Begleiterscheinungen der Pandemie
Corona-Pandemie
3 min merken gemerkt Artikel drucken

Adexa fordert Lehren aus der Corona-Pandemie

Porträt von ADEXA-Vorstand Andreas May
ADEXA-Vorstand Andreas May zieht in einem Kommentar Bilanz, welche Lektionen aus der Corona-Pandemie gelernt werden sollten. | Bild: Angela Pfeiffer / ADEXA

„Wer hat die Bevölkerung in der Krise versorgt? Das waren Ärztinnen und Ärzte, Pflegefachkräfte, Beschäftigte in Supermärkten, in der Logistik – und nicht zuletzt in Apotheken. Diese Berufsgruppen haben Enormes geleistet. Sie verdienen Wertschätzung, und zwar mehr als Beifall aus abendlich geöffneten Fenstern. Sie verdienen angemessene Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen“, so eröffnet Andreas May, erster Vorsitzender der Apothekengewerkschaft Adexa ein in der vergangenen Woche veröffentlichtes Statement.

Apotheken halten die Versorgung aufrecht

Nachholbedarf gebe es bei der Geschlechtergerechtigkeit, so May, aber auch bei der Wertschätzung der Apothekenbranche. Es seien nicht die Arzneimittelversender, sondern die öffentlichen Apotheken und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Patienten versorgen, beraten, ihnen zuhören und ihre Ängste zu lindern versuchen. Sie hätten viele Botendienste organisiert und Desinfektionsmittel im Labor hergestellt, als die Industrieproduktion knapp wurde. Das, so May, sollte auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn in der Krise klargeworden sein: Arzneimittelversender können und wollen solche existenziellen Dienste nicht übernehmen. „Wir brauchen daher ein dichtes, belastbares Netz an Vor-Ort-Apotheken.“

Pharmazeutische Produktion zurück nach Europa

Apothekenteams können aber nur helfen, wenn sie Arzneimittel auch tatsächlich bekommen. Lieferengpässe waren schon vor Corona-Zeiten ein riesiges Problem. Jetzt zeigen sie uns die Schattenseiten der Globalisierung. Fallen die Zulieferbetriebe in China aus bzw. sind keine Transporte mehr möglich, wird die Luft dünn. Hier braucht es tatsächlich politische Maßgaben, um die Produktion wieder nach Deutschland oder zumindest Europa zu holen – und um gewisse Reserven wichtiger Präparate vor Ort zu haben. 

Dieser Meinung ist auch Dr. Georg Nüßlein, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Unionsfraktion. Er forderte beispielsweise, dass als Reaktion auf die Coronakrise exklusive Arzneimittel-Rabattverträge verboten werden und ein Teil der Rabattarzneimittel künftig in der EU produziert werden müsse. Dasselbe gilt für die dringend benötigte aber nicht verfügbare Schutzausrüstung vor allem für das medizinische Personal.

Mehr Sicherheit für Angestellte

Genau die bräuchten auch Apothekenangestellte, um ihre Arbeit in Pandemie-Zeiten leisten zu können, so der erste Vorsitzende der Apothekengewerkschaft. „Apothekenangestellte brauchen Mund-Nasen-Masken, Handschuhe, Brillen und mehr. Vorweg sei gesagt: Viele Apothekenleitungen haben schnell reagiert, indem sie Plexiglasscheiben eingeführt und ihre Teams mit Schutzmasken, Handschuhen oder Helmvisieren ausgestattet haben. Dennoch sollten wir darüber nachdenken. Die Apothekenbetriebsordnung fordert Notfallvorräte bei bestimmten Arzneistoffen. Wir brauchen als Lehre aus der Corona-Epidemie auch verpflichtend Schutzausrüstung für das gesamte Team – und zwar für mehrere Wochen. Die Empfehlungen dazu sollten von Virologen und Epidemiologen kommen.“

Was passiert „nach Corona“?

Es möge noch lange dauern, so May, doch die Corona-Krise werde irgendwann aus unserem Blickwinkel verschwinden. Dabei dürfe nicht in Vergessenheit geraten: „Öffentliche Apotheken waren schon vor der Pandemie systemrelevant – und werden es immer bleiben. Die Wertschätzung darf nicht wieder verloren gehen. Und Wertschätzung bedeutet für Adexa mehr als lobende Worte: Öffentliche Apotheken brauchen eine solide wirtschaftliche Basis – nicht zuletzt, um die Apothekenangestellten angemessen zu entlohnen.“

Zurück