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gut beraten: Blähungen: Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten

Luft im Bauch kann sich in zwei Phänomenen äußern, die oft gemeinsam auftreten: Meteorismus bezeichnet einen aufgeblähten Bauch mit Spannungsgefühl, Flatulenz ist der oft hör- und riechbare Abgang von Darmwinden. Beides wird als Blähungen bezeichnet. Die Luft wird beim Essen oder zum Beispiel beim Kaugummikauen geschluckt, entsteht aber auch bei der Verdauung. 

Im Dickdarm werden unverdaute Kohlenhydrate von Darmbakterien unter Gasbildung gespalten. Ein großer Anteil der Gase wird über die Darmschleimhaut resorbiert, über die Lunge abgeatmet und erreicht gar nicht den Anus. Entstehende geruchlose Gase sind CO2, O2, N2, H2 und CH4. Eiweißabbauprodukte wie H2S haben einen unangenehmen Geruch.

Ursachen für Blähungen: Transportstörungen und Hypersensitivität

Das Leiden unter Meteorismus oder Flatulenz ist sehr unterschiedlich, obwohl natürlich bei allen Menschen Luft im Verdauungstrakt vorhanden ist. Einige Menschen schlucken beim Essen mehr Luft als andere, zum Beispiel durch hastiges Essen oder durch kohlensäurehaltige Getränke. Rauchen erhöht ebenfalls die Luftmenge im Magen. 

Die Luft sollte durch die Bewegungen des Darms zum Anus transportiert werden, das funktioniert aber nicht bei allen Menschen gleich gut. Bei einer Transportstörung sammelt sich viel Luft an, die den Darm nicht verlassen kann – die Folge ist ein unangenehm aufgeblähter Bauch. Auch Obstipation wird oft von Blähungen begleitet.

Die Luft kann außerdem durch eine unterschiedliche Schmerzschwelle sehr verschieden wahrgenommen werden: Unter einer viszeralen Hypersensitivität leidende Menschen empfinden den gleichen Reiz als schmerzhaft, den andere kaum oder nur als leichten Druck wahrnehmen. Eine hohe Schmerzempfindlichkeit ist oft im Rahmen eines Reizdarmsyndroms vorhanden – starke und wiederkehrende Beschwerden sollten ärztlich abgeklärt werden.

Das Wichtigste in Kürze: Entstehung und Behandlung von Blähbeschwerden

  • Als Blähungen werden Meteorismus (schmerzhafter, aufgeblähter Bauch) und Flatulenz (Abgang von Darmgasen) bezeichnet. Luft entsteht bei Verdauungsvorgängen und wird beim Essen, Kaugummikauen und Rauchen geschluckt.
  • Die Essgewohnheiten und die Lebensmittelauswahl werden bei belastenden Blähungen als erste Maßnahme angepasst. Blähungstreibende Lebensmittel werden vermieden. Ätherische Öldrogen und bitterstoffhaltige Drogen können als Tee getrunken werden.
  • Phytopharmaka, Probiotika, Entschäumer und naturheilkundliche Medikamente können zur Linderung verwendet werden.
  • Wiederkehrende Beschwerden müssen ärztlich abgeklärt werden, um ein Reizdarmsyndrom, entzündliche Darmerkrankungen, Funktionsstörungen von Galle oder Pankreas und Lebensmittelunverträglichkeiten auszuschließen.

Erste Maßnahmen bei Blähungen

Bei Meteorismus und Flatulenz werden als Erstes die Essgewohnheiten unter die Lupe genommen: Langsames Essen und gründliches Kauen beugen Luftschlucken vor und die Nahrung wird besser verdaut. Mahlzeiten sollten nicht zu groß sein und nicht zu spät am Abend verzehrt werden. Regelmäßige Bewegung unterstützt die Verdauung, auch Bauchmassagen um den Bauchnabel herum – mit dem Verlauf des Dickdarms im Uhrzeigersinn – können Entlastung bringen.

Ein stressiger Lebensstil führt bei vielen Menschen zu Verdauungsbeschwerden: Die ständige Aktivierung des Sympathikus lässt dem Parasympathikus, der für die Verdauung zuständig ist, wenig Zeit für eine ausreichende Tätigkeit –die Verdauung läuft also auf Sparflamme. Schlägt einem Patienten also Stress auf den Magen, helfen oft Maßnahmen zur Entspannung oder Yoga. Ein regelmäßiger Tagesablauf mit konstanten Essens- und Schlafenszeiten unterstützt die Verdauung durch einen wiederkehrenden Rhythmus.

