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Grippe und schwanger: Mehr Krampfanfälle beim Kind?

Frau liegt schwanger und krank auf der Couch
Eine Grippeinfektion in der Schwangerschaft kann die Gesundheit des Kindes später beeinflussen. | Bild: VadimGuzhva / AdobeStock

Fieberkrämpfe sind die häufigste neurologische Störung bei Kindern unter sechs Jahren. Einer 2022 veröffentlichten KohortenstudieBMJ Journal: "Childhood seizures after prenatal exposure to maternal influenza infection: a population-based cohort study from Norway, Australia and Canada"  zufolge erhöht eine mütterliche Grippeinfektion in der Schwangerschaft das Risiko für neurologische Probleme beim Kind, wie etwa Epilepsie oder andere Krampfanfälle. 

Was ist dran? Neue Daten dazu – aus Ostasien – haben Wissenschaftler im September 2024 in „JAMA Network Open“ veröffentlicht.

Studie: Epilepsie wurde nicht mit einbezogen

Die Wissenschaftler hatten Daten der taiwanesischen Datenbank für Mutter- und Kindergesundheit aus den Jahren von 2004 bis 2013 genutzt und 1.316.107 Mutter-Kind-Paare in zwei Gruppen unterteilt:

  • 75.835 Mütter – überwiegend im Alter zwischen 25 und 29 Jahren – waren in der Schwangerschaft an Influenza erkrankt und bildeten die Grippegruppe. 
  • 1.240.272 Mütter – überwiegend im Alter von 30 bis 34 Jahren – waren in der Schwangerschaft ohne Grippeinfektion geblieben und kamen in die Kontrollgruppe. 

Frauen mit Epilepsie in der Krankheitsgeschichte bezogen die Studienautoren nicht in ihre Auswertung ein.

Nach mütterlicher Grippeinfektion: Mehr Fieberkrämpfe beim Kind

Den Wissenschaftlern fiel auf: Frauen mit einer Influenzainfektion während ihrer Schwangerschaft hatten ein leicht erhöhtes Risiko für eine Plazenta praevia (Fehllage der Plazenta in der Nähe des Gebärmutterhalses) oder Plazenta-Ablösung (1,6 Prozent vs. 1,4 Prozent). 

Auch war eine mütterliche Influenzainfektion mit einem höheren kumulativen Risiko für Krampfanfälle bei den Kindern assoziiert (3,2 Prozent vs. 3,0 Prozent). Besonders das Risiko von Fieberkrämpfen war in der Grippegruppe signifikant erhöht (2,7 vs. 2,4 Prozent), während das Risiko für Epilepsie nicht wesentlich höher war. 

Die an Störfaktoren angepassten, adjustierten Hazard Ratios (AHR) lagen für

  • Krampfanfälle allgemein bei 1,09 (95-%-Konfidenzintervall [KI], 1,05–1,14),
  • Fieberkrämpfe bei 1,11 (95-%-KI, 1,06–1,17) und
  • Epilepsie bei 1,04 (95-%-KI, 0,97–1,13).

Wann die Grippeinfektion war, spielt keine Rolle

Der Zeitpunkt der Grippeinfektion scheint keine wesentliche Rolle dabei zu spielen, ob die Kinder später Krampfanfälle entwickeln. Die Wissenschaftler konnten die Kinder mindestens sieben bis höchstens 16 Jahre nach der Geburt nachverfolgen. 

Sie schränken die Aussagekraft ihrer Studie jedoch ein – so hatten sie die Schwere einer Influenza ebenso wenig berücksichtigt wie den Impfstatus oder die Anwendung von antiviralen Grippearzneimitteln. Quellen:
- Oakley LL, Regan AK, Fell DB, et al. Childhood seizures after prenatal exposure to maternal influenza infection: a population-based cohort study from Norway, Australia and Canada. Arch Dis Child 2022;107(2):153-159
- Yi-Feng Lee, MD et al. Influenza Infection During Pregnancy and Risk of Seizures in Offspring. JAMA Netw Open 2024;7(9):e2434935, doi:10.1001/jamanetworkopen.2024.34935
- Subcommittee on Febrile Seizures; American Academy of Pediatrics. Neurodiagnostic evaluation of the child with a simple febrile seizure. Pediatrics 2011;127(2):389-394, doi:10.1542/peds.2010-3318
- Mewasingh LD. Febrile seizures. BMJ Clin Evid. 2010;2010:0324
- Hauser WA. The prevalence and incidence of convulsive disorders in children. Epilepsia 1994;35(suppl 2):S1-S6
- Huang CC et al. Risk factors for a first febrile convulsion in children: a population study in southern Taiwan. Epilepsia 1999;40(6):719-725
- Tsuboi T, Okada S. Seasonal variation of febrile convulsion in Japan. Acta Neurol Scand 1984;69(5):285-292