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gut beraten: Akne: Die Sache mit den Pickeln

Gelegentliche Papeln (Knötchen) und Pusteln auf der Haut kennt fast jeder Mensch und von der Hauterkrankung Acne vulgaris – also der gewöhnlichen Akne – sind in der Tat etwa 85 % aller Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren betroffen. Jungen haben etwas häufiger und oft intensiver mit Akne zu kämpfen als Mädchen. Unabhängig von der Ausprägung der Akne auf der Haut ist die psychische Belastung der betroffenen Jugendlichen. Diese ist sehr individuell. So kann in der Pubertät, wenn die psychische Verfassung der Betroffenen sowieso schon Achterbahn fährt, ein einzelner Pickel zur falschen Zeit ein großes Problem darstellen und erfordert im Beratungsgespräch ganz viel Fingerspitzengefühl.

Von der Talgdrüse bis zur Fistel

Die weitaus häufigste Ursache für die Acne vulgaris ist die hormonelle Umstellung in der Pubertät. Es werden – übrigens sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen – vermehrt männliche Geschlechtshormone, die Androgene ausgeschüttet. Androgene bewirken eine vermehrte Produktion von Hautfett. Dieses Hautfett, das auch als Talg bezeichnet wird, versorgt die Haut mit Nährstoffen, hält sie elastisch und schützt sie vor Umwelteinflüssen. Wenn sich allerdings am Ausgang der Talgdrüse eine Hornschicht bildet, kann der Talg nicht mehr abfließen. Zunächst verstopft die Pore und Talg sammelt sich an. Es bildet sich ein Mitesser, ein sogenannter Komedo. Wenn dazu eine bakterielle Besiedelung und ein ungünstiger pH-Wert die Barrierefunktion der Haut stören, entsteht eine Entzündung. Schreitet diese fort, bildet sich eine Pustel, ein Aknepickel. Die Entwicklung einer entzündeten Talgdrüse kann im schlimmsten Falle in sechs Stufen verlaufen:

Stufe 1: Komedo – eine verstopfte Talgdrüse (Mitesser); offen, weißlich bis gelblich oder geschlossen mit einem schwarzen Kern
Stufe 2: Papel – ein bis zu erbsengroßes auf der Haut tastbares Knötchen
Stufe 3: Pustel – ein mit Eiter gefülltes Bläschen
Stufe 4: Nodus – ein großer schmerzhafter Knoten unter der Haut
Stufe 5: Abszess – eine abgekapselte Eiteransammlung in einem Hohlraum
Stufe 6: Fistel – mehrere eitergefüllte Hohlräume verbinden sich über Fistelgänge

Das Wichtigste in Kürze

  • Akne in der Pubertät erfordert im Beratungsgespräch Fingerspitzengefühl.
  • Eine verständliche Erläuterung der ärztlichen Therapie und ihrer Nebenwirkungen kann sehr viel zu einer guten Compliance beitragen.
  • Die richtige Reinigung und Pflege der Haut sowie die kosmetischen Möglichkeiten, um Unreinheiten zu kaschieren, sind für die Betroffenen sehr wichtig und sollten möglichst individuell ausgewählt werden.

Wie schlimm ist es?

Die Schwere der auftretenden Akne kann sehr unterschiedlich sein. Von „zu Akne neigender Haut“ spricht man bei öliger Haut, die insbesondere in der T-Zone (Stirn, Nase, Kinn) auftritt. Gelegentlich bilden sich einzelne Pusteln. Bei zahlreichen geschlossenen oder offenen Komedonen und vereinzelten Papeln und Pusteln spricht man von einer Acne comedonica, wenn die Haut vollständig ohne Narbenbildung abheilt. Eine mittelschwer entzündliche Akne wird als Acne papulopustulosa bezeichnet. Sie weist neben den Komedonen überwiegend Papeln und Pusteln auf. Die Entzündungen dringen bereits vereinzelt ins Gewebe ein und es entstehen die ersten Aknenarben. Bei einer Acne conglobata handelt es sich um ein hochentzündliches Geschehen. Es sind zusätzlich schmerzhafte Abszesse und Fistelgänge vorhanden. Sehr häufig entstehen Narben. Die schwerste Form der Akne ist die Acne fulminans, die sehr schwere Akne. Die Hauterscheinungen sind vergleichbar mit der Acne conglobata, dazu kommen häufig Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl.

Wann zum Arzt?

Nicht jede Akne muss vom Hautarzt behandelt werden. Ist der Leidensdruck nicht zu groß und das entzündliche Geschehen auf der Haut auf einige Papeln und Pusteln beschränkt, können gute Beratungstipps aus der Apotheke sehr viel bewirken. Bei einer Akne, die stark entzündlich ist, bei der es viele offene Komedonen gibt und großflächige Areale betroffen sind, sollte aber ein Arzt aufgesucht werden. Zum Arzt gehören außerdem Kinder im Alter unter zehn Jahren und Personen mit anderen Hauterkrankungen im selben Hautareal.

