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Corona-Pandemie
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Rachenabstrichtest auf SARS-CoV-2 zuhause – so geht’s!

Hand hält Teststäbchen vor geöffneten Mund
Nicht vom Gaumen, nicht von der Mundschleimhaut und nicht von der Zunge – der Abstrich für eine SARS-CoV-2-Probe muss aus dem hinteren Rachenbereich kommen. | Bild: RioPatuca Images / Adobe Stock

Wäre es nicht praktisch, wenn Menschen, die begründet SARS-CoV-2 bei sich vermuten, sich zuhause auf das Virus testen könnten? Ärzte würden sowohl zeitlich als auch in Hinblick auf die benötigten Schutzmaterialien – die bekanntermaßen derzeit knapp sind – entlastet. Zudem würde sich durch einen Selbsttest in den eigenen vier Wänden die Zahl der Kontakte des möglicherweise Infizierten, auf dem Weg zum Arzt und in der Praxis, dramatisch reduzieren.

Corona-Schnelltests gibt es derzeit nicht

Allerdings sind Schnelltests, die analog einem Schwangerschaftstest funktionieren, bislang lediglich in der Entwicklung, verfügbar sind sie zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Professor Christian Drosten, Virologe an der Charité und Corona-Experte, denkt jedoch, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, bis es solch einfache Tests für jedermann zuhause geben wird. In seinem NDR-Podcast vom Donnerstag (12.3.2020) schätzt er, dass bereits in ein bis zwei Monaten mit den Selbsttests zu rechnen sein könnte. „Das wird eine große Erleichterung für die Testsituation bringen“, ist Drosten optimistisch.

Rachen-Selbstabstriche – „aus dem hinteren Halsbereich!“

Was der Virologe jedoch für denkbar hält, dass sich manche Patienten – oder Menschen, die zumindest begründet vermuten, infiziert zu sein – sich einen Rachenabstrich selbst abnehmen. In seinem NDR-Podcast „das Coronavirus-Update mit Christian Drosten“ vom 3. März ging er bereits auch auf mögliche Fallstricke ein. Wichtig ist vor allem, dass der Abstrich an der richtigen Stelle entnommen wird.

Doch wo muss der Abstrich für eine SARS-CoV-2-Probe erfolgen? Der Abstrich müsse wirklich aus dem hinteren Halsbereich, dem Rachen, kommen – nicht vom Gaumen, nicht von der Mundschleimhaut und nicht von der Zunge, betont Professor Drosten. Eine Taschenlampe könne dabei hilfreich sein.

Ältere Menschen besser zum Arzt

Koordinierten Patienten traut der Experte eine solche Prozedur zu, bei älteren Menschen empfiehlt er nach wie vor den Arzt. Auch die Ärzte (Kassenärztliche Vereinigung) in Westfalen-Lippe empfehlen, dass Patienten sich den Rachenabstrich in Eigenregie abnehmen. Damit dies möglichst fehlerfrei klappt, haben die Ärzte für ihre Patienten eine Handlungsanweisung ins Netz gestellt:

Wie mache ich einen Abstrich in der Mundhöhle?

Vor dem Abstrich: 

  • Spülen Sie Ihren Mund NICHT unmittelbar vor dem Abstrich aus.
  • Waschen Sie sich die Hände mit Seife, gut abtrocknen.

Abstrich:

  • Stellen Sie sich vor einen Spiegel.
  • Nehmen Sie den Tupfer aus dem Röhrchen.
  • Öffnen Sie Ihren Mund weit.
  • Streichen Sie mit dem Tupfer mehrfach über die Mundschleimhaut (nicht die Zunge, nicht die Zähne, nicht die Lippen) im hinteren Teil der Mundhöhle. Um Würgereflex zu vermeiden, können Sie dabei tief ausatmen.
  • Geben Sie den Tupfer wieder in das Röhrchen und verschließen dieses fest.
  • Waschen Sie sich die Hände erneut und trocknen sie gut ab. Fertig. Quelle: Patienteninformation der KVWL 

Bei Verdacht: Erst in Arztpraxis anrufen

Wichtig ist, das betonen die Ärzte, dass Patienten bei Verdacht nicht einfach in die Praxis schneien. Im Sinne der Unterbrechung von Infektionsketten soll der möglicherweise Infizierte oder ein Angehöriger nur ein Teströhrchen an der Praxis abholen, das ohne direkten Kontakt übergeben werde. Gleiches gilt für die Rückgabe: Das Teströhrchen soll nach erfolgtem Abstrich umgehend zur Praxis zurückgebracht werden, diese Übergabe erfolgt wiederum kontaktlos.

Finger weg von Antikörpertests!

Auch jetzt geistern bereits Werbematerialien für „Selbsttests“ für zuhause durch die Medien. Diese suchen jedoch nicht nach den Erregern, sondern nach Antikörpern – also der Reaktion des Körpers auf die Infektion. Allerdings sind diese Antikörper nur mit einer zeitlichen Verzögerung nachweisbar – der menschliche Körper muss diese ja nach erfolgter Infektion mit SARS-CoV-2 erst herstellen. Bei Virusinfektionen sind Antikörper aber meist frühestens nach einer Woche nachweisbar, in der Regel sogar erst nach 14 Tagen. Das bedeutet: Der Patient kann mit dem neuartigen Coronavirus infiziert sein, aber noch keine Antikörper produziert haben, und der Test ist folglich negativ – jedoch falsch negativ, denn der Patient ist ja infiziert. Ärzte raten von diesen Antikörpertests ab.

Künftige Antigen-Schnelltests stimmen optimistisch

Anders die Schnelltests, die derzeit noch entwickelt werden (siehe erster Abschnitt im Text). Diese künftigen Tests suchen nicht nach Antikörpern, sondern nach Antigenen, also Strukturen, die das Virus auf seiner Oberfläche besitzt oder produziert. Sind also für das Virus spezifische Strukturen nachweisbar, ist auch das Virus da. Doch wie gut werden diese Tests im Vergleich zu den Nachweisen im Labor sein? Professor Drosten glaubt, dass diese Tests eine gute Chance haben, eine gute Empfindlichkeit zu leisten. Zwar würden diese Selbsttests nie so empfindlich sein wie die derzeit im Labor durchgeführten Virusnachweise (RNA wird mittels PCR nachgewiesen). Denn die künftigen Tests sind darauf angewiesen, dass viel Virus in der Testprobe enthalten ist. Doch: „Wir werden immer einzelne Patienten haben, die wenig Virus im Rachen haben, zum Beispiel weil sie schon in der zweiten Krankheitswoche sind und das Virus im Rachen weniger wird und sich mehr in die Lunge verlagert“, erklärt der Virologe. Das bedeutet dann: Der Patient hat die Krankheit, aber der Test sagt negativ.

Allerdings: Drosten geht davon aus, dass die klassische Testsituation beim Patienten zuhause der Beginn der Symptomatik sein wird. „Da wissen wir aus der Laborerfahrung, dass Patienten – egal welchen Alters – sehr viel Virus im Rachen haben.“ Und weiter: „Das macht mich sehr optimistisch, dass diese künftigen Schnelltests gut funktionieren werden, um das Virus in der ersten Krankheitsphase nachzuweisen.

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