COVID-19: ACE-Hemmer und Sartane nicht absetzen!
Beim Eintritt der Corona-Viren in die Zellen scheint der ACE2-Rezeptor eine wichtige Rolle zu spielen. Er wird daher als Ansatzpunkt für mögliche Therapeutika gegen durch Coronaviren verursachte Infektionen beforscht. Allerdings scheinen auch bestimmte Arzneistoffe eine Auswirkung auf die Dichte dieser Rezeptoren auf der Zelloberfläche zu haben. Diskutiert wird das beispielsweise für ACE-Hemmer, aber auch für Ibuprofen.
Forschungsergebnisse teilweise widersprüchlich
Inwiefern das einen klinischen Einfluss auf den Verlauf von SARS-CoV-2-Infektionen hat, ist aber bislang völlig unklar. Teilweise sind die Forschungsergebnisse dazu auch widersprüchlich. So findet man beispielsweise hinsichtlich Sartanen in Laborversuchen sowohl Hinweise auf einen protektiven als auch auf einen schädlichen Effekt.
Aufgrund der fehlenden klinischen Evidenz in Bezug auf SARS-CoV-2 verursachte Infektionen existiert jedenfalls bislang keine Empfehlung, die Arzneimittel abzusetzen. Ganz im Gegenteil: Fachgesellschaften warnen eindringlich davor.
Kein Anlass, auf andere Substanzklassen umzusteigen!
Nun hat sich auch die europäische Arzneimittelagentur EMA zu dem Thema geäußert. Sie rät ebenfalls eindringlich, Sartane und ACE-Hemmer während der COVID-19-Pandemie weiterhin einzunehmen. Man sei sich der Diskussion um eine mögliche negative Wirkung bewusst, heißt es in einer aktuellen Mitteilung. Derzeit gebe es aber keinen Anlass, auf andere Substanzklassen umzusteigen, denn man habe keine Evidenz aus klinischen oder epidemiologischen Studien, die eine Verbindung zwischen ACE-Hemmern oder Sartanen und der Verschlechterung von COVID-19 herstellt.
Einfluss von Arzneimitteln wird untersucht
Während die Krise weltweit fortschreitet, werde überall intensiv geforscht, um zu verstehen, wie sich das Virus im Körper vermehrt, mit dem Immunsystem interagiert und die Erkrankung auslöst – und natürlich auch inwiefern Arzneistoffe den Verlauf beeinflussen können. Seitens der EMA beobachtet man die Situation daher genau und arbeitet mit entsprechenden Interessenvertretern, um epidemiologische Studien über die Auswirkungen der Blutdrucksenker im Zusammenhang mit COVID-19 zu koordinieren.
Zudem sieht sich die EMA in der Pflicht, Patienten über den aktuellen Stand zu informieren. Daher habe man sich auch kürzlich zu den Diskussionen um eine Verschlechterung durch NSAR geäußert. Aus Sicht der europäischen Aufsichtsbehörde ist aber vor allem wichtig, dass sich verunsicherte Patienten an ihren Apotheker oder Arzt wenden und nicht eigenmächtig Therapien abbrechen.