Blähungen mit pflanzlichen Mitteln behandeln

Blähungstreibende Lebensmittel wie Kohl, Zwiebeln, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte sollten nur in Maßen verzehrt werden. Allerdings kann sich der Darm an sie gewöhnen, wenn sie regelmäßig in kleinen Mengen gegessen werden. Schon immer werden traditionell Kräuter und Gewürze eingesetzt, um die Verträglichkeit schwer verdaulicher Speisen zu verbessern: Dill im Gurkensalat, Kümmel im Sauerkraut oder im Brot – die Beispiele lassen sich fortsetzen. 

Kräuter und Gewürze werden auch als Tee verwendet und wurden zu Phytopharmaka weiterentwickelt. Einen spasmolytischen und karminativen Effekt haben ätherische Öldrogen wie Pfefferminze, Fenchel, Anis und Kümmel. Außerdem wirken sie Gärungsprozessen entgegen und stimulieren die Magen- und Darmmotilität.

Bitterstoffdrogen wie Wermutkraut, Tausendgüldenkraut, Löwenzahnwurzel und -kraut, Schafgarbenkraut oder Enzianwurzel regen die Sekretion der Verdauungssäfte an. Wichtig ist, dass Bitterstoffdrogen mindestens 30 Minuten vor dem Essen eingenommen werden, damit sie ihre Wirkung ausüben können. Bitterstoffhaltige Lebensmittel wie zum Beispiel Radicchio oder Chicorée können bewusst in den Speiseplan integriert werden, um die Ausschüttung verdauungsfördernder Enzyme zu unterstützen.

Die aktuelle Leitlinie zum Reizdarmsyndrom empfiehlt Pfefferminzöl bei Bauchschmerzen und Blähungen. Es sollte immer als magensaftresistente Kapsel eingenommen werden, um unangenehmes Aufstoßen und Magenreizungen zu vermeiden. Als Fertigarzneimittel stehen zum Beispiel Buscomint Weichkapseln zur Verfügung, als Kombinationspräparat mit Kümmelöl zum Beispiel Carmenthin Weichkapseln. Auch die Kombination aus Bitterer Schleifenblume, Angelikawurzel, Kamillenblüten, Kümmelfrüchten, Mariendistelfrüchten, Melissenblättern, Pfefferminzblättern, Schöllkraut und Süßholzwurzel, wie zum Beispiel in Iberogast, hat sich bei schmerzhaften Blähungen als wirksam erwiesen.

Probiotika-Einnahme bei Blähungen empfohlen

Das Mikrobiom des Darms hat einen großen Einfluss auf Blähungen, daher wird die Gabe von Probiotika auch in der Leitlinie bei Blähbeschwerden empfohlen. Probiotika sind Gegenstand intensiver Forschung, aber die derzeitige Studienlage erlaubt noch keine Vorhersage, welcher Patient auf welche Bakterienstämme anspricht. Somit können nur verschiedene Präparate ausprobiert werden. 

Die besten Ergebnisse wurden bisher mit Bifidobacterium infantis, B. animalis, B. bifidum, Lactobacillus plantarum und Bacillus coagulans dokumentiert. Aber auch mit anderen Stämmen lohnt sich ein Therapieversuch. Bei der Einnahme ist zu beachten, dass auch Probiotika zu Beginn Blähungen hervorrufen können.

Entschäumer oder Kümmelöl gegen Blähungen bei Schwangeren und Babys

Entschäumer wie Simeticon und Dimeticon (z. B. in Lefax, Sab Simplex) wirken auf physikalische Weise: Sie lassen den im Darm entstandenen Schaum zusammenfallen. Dadurch kann die enthaltene Luft besser weitertransportiert werden und abgehen. 

Auch für Säuglinge und Schwangere sind Simeticon und Dimeticon geeignet, da sie nicht resorbiert werden. Säuglingen können auch Zäpfchen mit Kümmelöl (z. B. Carum Carvi comp. Säuglingszäpfchen, Carum Carvi Baby-Kümmelzäpfchen) zur Entspannung des Bauches verabreicht werden.

Homöopathische Alternativen bei Blähbeschwerden

Neben den pflanzlichen Medikamenten kann auch ein homöopathischer Behandlungsversuch gemacht werden. Carbo vegetabilis D6 wird bei starkem Völlegefühl mit Aufstoßen, Abneigung gegen Fett und Milch und starken, übelriechenden Blähungen gegeben. 

