Rezeptur
Praxiswissen
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Frage aus der Rezeptur: Herstellungstipps zu Harnstoff und Betamethasonvalerat

PTA hält Fantaschale vor Waage
Bei der gemeinsamen Verarbeitung von Betamethasonvalerat und Harnstoff in Basiscreme DAC ist auf den pH-Wert und die Herstellungsmethode zu achten. | Bild: Schelbert /PTAheute

Aus einer Apotheke erreichte uns folgende Anfrage: 

Wir sollen folgende Rezeptur mit den beiden Wirkstoffen Betamethasonvalerat und Harnstoff herstellen, können Sie uns Tipps zur Zubereitung geben?

  • Betamethasonvalerat 0,05 g
  • Harnstoff 2,5 g
  • Raffiniertes Nachtkerzenöl 5,0 g
  • Basiscreme DAC zu 50,0 g

Rezeptur mit stark wirksamem Externsteroid

Rezepturen mit extern wirksamen Glucocorticoiden kommen häufig in Apotheken vor. Betamethason-17-valerat gehört dabei in der Wirkstärkeskala der Glucocorticoide zu den stark wirksamen Externsteroiden (Klasse III) und wird in Zubereitungen aufgrund seiner antientzündlichen und juckreizstillenden Wirkung verordnet. Die übliche therapeutische Konzentration beträgt bei lokaler Anwendung 0,025 bis 0,15%. 

Auf pH-Wert achten

Der Wirkstoff hat ein Stabilitäts- und Wirkoptimum von pH 3,5. Wasserhaltige Zubereitungen müssen daher auf den rezeptierbaren pH-Bereich von pH 2 bis 5 eingestellt werden. 

Dies ist bei einer gemeinsamen Verarbeitung mit Harnstoff umso wichtiger. Denn in Abhängigkeit vom pH-Wert zersetzt sich Harnstoff in seine Ausgangsstoffe Ammoniumcyanat, Ammoniak und Kohlendioxid. Schon bei geringfügiger Zersetzung des Harnstoffs erfolgt durch Entstehung des basisch reagierenden Ammoniaks ein starker pH-Anstieg, der die weitere Abbau-Reaktion beschleunigt.

Zusatz eines Lactat-Puffers empfehlenswert

Bei Cremes und Emulsionen mit Harnstoff, die ein im Neutralen oder Basischen zersetzungsempfindliches Glucocorticoid enthalten, ist die Zugabe eines Puffers zu empfehlen.

Geeignet wäre bei dieser Zubereitung ein Lactat-Puffer, der aus 1% Milchsäure und 4% Natriumlactat-Lösung 50% besteht. Die Angaben zur Konzentration beziehen sich dabei auf die gesamte Zubereitung.

Konservierung von Basiscreme DAC nicht nötig

Die beiden Arzneistoffe sollen in der Grundlage Basiscreme DAC verarbeitet werden. Dabei handelt es sich nicht um eine reine O/W-Creme, sondern um einen Übergang zwischen W/O- und O/W-Zubereitung. Basiscreme DAC gehört daher zu den sogenannten amphiphilen Cremes, sie lässt sich sowohl mit Wasser (maximal 80%) als auch mit Lipiden (maximal 20%) mischen. 

Im Gegensatz zu den meisten anderen hydrophilen Cremes muss Basiscreme DAC kein Konservierungsmittel zugefügt werden. Die enthaltenen 20% Propylenglycol (bezogen auf die Wasserphase) schützen die Creme bereits ausreichend vor mikrobiellem Verderb.

Stabilität von Nachtkerzenöl: Antioxidanz notwendig

Beim Raffinierten Nachtkerzenöl handelt es sich um ein hellgelbes fettes Öl, welches aus den Samen von Oenothera-Arten gewonnen wird. Das Öl wird als regenerativer Hautschutz bei gestörter Funktion der Hautbarriere sowie als Feuchthaltemittel eingesetzt. 

Aufgrund seines hohen Gehalts an mehrfach ungesättigten Fettsäuren wird Nachtkerzenöl leicht ranzig. Zur Stabilisierung ist daher der Zusatz eines Antioxidanz sinnvoll. Entweder ist dieser Antioxidanzien-Zusatz bereits im Ausgangsstoff enthalten oder es kann Butylhydroxytoluol 0,05%, bezogen auf die gesamte Zubereitung, hinzugefügt werden. 
Übrigens: Der Zusatz eines solchen Hilfsstoff ist auch ohne Arztrücksprache möglich. Der Stabilisator muss aber, wie alle anderen Substanzen auch, auf dem Etikett der Zubereitung genannt werden. 

Zum Einarbeiten des fetten Öls in die Basiscreme DAC wird zunächst das Nachtkerzenöl in eine mit Pistill tarierte Fantaschale eingewogen und etwa die gleiche Menge an Grundlage dazugegeben. Beide Bestandteile werden dann unter mehrmaligem Abschaben verrührt. Anschließend wird die restliche Basiscreme DAC portionsweise eingearbeitet.

Betamethasonvalerat in Mittelkettigen Triglyceriden anreiben

Betamethasonvalerat ist praktisch unlöslich in Wasser und auch in lipophilen Bestandteilen von Dermatika-Grundlagen ist die Löslichkeit gering. Die Substanz liegt deshalb in der Basiscreme DAC überwiegend suspendiert vor. 

Die mikrofein gepulverte Rezeptursubstanz wird zunächst in der Fantaschale mit Mittelkettigen Triglyceriden, die in Basiscreme DAC als flüssiger Bestandteil ohnehin enthalten sind, angerieben. Dieses Anreiben zu einer Suspension ermöglicht die Prüfung auf Wirkstoffagglomerate und ihre Beseitigung noch vor Zugabe der restlichen Grundlage. Nach dem Anreiben kann die mit Nachtkerzenöl aufgefettete Basiscreme DAC anteilig eingearbeitet werden. 

Harnstoff aufstreuen und einrühren

Harnstoff zeigt dagegen eine sehr leichte Wasserlöslichkeit, in wasserhaltigen Zubereitungen liegt die Substanz gelöst vor. Die Verarbeitung von Harnstoff in hydrophilen Grundlagen ist daher einfach: Der Wirkstoff kann auf die Grundlage aufgestreut und eingerührt werden. Dabei muss so lange gerührt werden, bis kein Knirschen mehr zu hören ist. Am Ende der Herstellung werden die beiden flüssigen Bestandteile des Lactat-Puffers eingerührt.

Die fertige Zubereitung kann in eine Aluminiumtube oder eine Spenderdose abgefüllt werden, als Aufbrauchsfrist können 6 Monate empfohlen werden. Quellen:
DAC/NRF-Rezepturhinweis Betamethasonvalerat (27.07.2021)
DAC/NRF-Rezepturhinweis Harnstoff (09.10.2018)
Hydrophile Betamethasonvalerat-Creme NRF 11.37.
 

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