ganz natürlich: Granatapfel: Antioxidatives Superfood?
Der Granatapfel zählt zu den ältesten Kulturpflanzen der Menschheit und war schon sehr früh ein beliebtes Motiv in der Kunst. Er wächst an einem bis zu vier Meter hohen, dornigen Großstrauch, der inzwischen in allen tropischen und subtropischen Ländern der Erde angebaut wird. In Deutschland gehört der Granatapfelbaum zu den ältesten und beliebtesten Kübelpflanzen für den Wintergarten oder die Terrasse. Im Inneren seiner Frucht befinden sich in den Kammern die essbaren Kerne, umgeben von einem glasigen Samenmantel. Ein großer Granatapfel hat bis zu 800 Kerne. Heimisch ist er wahrscheinlich in Persien und hat sich von dort aus nach Syrien, Palästina und dann in den gesamten Mittelmeerraum ausgebreitet. Die Römer nannten ihn „malum punicum“, weil sie ihn durch die Phönizier (Punier) entdeckt hatten, oder auch „pomum granatum“, also kernreicher Apfel. Aus diesen beiden Bezeichnungen geht der heute verwendete Name „Punica granatum“ hervor.
„Heilfrucht“ Granatapfel
Angepriesen wird der Granatapfel heutzutage als „Vitalstoffwunder“ oder als eine „Heilfrucht“, die etwa krebshemmend und blutdrucksenkend sein soll. Auch soll sie die Kalorien- und Fettaufnahme regulieren können, die männliche Potenz steigern, hilfreich in den Wechseljahren sein, die Gelenke stabilisieren oder das Immunsystem positiv beeinflussen. Angeboten werden verschiedene Mutter- oder Direktsäfte, wie etwa Rabenhorst Granatapfel Bio, Schoenenberger Granatapfel-Muttersaft, aber auch Extrakte, Pulver und Kapseln. In den Nahrungsergänzungsmitteln aus Granatapfel findet man den konzentrierten oder fermentierten und gefriergetrockneten Saft der Kerne. Auszüge aus dem Granatapfel, besonders das Granatapfelsamenöl, kommen außerdem in etlichen kosmetischen Anti-Aging-Produkten vor.
Was ist drin?
100 g Granatapfelkerne enthalten etwa 14 g Zucker – vergleichbar beispielsweise mit der Süße von Feigen. In kleineren Mengen enthalten sie Kalium, Calcium, Eisen, Magnesium und Vitamin B6. Vitamin C ist zum Beispiel in Orangen (50 mg/100 g) reichlicher enthalten als in Granatapfelkernen, welche nur 10 mg/100 g bieten können. Sie haben allerdings einen hohen Gehalt an sekundären, antioxidativ wirkenden Pflanzenstoffen, darunter besonders viele Polyphenole, wie Anthocyane, Ellagsäure und Punicalagin. Der Ölgehalt in den Granatapfelkernen liegt zwischen 12 bis 20 Prozent. Darin kommt zu einem großen Teil die sogenannte Punicinsäure vor, eine mehrfach ungesättigte Fettsäure, die zu den Omega-5-Fettsäuren gehört.
Krebshemmende Wirkung?
Der Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums schreibt auf seiner Homepage, dass in Laborstudien die Granatapfelextrakte das Wachstum von Krebszellen in Zellkulturen und im Tiermodell hemmen würden. Auch gäben vorklinische Studien Hinweise darauf, dass der Granatapfel den Wert des prostataspezifischen Antigens (PSA) senken könne. Eine experimentelle Studie weise darauf hin, dass Urolithin A, ein Stoffwechselprodukt des Granatapfels, eine Anti-Tumor-Wirkung bei Darmkrebs haben könne, die Immunabwehr stärke und das Tumorwachstum bremse. Insgesamt kommt der Krebsinformationsdienst allerdings zum Fazit, dass nicht genügend Daten aus klinischen Studien mit Krebserkrankten vorliegen würden, um sichere Aussagen treffen zu können. Die aktuelle S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen PatientInnen“ spricht sich weder für eine Empfehlung noch gegen eine Einnahme von Granatapfelsaft-Extrakt bei Männern mit Prostatakrebs aus.
Gegen Zivilisationskrankheiten?
Eine in der Fachzeitschrift Pharmacological Research veröffentlichte Übersicht aus dem Jahr 2017 über acht klinische Studien zeigte, dass Granatapfelsaft den Blutdruck messbar um einige mmHg senken kann. Grundsätzlich gibt es allerdings zu wenig Studien, welche die antiatherogene (Schutz vor „Arterienverkalkung“), blutdrucksenkende und entzündungshemmende Wirkung des Granatapfels untermauern. Die Internetseite „Klartext Nahrungsergänzung“, eine Gemeinschaftsaktion aller Verbraucherzentralen unter Federführung der Verbraucherzentralen in Hessen und Sachsen-Anhalt, meint deshalb auch, dass es wissenschaftliche Belege, die für Empfehlungen ausreichen, (noch) nicht gibt.
