COVID-19-Krankheitsverlauf
Corona-Pandemie
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Pollenflug erhöht SARS-CoV-2-Infektionsrisiko

Pollen des Wiesen-Fuchsschwanz wirbeln in Luft
Aktuell herrscht erhöhter Pollenflug. | Bild: Jürgen Kottmann / Adobe Stock

Im Frühjahr 2020 traten zwei Ereignisse zeitgleich auf: Zum einen rief die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Mitte März die COVID-19-Pandemie aus. Zum anderen sorgte auf der Nordhalbkugel der Erde eine großräumige Warmwetterwelle für einen ersten Höhepunkt beim Baumpollenflug. Reiner Zufall? Wohl nicht, wenn man gerade veröffentlichten Studienergebnissen folgt. 

Weltweite Untersuchungen

Ein internationales Team unter Federführung der Technischen Universität München (TUM) ging einem möglichen Zusammenhang zwischen SARS-CoV-2-Infektionsraten und Pollenbelastung nach. Die Forscher sammelten Daten zu Pollenkonzentrationen in der Luft und setzten sie zu den Infektionszahlen in Beziehung. Dabei berücksichtigten sie auch Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Bevölkerungsdichte und etwaige Lockdown-Bedingungen. Bis Anfang April 2020 wurden Daten von 130 Pollensammelstationen in 31 Ländern auf 5 Kontinenten gesammelt.

Erhöhte Pollenkonzentrationen – erhöhte Infektionszahlen

Die Untersuchungen ergaben: Die Infektionsrate stieg im Schnitt um vier Prozent, wenn sich die Anzahl der Pollen um 100 pro Kubikmeter Luft erhöhte. In manchen deutschen Städten wurden zeitweise pro Tag bis zu 500 Pollen pro Kubikmeter Luft gemessen. Dies war mit einem Anstieg der Infektionsraten um mehr als 20 Prozent verbunden. In Gebieten, wo Lockdown-Regeln galten, halbierte sich allerdings die Zahl der Infektionen – trotz vergleichbarer Pollenkonzentrationen in der Luft. 

Pollen schwächen antivirale Immunabwehr

Die Studienergebnisse lassen sich so erklären: Gelangen Viren, die die Atemwege infizieren, in den Körper, ruft das normalerweise eine bestimmte Immunreaktion hervor. Infizierte Zellen produzieren dann Signalproteine – sogenannte antivirale Interferone. Sie regen benachbarte Zellen zu verstärkter antiviraler Abwehr an. Atmet man jedoch neben den Viren gleichzeitig auch Pollen ein, verringert sich die Produktion antiviraler Interferone. Die Abwehr wird also geschwächt. Wenn viele Pollen in der Luft sind, kann daher die Zahl der Atemwegserkrankungen ansteigen. Das gilt ganz offensichtlich auch für COVID-19. Übrigens spielt es für diese Mechanismen keine Rolle, ob Betroffene an einer Pollenallergie leiden oder nicht. 

Masken schützen zweifach

Personen, die zu Hochrisikogruppen gehören, sollten wissen, dass erhöhte Pollenkonzentrationen in der Luft anfälliger gegenüber viralen Atemwegsinfektionen machen. Darauf weisen die Autoren der Studie hin. Sie empfehlen auch, dass gefährdete Menschen bei hoher Pollenbelastung im Freien Staubfiltermasken tragen sollten. Mit FFP2-Masken könnten Viren und Pollen gleichermaßen von den Atemwegen ferngehalten werden. 
Quellen: Technische Universität München; A. Damialis et al., PNAS March 2021 (https://doi.org/10.1073/pnas.2019034118) 

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