Giftige Metalle in Tampons nachgewiesen
In einer US-Analyse wurden in verschiedenen Tampon-Sorten in geringen Mengen Schwermetalle nachgewiesen. Gesundheitliche Folgen durch die Nutzung von Tampons sind nach Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) jedoch nicht zu erwarten. Die Elemente, darunter Arsen, Cadmium und Blei, seien nur in winzigsten Mengen nachgewiesen worden, heißt es vom BfR.
Selbst bei einer kompletten Aufnahme aller enthaltenen Metallpartikel über die Schleimhaut – was ein unrealistisches Szenario sei – wäre die Belastung demnach vernachlässigbar, verglichen mit der Hintergrundbelastung etwa aus Lebensmitteln, Trinkwasser, Hausstaub, Verkehr und Industrie.
Metallgehalt in Tampons gering
„Die Studienergebnisse sind kein Grund, auf Tampons zu verzichten“, betont auch die Toxikologie-Expertin Andrea Hartwig vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Elemente wie Blei und Arsen kämen prinzipiell überall vor, ein Nachweis in Gegenständen oder Lebensmitteln sei daher nicht ungewöhnlich.
Die gefundenen Mengen liegen selbst bei einer kompletten Aufnahme nur bei wenigen Prozent dessen, was täglich allein über Lebensmittel aufgenommen werde.
Alle getesteten Tampons waren mit Metallen belastet
Das Team um Jenni Shearston von der Columbia University in New York hatte 30 Tampons von 14 verschiedenen Marken auf jeweils 16 Metalle untersucht: Arsen, Barium, Kalzium, Kadmium, Cobalt, Chrom, Kupfer, Eisen, Mangan, Quecksilber, Nickel, Blei, Selen, Strontium, Vanadium und Zink.
Jedes der 16 untersuchten Metalle ließ sich in mindestens einer Tamponprobe nachweisen, wie das Team im Journal „Environment International“ berichtet. Es fanden sich zum Beispiel erhöhte mittlere Konzentrationen von Blei (120 ng/g), Kadmium (6,74 ng/g) und Arsen (2,56 ng/g).
Keine Kategorie von Tampons hatte durchgehend niedrigere Konzentrationen aller oder der meisten Metalle. In konventionellen Tampons waren die Bleikonzentrationen höher, dafür enthielten Bio-Tampons mehr Arsen.
Die Konzentrationen der Metalle variierten je nach Region, Material und Marke teils deutlich.
Gut zu wissen: Welche Symptome können die Metalle im Körper auslösen?
Eine Haupteintrittspforte für Schwermetalle sind die Schleimhäute des Magen-Darm-Trakts. Auch über die Schleimhäute der Atemwege werden sie aufgenommen, zum Beispiel durch Zigarettenrauch.
Vor allem eine langfristige, chronische Belastung mit Schwermetallen kann gesundheitliche Probleme zur Folge haben:
Beispielsweise wird Blei mit zahlreichen neurologischen, renalen, kardiovaskulären, hämatologischen, immunologischen und reproduktiven Effekten in Zusammenhang gebracht. Bereits kleinsten Mengen (10 µg/dl im Blut) können sich sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern auf das Nervensystem und das Verhalten auswirken. Folglich können Aufmerksamkeitsdefizite, Gedächtnisstörungen und Lernschwierigkeiten auftreten.
Bei Cadmium kann es insbesondere zu Nieren- und Knochenschäden kommen.
Metallgehalt in Tampons geringer als nach EU-Vorgaben für Textilien
In der EU müssen die Anteile von Blei, Cadmium, Chrom und Arsen in Textilgeweben unter einem Milligramm pro Kilogramm liegen, wie es in der Studie heißt. Die Tampons lagen demnach allesamt unter diesem Wert. Allerdings kämen Tampons mit der Vaginalschleimhaut in Kontakt, über die womöglich die Metalle stärker aufgenommen werden können als über die restliche Haut.
Kalzium und Zink, die in vergleichsweise hohen Konzentrationen nachgewiesen worden seien, würden Tampons absichtlich zugesetzt, und zwar zur Geruchskontrolle, als Gleitmittel und als antimikrobielle Mittel. „Was vielleicht erklärt, warum wir sie in so hohen Konzentrationen gefunden haben“, erläutern die Forschenden.
Es sei besorgniserregend, dass giftige Metalle wie Arsen und Blei in Tampons zu finden seien, erklärt Shearston. Allerdings geben auch die Forschenden selbst zu bedenken, dass unklar sei, ob die Metalle bei der Benutzung aus den Tampons gelöst werden und ob sie über das Vaginalepithel in den Blutkreislauf gelangen. Momentan lasse sich nicht sagen, ob die nachgewiesenen Metalle zu negativen gesundheitlichen Auswirkungen beitragen könnten.
Tampons und andere Hygieneartikel künftig auf Schwermetalle überprüfen
Die Metalle können bei Baumwollmaterial etwa aus dem Boden in die Pflanzen gelangt sein, wie das Team um Shearston erläutert. Eine weitere Quelle seien Herstellungsprozesse. Die Forschenden sehen es als notwendig an, dass Hersteller Tampons künftig insbesondere auf toxische Metalle testen müssen.
Diese Forderung hält Toxikologin Hartwig für sinnvoll: Auch für Hersteller anderer Bedarfsgegenstände und Hygieneartikel sollte es verpflichtend sein, den Schwermetallgehalt ihrer Produkte zu kontrollieren.
Vom BfR heißt es, dass der Anteil an Schwermetallen generell weiterhin durch verantwortungsvolle Rohstoffauswahl und gute Herstellungspraxis abgesenkt werden sollte. Gerade bei Blei sollte die Konzentration so gering wie noch vernünftig umsetzbar gehalten werden.
Schwermetalle reichern sich in Pflanzen und Nutztieren an
Schwermetalle sind in Gesteinen der Erdkruste enthalten und können in Folge natürlicher Verwitterungsprozesse in Pflanzen und andere Lebensmittel gelangen. Zudem geraten sie durch bestimmte industrielle Verfahren, den Autoverkehr, das Ausbringen von Klärschlamm und die Anwendung bestimmter Pflanzenschutzmittel in die Umwelt, wie es beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) heißt.
In bestimmten Pflanzen oder Organen von Nutztieren reichern sich Schwermetalle folglich an. Höhere Cadmium-Konzentrationen werden dem BVL zufolge häufig in Gemüse, Speisepilzen und in Innereien von Schlachttieren gefunden. Organisch gebundenes Quecksilber komme vorwiegend in Fischen und Muscheln vor.
In den vergangenen Jahrzehnten sei die Belastung mit Metallen insgesamt bereits stark zurückgegangen, sagt KIT-Expertin Hartwig – bei Blei insbesondere durch das Verbot in Benzin. Da es aber gerade für Blei und Arsen keinen Wert gebe, der sich als sicher einstufen ließe, sei es sinnvoll, die Belastung in allen Bereichen so weit wie möglich weiter zu verringern. Quellen: dpa, Ärzteblatt / vs