Achtung: Wechselwirkung!
Zutaten:
- 1 Bio-Limette
- Eiswürfel
- ca. 150 ml Ginger Beer
- ca. 100 ml Granatapfelsaft (Bio-Direktsaft)
- 2 EL Granatapfelkerne (kbA)
- frische Minze nach Belieben
Eine halbe Limette auspressen. Die andere Hälfte in Scheiben schneiden. Den Limettensaft mit dem Ginger Beer und dem Granatapfelsaft mischen, die Eiswürfel und die Granatapfelkerne zugeben und mit den Minzblättern und Limettenscheiben dekorieren. Genießen!
Granatapfelkernöl in der Hautpflege
Neben dem Granatapfelsaft und -extrakten wird auch das isolierte Granatapfelkernöl, auch Granatapfelsamenöl (INCI: Punica Granatum [Pomegranate] Seed Oil) genannt, verwendet. Eingesetzt wird es beispielsweise in Hautcremes wegen seiner starken antioxidativen Wirkung. Es soll die Zellerneuerung anregen und straffend und festigend auf die reife, anspruchsvolle Haut wirken. Es ist in Produkten wie dem Regenerierenden Pflege-Öl oder dem Straffenden Gesichtsöl von Weleda enthalten. Auch als Intimpflegeöl bei trockener Vaginalschleimhaut, etwa im Klimakterium, ist es im Handel, zum Beispiel Frauen-Granatapfelöl der Bahnhof-Apotheke Kempten. Als Zusatz ist es nur in Kosmetika erlaubt – hingegen nicht in Lebensmitteln und damit auch nicht in Nahrungsergänzungsmitteln. Es gilt nämlich nach EU-Novel-Food-Katalog als neuartige Zutat und ist damit ohne eine Zulassung hier verboten.
Vielleicht doch lieber heimische Früchte …
Das Wichtigste in Kürze
- Der Gehalt an antioxidativ wirkenden Substanzen ist in Granatapfelkernen relativ hoch, wodurch sie als Bestandteil einer gemüse- und obstreichen Ernährung Schutz gegen sogenannte freie Radikale bieten können.
- Bei vielen Versprechungen bezüglich der Heilkraft der Granatapfelzubereitungen ist jedoch Vorsicht geboten: Eine klare Empfehlung zum Einsatz gegen verschiedene Krankheiten kann momentan nicht ausgesprochen werden.
- Trotz möglicher positiver Effekte von Granatäpfeln, z. B. gegen Bluthochdruck: Die Einnahme von Antihypertonika oder anderen Medikamenten können sie keinesfalls ersetzen und mögliche Wechselwirkungen müssen in Betracht gezogen werden.
… oder in Bioqualität genießen
Ratsam wäre es zumindest, bei Granatäpfeln und den Produkten daraus auf Bioqualität zu achten. Auch wenn die vielfältigen Wirkungen auf die Gesundheit des Menschen bisher nicht abschließend bewertet werden können, so lassen sich doch mit den Kernen wunderbare Gerichte herstellen – Rezepte finden sich im Internet reichlich. Schließlich ist es doch so: Wer einen Granatapfel aufschneidet und betrachtet, kann die Faszination, die diese Frucht auslöst, verstehen. Als Inspiration für einen der kommenden sommerlichen Feierabende soll der wunderschöne, rote Granatapfel-Mocktail (siehe Vorschlag Kasten) dienen. Übrigens: Der intensiv rote Grenadinesirup, der gerne in Cocktails eingesetzt wird, wurde früher aus Granatäpfeln hergestellt. Heute wird er meist aus anderen Früchten hergestellt, wie Erdbeeren oder Himbeeren.
Passend zum Feierabend-Mocktail kann auch ein warmes Granatapfel-Vollbad (mit ca. 10 Tropfen Granatapfelsamenöl kbA, z. B. von Pekana, Bahnhof-Apotheke Kempten, Primavera, Taoasis) entspannend und pflegend wirken. •
Wie erkläre ich es meinen Kunden?
- „Leider muss ich Ihnen vom Trinken des Granatapfelsaftes abraten. Dieser kann die Geschwindigkeit verlangsamen, mit der einige Arten von Medikamenten abgebaut werden. Das betrifft leider auch den von Ihnen eingenommenen Blutverdünner.“
- „Das antioxidativ wirkende Granatapfelsamenöl soll die Zellerneuerung anregen und ist ein wertvoller Wirkstoff in dieser straffenden Kosmetikserie.“