Multimodale Therapie

Jugendlichen mit Akne werden je nach Schwere der Erkrankung entweder topische Präparate, systemische Therapien oder eine Kombination aus beidem verordnet. Bei leichteren Akneformen wird häufig Benzoylperoxid (BPO) zur Reinigung der Haut (z. B. in Benzaknen Wash, Aknefug Oxid Wash) oder als Gel zum Auftragen auf die Haut (z. B. in Cordes BPO Gel, Akneroxid Gel) eingesetzt. Es wirkt antimikrobiell und antientzündlich. Für den jungen Patienten ist es wichtig zu wissen, dass BPO insbesondere zu Beginn der Therapie die Haut oft reizt und dass es eine bleichende Wirkung hat, zum Beispiel auf Kleidung, die mit dem Gel oder Waschgel in Berührung kommt.

Weitere lokal anzuwendende Präparate sind die topischen Retinoide Adapalen (z. B. in Epiduo Gel, Adapaben Gel) und Tretinoin (z. B. in Pigmanorm Creme Widmer, Balisa Vas Creme, Aknemycin plus Lösung), die teilweise mit Benzoylperoxid, Hydrocortison oder Erythromycin bzw. Clindamycin kombiniert werden. Diese verschreibungspflichtigen Präparate wirken lösend auf die Hornschichten und vermindern so die Komedonen. Sie sind antientzündlich und antimikrobiell. Im Gegensatz zu den systemischen Therapien mit Retinoiden wirken diese Präparate nicht auf die Aktivität der Talgdrüsen und vermindern so nicht die vermehrte Talgbildung. Wichtig ist, dass unter topischen Retinoiden Sonneneinstrahlung strikt zu meiden ist und dass sie in Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert sind. Des Weiteren kann Azelainsäure (z.B. in Skinoren), eine Dicarbonsäure, als lokale Therapie verordnet werden. Sie hat antibakterielle, antikeratinisierende und antiinflammatorische Eigenschaften und kann in der Schwangerschaft appliziert werden. Eine topische Monotherapie mit Antibiotika wird nicht mehr empfohlen.

Bei der systemischen Therapie gilt Doxycyclin (z.B. in Doxakne, Doxyderma) als Antibiotikum der ersten Wahl. Meist wird auch Minocyclin (z. B. in Skid, Minocyclin-ratiopharm) eingesetzt. Die Tetracycline vermindern die Bakterienkonzentration in den Talgdrüsen und verhindern Entzündungen. Sie sind kontraindiziert bei Kindern unter acht Jahren, während Schwangerschaft und Stillzeit und bei Leberfunktionsstörungen. Zudem sollen sie nicht in Kombination mit systemisch verabreichten Retinoiden eingesetzt werden. Wichtiger Hinweis: Tetracycline bilden Komplexe mit zweiwertigen Kationen wie Calcium, Magnesium und Eisen, daher ist ein Abstand von möglichst mehr als zwei Stunden zu Milchprodukten, Eisen-, Calcium- und Magnesiumpräparaten sowie Antacida einzuhalten. Weiterhin müssen während der Einnahme der Tetracycline direktes Sonnenlicht und UV-Strahlung gemieden werden, da die Gefahr einer Fotosensibilisierung besteht. Bei Einnahme einer oralen Kontrazeption sollte im Beratungsgespräch ein Hinweis auf eine mögliche Einschränkung der Sicherheit der empfängnisverhütenden Wirkung gegeben werden.

Bei schwerer Acne papulopustulosa oder Acne conglobata kann Isotretinoin zur oralen Einnahme (z. B. in Aknenormin, Isogalen, Isotret-Hexal) verschrieben werden. Das Retinoid reduziert die Größe der Talgdrüsen, vermindert die Talgproduktion und die Entzündung. Isotretinoin wirkt teratogen, daher ist neben einer zuverlässigen Kontrazeption bei Verordnung ein Schwangerschaftstest erforderlich. Das Rezept ist bei Frauen im gebärfähigen Alter lediglich sieben Tage gültig. Wichtig für die Beratung zu Isotretinoin ist die Erläuterung, dass die Haut durch die Behandlung sehr trocken wird. Die Empfehlung geeigneter Pflegeprodukte ist für den Anwender sehr wichtig und hilft, die Therapietreue zu verbessern.

