„Damenbart“ und Co: Was ist eigentlich Hirsutismus?
Die Bezeichnung Hirsutismus leitet sich vom lateinischen Wort hirsutus ab und bedeutet „haarig“ oder „borstig“. Betroffene Frauen entwickeln an der Oberlippe („Damenbart“) und am Kinn, aber auch am Hals, Rücken, Brust und den Extremitäten eine starke Behaarung, wie sie normalerweise für Männer typisch ist. Die Ausprägung des vermehrten Haarwachstums reicht von „leicht gesteigert“ bis „extrem auffällig“. Dementsprechend wird die Erkrankung von Frau zu Frau auch als unterschiedlich störend empfunden. Im schlimmsten Fall kann der durch die fehlende gesellschaftliche Akzeptanz verursachte Leidensdruck so groß sein, dass betroffene Frauen an Depressionen erkranken.
Mögliche Ursachen
Für die Entstehung von Hirsutismus sind drei mögliche Ursachen bekannt:
- Hormonelle Störungen: Eine Hyperandrogenämie („zu viele Androgene im Blut“) kann z. B. durch hormonproduzierende Tumore, aber auch durch sinkende Östrogenspiegel in den Wechseljahren verursacht werden.
- Iatrogene Ursache („vom Arzt verursacht“): Ist eine systemische Gabe von Arzneistoffen wie z. B. Ciclosporin, Glucocorticoide oder Minoxidil aus therapeutischen Gründen notwendig, kann sich als unerwünschte Arzneimittelwirkung Hirsutismus ausbilden.
- Idiopathischer Hirsutismus („Ursache unbekannt“): Dieser Form des Hirsutismus liegt keine Erkrankung zugrunde. Die Haarfollikel zeigen jedoch eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit gegenüber Androgenen.
Bei bis zu 20 Prozent der Frauen mit ausgeprägtem Hirsutismus lässt sich keine Ursache bestimmen.
„Virilisierung“ und „Androgenisierung“
Treten zusammen mit dem Hirsutismus weitere Anzeichen einer Vermännlichung auf, z. B. eine tiefe Stimme, ein Zurückweichen der Stirn-Haar-Grenze, ölige Haut, Hypertrophie der Klitoris oder psychologische Veränderungen wie gesteigerte Libido und erhöhte Aggressivität, spricht man auch von „Virilisierung“. Bei jungen Frauen treten häufig begleitend Fettleibigkeit und Insulinresistenz auf.
Ist ein sogenanntes SAHA-Syndrom zu beobachten – Seborrhö, androgenetische Alopezie, Hirsutismus und Acne vulgaris – wird die Bezeichnung „Androgenisierung“ verwendet.
Sache des Arztes
Sobald Symptome eines Hirsutismus bemerkt werden, ist unbedingt eine ärztliche Abklärung anzuraten. Oftmals gelingt es mit stark wirksamen Antiandrogenen wie Cyproteronacetat oder schwächer wirksamen Vertretern wie Dienogest oder Drospirenon eine Besserung zu erzielen. Sollten alle Therapieversuche ohne Erfolg bleiben, stehen den Frauen verschiedene kosmetische Möglichkeiten wie z. B. Licht- und Laserepilation zur Entfernung der unerwünschten Haare zur Verfügung. Quellen:
Raab: „Haarerkrankungen in der dermatologischen Praxis“, Springer Verlag 2012;
Wolff, Kunte: „Diagnostik und Therapie von Haarerkrankungen“, Uni-Med-Verlag 1999;
https://www.kup.at/journals/summary/12989.html