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Praxiswissen
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Cyclopentolat-Augentropfen herstellen: So geht's

PTA rührt mit einem Glasstab eine Flüssigkeit im Becherglas
Zur Herstellung von Cyclopentolathydrochlorid-Augentropfen wird der Wirkstoff in Wasser für Injektionszwecke in einem Becherglas verrührt. | Bild: Schelbert / PTAheute

Bei zahlreichen augenärztlichen Untersuchungen werden zuvor Augentropfen appliziert, die eine Pupillenerweiterung auslösen. Dadurch können die Augenlinse und der Augenhintergrund gut untersucht werden. 

Dazu können Augentropfen mit Cyclopentolat eingesetzt werden. Die Substanz blockiert die Wirkung von Acetylcholin an entsprechenden Rezeptoren im Auge und sorgt dadurch für eine Entspannung der Muskulatur der Pupille und der Regenbogenhaut (Iris). 

Zu diagnostischen Zwecken werden zwei Tropfen Cyclopentolat 1-%-Augentropfen in einem Abstand von fünf bis zehn Minuten in das Auge getropft. Die Wirkung ist dabei zeitlich begrenzt und lässt nach einigen Stunden wieder nach.

Gut zu wissen: Welche Präparate gibt es?

Als Fertigarzneimittel sind 1%ige Cyclopentolat-Augentropfen zugelassen. Es handelt sich dabei um die Präparate Cyclopentolat Alcon 1 % Augentropfen im Mehrdosenbehältnis, diese enthalten noch Benzalkoniumchlorid in Verbindung mit Natriumedetat zur Konservierung und als Isotonisierungsmittel Borsäure und Kaliumchlorid.

Cyclopentolat-Augentropfen sind im Einzeldosisbehältnis (Zyklotat EDO 10 mg/ml Augentropfen) auch ohne Konservierungsmittel erhältlich. Beide Präparate sind schon seit längerem aufgrund von Problemen bei der Herstellung von Lieferschwierigkeiten betroffen. Aktuell besteht auch für beide Fertigarzneimittel ein Lieferengpass.

Herstellung von Cyclopentolat-Augentropfen in der Apotheke möglich

Bei Lieferschwierigkeiten der genannten Fertigarzneimittel können die benötigten Augentropfen auch als Rezeptur in der Apotheke hergestellt werden. Der Wirkstoff ist in Form seines Hydrochlorids als Ausgangsstoff erhältlich. Benötigt werden meist Augentropfen mit 1 % Cyclopentolat, aber auch niedriger dosierte Zubereitungen in 0,5%iger Konzentration werden nachgefragt. 

Das weiße, kristalline Pulver löst sich sehr leicht in Wasser, 1%ige wässrige Lösungen weisen einen sauren pH-Wert im Bereich zwischen 4,5 und 5 auf. Zur Isotonisierung wird Natriumchlorid empfohlen, grundsätzlich kann wie beim Fertigarzneimittel auch Borsäure als Isotonisierungsmittel verwendet werden. Da Borsäure aber insbesondere bei Kindern als kritischer Hilfsstoff gilt, ist Natriumchlorid vorzuziehen. Das Salz ist auch besser wasserlöslich als Borsäure und wird meist ohnehin auf Vorrat gehalten. 

Mithilfe einer frisch zubereiteten Salzsäure-Lösung 0,1 % wird der pH-Wert der Augentropfen auf einen Wert von pH 4 eingestellt. Daher dürfen entsprechende Ansätze bei der Herstellung der Augentropfen nicht zu klein bemessen sein, damit die zur Einstellung des pH-Werts nötige Salzsäure-Lösung ausreichend genau eingewogen werden kann. 

Die fertig hergestellte Lösung wird am Ende unter Entkeimungsfiltration abgefüllt.

Rezepturbeispiel: Cyclopentolathydrochlorid-Augentropfen 1 %

Der benötigte Wirkstoff ist wie bereits beschrieben als Cyclopentolathydrochlorid als Rezeptursubstanz erhältlich. Die herzustellenden Augentropfen haben dann folgende Zusammensetzung: 

Cyclopentolathydrochlorid1,0 g
Edetathaltige Benzalkoniumchlorid-Stammlösung 0,1 % (NRF S.18.)10,0 g
Natriumchlorid0,7 g
Salzsäure 0,1 %etwa 2 g
Wasser für Injektionszweckezu 100,0 g

Zur Herstellung werden der auf einer Analysenwaage abgewogene Wirkstoff und Natriumchlorid in einem großen Teil des Wasser für Injektionszwecke in einem Becherglas gelöst. Der flüssige Ansatz kann dann mit der Edetathaltigen Benzalkoniumchlorid-Stammlösung 0,1 % (NRF S.18.) verrührt werden.

Gut zu wissen: pH-Wert-Einstellung mit Salzsäure

Als Inprozessprüfung soll der pH-Wert der hergestellten Lösung überprüft werden, dieser sollte bei einem Wert von 4 liegen. Ein fein skalierter pH-Indikatorstreifen R wird dazu in eine abgenommene Menge an Lösung zwei Minuten eingetaucht und der erhaltene Wert abgelesen. 

Bei zu hohem pH-Wert kann der gewünschte Wert mithilfe einer Salzsäure-Lösung eingestellt werden. Dazu werden meist rund 2 Gramm einer 0,1%igen frisch hergestellten Salzsäure-Lösung benötigt. Als Ausgangsstoff zur Herstellung darf nur zur Arzneimittelherstellung geeignete Salzsäure z. B. Salzsäure 10 % oder 25 %, zum Einsatz kommen. Analytische Maßlösungen dürfen nicht verwendet werden. 

Die Verwendung der höher konzentrierten Salzsäure 1 % nach NRF S.46. ist zur pH-Korrektur der Augentropfen nicht möglich, da dann die Einwaagen zu gering sind.

Nach Einstellung des pH-Wertes kann der Ansatz mit Wasser für Injektionszwecke bis zum Endgewicht aufgefüllt und die fertigen Augentropfen unter Entkeimungsfiltration abgefüllt werden. 

Als Aufbrauchsfrist der Augentropfen im Mehrdosenbehältnis können wie gewohnt vier Wochen angesetzt werden.

Augentropfen 0,5 % können durch Verdünnung des Fertigarzneimittels erhalten werden

Steht das entsprechende Fertigarzneimittel Cyclopentolat Alcon 1 % zur Verfügung, können niedrig dosierte Augentropfen durch Verdünnung erhalten werden. 

Dazu können 5,0 g Cyclopentolat Alcon 1 % mit Wasser für Injektionszwecke zu 10,0 g aufgefüllt werden. Zur Isotonisierung werden 0,04 g Natriumchlorid benötigt, zur Nachkonservierung des Verdünnungsmittels können 0,5 g einer Edetathaltigen Benzalkoniumchlorid-Stammlösung 0,1 % NRF S.18. verwendet werden. 

Nach der Herstellung muss die erhaltene Lösung noch sterilfiltriert werden. 

Werden die Augentropfen für Kinder benötigt, sollte die Herstellung der Cyclopentolat-Augentropfen 0,5 % aus der Rezeptursubstanz erfolgen, da im Fertigarzneimittel die vor allem für Kinder bedenkliche Borsäure enthalten ist. Quellen:
- DAC/NRF-Rezepturhinweis Cyclopentolathydrochlorid (18.06.2024)
- https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Cyclopentolat_141
 

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