Reinigung und Pflege sind das A und O

Mit der richtigen Reinigung und Pflege kann sich eine Aknehaut bessern. Dabei hängt die Auswahl der Produkte nicht nur vom Präparat, den verordneten Medikamenten und dem Stadium der Erkrankung ab, sondern sollte auf den jeweiligen Benutzer zugeschnitten sein. So haben Jungen beispielsweise oft Vorbehalte gegen zu viel Kosmetik und häufig weniger Lust, viel Zeit und Geld in die Körperpflege zu investieren. Dann kommt es darauf an, ein praktisches Produkt zu finden, das am besten zu den Gewohnheiten des Betroffenen passt und einfach anwendbar ist.

Wie reinigen Sie die Haut?

Die Hautpflege beginnt immer mit der Reinigung. Sie sorgt für eine Entfernung von überschüssigem Talg und von Verhornungen. Zur Reinigung gibt es Waschgele (z. B. Keracnyl Schäumendes Waschgel, Cleanance Reinigungsgel, La Roche-Posay Effaclar Schäumendes Reinigungsgel), die mit Wasser angewendet werden. Da die Waschgele den pH-Wert der Haut meist stark erniedrigen, sollte die Haut mit einem Tonic bzw. Gesichtswasser nachgereinigt werden, um überschüssige Hautschüppchen zu entfernen und den natürlichen pH-Wert wiederherzustellen. Wem das zu aufwendig ist, kann ein Mizellenwasser (z. B. La Roche-Posay Effaclar Mizellen Reinigungsfluid ultra, Avène Cleanance Mizellenwasser) verwenden, mit dem die Haut mit einem Wattepad ohne Wasser in einem Schritt gereinigt wird.

Eine Pflege sollte der Haut nicht noch zusätzliches Fett zuführen, sondern Feuchtigkeitsdefizite ausgleichen. Fast alle apothekenüblichen Kosmetikmarken haben eine eigene Serie zur Hautpflege bei Akne, die auf die Problematik abgestimmte Produkte enthält (z. B. Dermasence Seborra, Avène Cleanance, Ducray Keracnyl, Eucerin Dermopure, Vichy Normaderm).

Gerade bei einer ärztlich verordneten austrocknenden Aknetherapie ist es enorm wichtig, den Feuchtigkeitsmangel auszugleichen, um eine gute Compliance zu gewährleisten. Zu häufig brechen Jugendliche eine gute Therapie ab, da sie das Gefühl haben, die Medikamente machen alles nur noch schlimmer. Da hilft es sehr, wenn sie in der Apotheke verständnisvoll ernst genommen werden und ihnen eine gute und einfache auf ihre Haut abgestimmte Pflegeroutine empfohlen und genau erklärt wird.

Da die Hautunreinheiten oft psychisch sehr belastend sind, ist es hilfreich, einen Abdeckstift zum Kaschieren der Rötungen zu empfehlen. (z. B. Avène Couvrance Korrekturstift grün) oder eine tönende Creme mit grünen Farbpigmenten, die die Rötungen neutralisieren (z. B. Dermasence Rosamin getönte Tagespflege).

Wie erkläre ich es meinen Kunden?

  • „Wenn du dein Gesicht bisher nur mit Wasser und Seife gewaschen hast, habe ich hier ein effektiveres Waschgel für dich. Danach trägst du diese feuchtigkeitsspendende Creme auf. Sie beruhigt deine Haut und sorgt für viel Feuchtigkeit.“
  • „Wenn dich ein einzelner Pickel besonders stört, ist es gut, ihn komplett in Ruhe zu lassen. So heilt er am schnellsten ab. Mit diesem grünen Stift kannst du die Stelle gut kaschieren, denn Grün ist die Komplementärfarbe von Rot und neutralisiert optisch die Rötung.“

Noch ein paar Tipps

Akne kann sich durch eine gute, ausgewogene Ernährung bessern. Einige Lebensmittel wie Schokolade, Süßigkeiten und eine sehr stark fetthaltige Nahrung können Akne sogar fördern und sollten daher nur selten genossen werden. Wichtig ist auch eine gute Hygiene, beispielsweise sollte man sich besser nicht ins Gesicht fassen und vor allem nicht versuchen, die Pickel auszudrücken. Gut ist es, ein separates Handtuch fürs Gesicht zu verwenden.

Eine Ergänzung zur Aknetherapie sowie zur guten Reinigung und Pflege der Haut ist die Einnahme von Zink. Der Mikronährstoff hemmt die 5-α-Reduktase, ein Enzym, das Testosteron in Dihydrotestosteron (DHT) umwandelt. DHT fördert die Talgproduktion und damit die Akneentstehung. Die Einnahme von 25 bis 30 mg Zink pro Tag ist unbedenklich – außer in der Schwangerschaft und Stillzeit. •

Barbara Segger

Apothekerin

Rheine

autor@ptaheute.de