COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
5 min merken gemerkt Artikel drucken

Der Einsatz von PTA in Corona-Impfzentren

Victoria Hiebsch bei der Vorbereitung von Krebsmedikamenten
PTA wie Victoria Hiebsch, die Medikamente für die Kinderkrebsstation der Berliner Charité vorbereitet, könnten in den Corona-Impfzentren die Impfstoffe rekonstituieren. | Bild: Philip Nürnberger / PTAheute

Ob PTA bei den geplanten Impfzentren eingesetzt werden könnten, war erstmals vor zwei Wochen Thema bei der Online-Kammerversammlung der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. Das Landesgesundheitsministerium hatte bei der Landesapothekerkammer angefragt, ob PTA aus den Apotheken bei der Rekonstitution des Impfstoffs helfen könnten. 

Auch in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg wurde der mögliche Einsatz der pharmazeutisch-technischen Assistent:innen diskutiert. Die Rahmenbedingungen eines solchen Einsatzes sind jedoch überall noch unklar. So möchte man sich in Rheinland-Pfalz beispielsweise zunächst einmal ein Bild davon machen, wie viele PTA bereit sind, die Impfzentren freiwillig zu unterstützen. Ob freiwillig im Umkehrschluss auch einen ehrenamtlichen, also nicht vergüteten Einsatz bedeutet, ist bisher nicht bekannt.

Zur Erinnerung: Was ist Rekonstitution?

Die Rekonstitution eines Arzneimittels bedeutet, dass es unmittelbar vor der Anwendung in seine anwendungsfähige Form überführt werden muss.  

Aufgrund der Pflicht zur kühlen Lagerung dürfen die Corona-Impfstoffe erst direkt vor der ersten Gabe rekonstituiert werden – danach bleiben sechs Stunden zur Impfung. Das bedeutet, dass laufend neue Impfstoffdosen bereitgestellt und ggf. auch vorbereitet (Zugabe eines Aktivators oder Ähnliches) werden müssen, um einen ganzen Arbeitstag durchimpfen zu können.

27,60 Euro Stundenlohn in Baden-Württemberg

Baden-Württemberg kalkuliert bereits die Personalkosten und hat einen Stundensatz für Personen, die zur Aufbereitung des Impfstoffes eingesetzt werden, veröffentlicht. Dieser soll bei 27,60 Euro brutto pro Stunde liegen. Ob PTA für diese Aufgabe eingesetzt werden können, wurde auch hier noch nicht festgelegt. Infrage kommen beispielsweise auch MTA (medizinisch-technische Assistent:innen). Bei einer 40-Stunden-Woche würde der Stundenlohn ein monatliches Bruttogehalt in Höhe von 4.416,00 Euro ergeben. Im Bundesrahmentarifvertrag liegt die Spanne des monatlichen Tarifgehaltes für pharmazeutisch-technische Assistent:innen zwischen 2.117 Euro im ersten und zweiten Berufsjahr bis 2.742 Euro ab dem 15. Berufsjahr. Die Vergütung in einem baden-württembergischen Impfzentrum wäre für PTA also bis zu doppelt so hoch wie in einer tarifgebundenen öffentlichen Apotheke.

Rekonstitution im Sterillabor?

Nordrhein-Westfalen wollte die Rekonstitution des Biontech-Corona-Impfstoffs in Apotheken-Sterillaboren durchführen lassen. Die Apotheken mit entsprechender Ausstattung signalisierten bereits, hierfür bereit zu stehen. Inzwischen wurde aber bekannt, dass ein Transport der in den Apotheken vorab rekonstituierten Impfstoffe aus Stabilitätsgründen nicht möglich ist und die Impfstoffrekonstitution deshalb vor Ort in den Impfzentren erfolgen müsse.

Einsatz im Corona-Impfzentrum als Chance für den PTA-Beruf?

Die Apothekengewerkschaft ADEXA findet es grundsätzlich begrüßenswert, wenn PTA aus öffentlichen Apotheken in den Impfstoffzentren mitarbeiten. „Dabei ist aber in jedem Fall auf eine angemessene Bezahlung zu achten, die diesem besonderen und anspruchsvollen Einsatz gerecht wird“, äußert sich der erste Vorsitzende der Apothekengewerkschaft, Andreas May, gegenüber PTAheute.de. 

Außerdem dürfe dabei die wöchentliche Höchstarbeitszeit von 48 Stunden (acht Stunden pro Werktag) insgesamt nicht überschritten werden. Ausnahmsweise, so May, dürfe sie auch auf bis zu zehn Stunden pro Werktag (60 Stunden in der Woche) verlängert werden, wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder 24 Wochen im Durchschnitt dann 48 Stunden nicht überschritten werden. 

„Es ist nicht davon auszugehen, dass es dadurch zu einem akuten PTA-Mangel in den Apotheken kommen wird, denn für diese Arbeit werden sich ohnehin nur PTA melden, für die dies zeitlich möglich ist“, so Andreas May. 

Die Hilfe durch PTA in Corona-Impfzentren wird vom Bundesverband PTA (BVpta e.V.) ausdrücklich befürwortet. „Wer freie Kapazitäten hat, möge diese einsetzen, um in dieser wichtigen Situation zu helfen“, äußert sich die neue Bundesvorsitzende des Bundesverbandes PTA, Carmen Steves, gegenüber PTAheute.de. „Helfen sollte eine Selbstverständlichkeit sein, die politischen Rahmenbedingungen müssen allerdings zeitnah eine adäquate Vergütung für Apotheken und ihr Personal vorsehen, damit Apothekenleiter:innen und Mitarbeiter:innen nicht ausbrennen, sondern ihre wertvolle pharmazeutische Kompetenz motiviert und kraftvoll für die Versorgung der Menschen einsetzen können“, so Steves. Außerdem, so die Bundesvorsitzende, sei die Tatsache, dass PTA jetzt für die Rekonstitution des Impfstoffes eingesetzt werden sollen, ein Beleg dafür, dass der PTA-Beruf äußerst wichtig für die Versorgung der Bevölkerung ist.

Wie sieht es aus mit der Bereitschaft?

Eine nicht repräsentative Umfrage von DAZ.online zeigt klar, dass PTA und Apotheker:innen bereit sind, zu helfen. Fast 80 % der Teilnehmer:innen würden in den Impfzentren mitwirken. Eine knappe Mehrheit (41 %) würde nur unterstützen, wenn es eine Vergütung gibt. 37 % der Befragten wären freiwillig, auch ehrenamtlich, dabei.

Diese Fragen sind noch offen

Neben der Frage, ob tatsächlich PTA für die Rekonstitution der Impfstoffe in den Impfzentren eingesetzt werden können, sind vor allem die Rahmenbedingungen ungeklärt. So dürfen PTA grundsätzlich nur unter der Aufsicht einer Apothekerin oder eines Apothekers pharmazeutische Tätigkeiten ausüben. Wie das in der Praxis funktionieren kann, wer also die Verantwortung für die rekonstituierenden PTA trägt, ist unklar – ebenso der Versicherungsschutz und eine Freistellung aus den öffentlichen Apotheken. Außerdem ist unklar, wie die Rekonstitution des Impfstoffes erfolgen soll. Dr. Kai Christiansen, Präsident der Landesapothekerkammer Schleswig-Holstein, erwartet, dass die Rekonstitution eher „unter afrikanischen Bedingungen“ und nicht unter einem Laminar-air-flow stattfinden werde.

Zurück