Lycopodium D6 bietet sich an bei schnellem Sättigungsgefühl und dann wieder rasch einsetzendem Hunger, schmerzhaften Blähungen und Empfindlichkeit gegen den Druck der Kleidung am Bauch. 

Asa foetida D6 ist auch bei Reizdarmsyndrom bewährt, es wird bei Aufstoßen und Flatulenz verwendet. Verstopfung und Diarrhö wechseln sich oft ab. 

Bei allen genannten Mitteln nehmen Erwachsene bei akuten Beschwerden fünf Globuli alle zehn Minuten, bei Abklingen der Beschwerden dreimal täglich. Die anthroposophische Medizin bietet zum Beispiel Gentiana Magen Globuli oder Birkenkohle comp. Kapseln.

Lebensmittelunverträglichkeiten können auch Blähungen verursachen

Bei immer wiederkehrenden Blähbeschwerden ist eine ärztliche Abklärung notwendig: Es könnte eine Funktionsstörung der Gallenblase oder der Bauchspeicheldrüse die Ursache sein. In diesem Fall hilft eine gezielte Substitution von Pankreas-Enzymen. Auch bei neu aufgetretenen und nicht erklärlichen Symptomen, starken Bauchschmerzen, verhärtetem Bauch, Fieber, Durchfall, Blut im Stuhl und unbeabsichtigtem Gewichtsverlust müssen Patienten sofort an einen Arzt verwiesen werden, um bösartige oder entzündliche Darmerkrankungen auszuschließen.

Natürlich muss auch immer an Lebensmittelunverträglichkeiten gedacht werden – z. B. gehen Lactoseintoleranz oder Fructose-Malabsorption mit Blähungen und Bauchschmerzen einher. Auch Erkrankungen wie Zöliakie oder andere Formen von Weizensensitivität sollten ausgeschlossen werden. 

Bei einem Reizdarm hat sich eine Ernährungsumstellung, die FODMAPs (fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole) reduziert, als sinnvoll erwiesen. FODMAPs sind Kohlenhydrate, die von Bakterien unter Gasentstehung zersetzt werden und damit Blähungen begünstigen. Es ist einen Versuch wert, die entsprechenden Lebensmittel kurzzeitig komplett zu meiden und dann nach und nach unter Dokumentation in einem Ernährungstagebuch wieder einzuführen. 

Die Einteilung der Lebensmittel ist eher komplex, daher sollte dieser Versuch im Rahmen einer Ernährungsberatung gemacht werden. Im Internet finden sich aber Listen zur ersten Einordnung, und bei erfolgreichem Ausgang kann nach FODMAP-Kochbuch gekocht werden. Zu den FODMAPs gehören übrigens auch Zuckeraustauschstoffe wie zum Beispiel Sorbit oder Xylit, die bei vielen Menschen zu starken Blähungen führen.

Beratungstipps bei Blähungen: Wie erkläre ich es meinem Kunden?

  • „So viel Luft im Bauch ist natürlich schmerzhaft. Diese Blähungsbeschwerden sind leider sehr häufig. Mit pflanzlichen Arzneimitteln haben wir gute Erfahrungen, die Luft kann dann abgehen und der Druck lässt nach.“
  • „Wissen Sie, ob Sie bestimmte Lebensmittel schlecht vertragen? Wenn Sie immer wieder Beschwerden durch Luft im Bauch haben, lohnt sich ein Ernährungstagebuch. Ansonsten sollten Sie mit Kohl, Hülsenfrüchten und Zwiebeln sparsam umgehen. Auch Süßstoffe werden von vielen Menschen schlecht vertragen.“

Bei Blähungen auch beachten: Medikamente als Ursache

Blähungen können auch eine Nebenwirkung einiger Medikamente sein: Orale Antidiabetika wie Acarbose sorgen durch einen unzureichenden Abbau von Kohlenhydraten für Blähungen, Protonenpumpeninhibitoren wie zum Beispiel Omeprazol und Pantoprazol beeinflussen die Verdauungsfunktion durch die Anhebung des pH-Wertes im Magen. Die Einnahme von Antibiotika kann durch den Eingriff in das Darmmikrobiom ebenfalls mit Blähungen und anderen Darmbeschwerden verbunden sein. Auch Eisenpräparate werden oft schlecht vertragen und können neben Blähungen auch zu Verstopfung und Bauchschmerzen führen. •

Rebekka Pavone
Apothekerin
Ehningen

autor@ptaheute.de