Nach COVID-19: Für mindestens 8 Monate immun
Wissenschaftler vom La Jolla Institute for Immunology aus Kalifornien verfolgten über acht Monate das Immungeschehen bei einer Gruppe von ehemaligen COVID-19 Patienten. Die meisten Studienteilnehmer hatten nur eine milde Form der Erkrankung und mussten nicht im Krankenhaus behandelt werden. Lediglich bei 7 Prozent war ein Krankenhausaufenthalt nötig, teilweise auch mit intensivmedizinischer Behandlung. Die Forscher untersuchten dabei über Blutproben vier Komponenten des körpereigenen Immungedächtnisses. Sie ermittelten jeweils über mehrere Monate den Gehalt im Blut an spezifischen Antikörpern, an B-Gedächtniszellen und an CD4+- und CD8+-T-Gedächtniszellen.
Zur Erinnerung: Wie funktioniert das Immungedächtnis?
Bei einer Immunität gegen eine virale Erkrankung spielen Antikörper eine wichtige Rolle, diese werden auch als Immunglobuline bezeichnet. Sie kommen im Blut und anderen Körperflüssigkeiten vor und werden von den B-Lymphozyten, einer speziellen Form der Leukozyten, innerhalb von Tagen oder Wochen nach der Infektion gebildet.
Beim neuartigen Coronavirus können zunächst Antikörper vom Typ IgM und IgA, einige Tage später dann auch IgG-Antikörper, nachgewiesen werden. Nur ein Teil davon hat eine schützende Funktion in Hinblick auf einen erneuten Kontakt mit dem Virus. Es handelt sich dabei um sogenannte neutralisierende oder spezifische Antikörper. Diese für SARS-CoV-2 spezifischen Antikörper binden an das Spike-Protein, das das Virus normalerweise benutzt, um fremde Körperzellen zu befallen. Ein Eintritt in die Wirtszelle ist nun nicht mehr möglich und der Körper ist vor einer Infektion geschützt.
Bei einem erneuten Kontakt mit dem Erreger können von den B-Lymphozyten wieder die passenden Antikörper gebildet werden. Diese Aktivierung des Immunsystems erfolgt dann innerhalb von Stunden und kann daher das Ausbrechen der Infektion verhindern. Diese B-Gedächtniszellen sind sozusagen der Informationsspeicher des Körpers für die Bildung von Antikörpern gegen eine bereits durchgemachte Krankheit.
Neben diesen B-Lymphozyten spielen auch T-Lymphozyten eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr des Körpers. CD4+-T-Zellen werden auch T-Helferzellen genannt. Sie können fremde Erreger erkennen und mobilisieren sogenannte „T-Killerzellen“ zum Einsatz gegen diese Antigene. Diese T-Killerzellen gehören zu den zytotoxischen T-Zellen (CD8+-T-Zellen). Sie zerstören während einer akuten Infektion vom Erreger befallene Körperzellen und sorgen dafür, dass sich das Virus nicht weiter ausbreiten kann. Auch diese T-Lymphozyten können nach ihrer Aktivierung zu T-Gedächtniszellen werden und verbleiben im Blut. Bei einer erneuten Infektion mit demselben Virus sind auch sie schnell wieder einsatzbereit.
Ermutigende Ergebnisse
Die Analyse der Blutproben zeigte, dass alle Arten von untersuchten Immunzellen bei den meisten Probanden auch acht Monate nach der Infektion noch in nennenswerter Menge vorlagen. Die spezifischen Antikörper nahmen bei den meisten Patienten mit der Zeit langsam ab. Bei einigen wenigen waren diese schon nach drei Monaten nur noch in geringen Mengen nachweisbar. Diese Abnahme der Antikörper konnte teilweise auch bei Menschen festgestellt werden, die eine schwere Form von COVID-19 überstanden hatten. Dies bedeutet nach Meinung der Forscher aber nicht, dass die Betroffenen nicht mehr immun sind.
B-Gedächtniszellen wichtig für Immunität
Denn wichtig für eine längerfristige Immunität sind die B-Gedächtniszellen. Diese blieben lange erhalten und nahmen in den ersten Monaten nach der Infektion sogar zu. Auch die CD4+-T-Gedächtniszellen konnten in fast allen untersuchten Proben noch ein halbes Jahr nach der Erkrankung nachgewiesen werden. Die CD8+-Gedächtniszellen nahmen dagegen schneller ab.
Aufgrund der erhaltenen Ergebnisse gehen die US-amerikanischen Wissenschaftler davon aus, dass der Immunschutz gegen den SARS-CoV-2-Erreger bei den meisten Menschen über mindestens sechs bis acht Monate anhält. Nach ihrer Meinung ist man in dieser Zeit zumindest vor schweren COVID-19-Verläufen geschützt. Untersuchungen über längere Zeiträume liegen bisher noch nicht vor.
Nicht bei allen Menschen
Einige wenige Patienten bilden bereits zu Beginn ihrer Infektion nur wenige Antikörper, B- und T-Zellen. Eine Immunität gegen das Coronavirus als Schutz vor einer Zweitinfektion ist bei ihnen daher nur schwach ausgeprägt. Diese Personen können dann vermutlich tatsächlich ein zweites Mal erkranken.
Ergebnisse vermutlich auf Impfungen übertragbar
Die erhaltenen Ergebnisse der Studie berechtigen zu der Hoffnung, dass die Immunität gegen SARS-CoV-2 auch nach einer Impfung länger anhält. Voraussetzung dafür ist, dass das Virus sich nicht wesentlich verändert. Genaue Informationen darüber wird man aber erst erhalten, wenn ähnliche Untersuchungen zur Immunität auch nach Schutzimpfungen durchgeführt worden sind.