioglykolsaeure_in_enthaarungsmitteln.pdf 

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