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Diabetes und Depression folgen oft aufeinander

Junge Frau hält sich die Hände vors Gesicht
Vor allem junge Menschen haben ein erhöhtes Risiko, an Diabetes und Depression zu erkranken. | Bild: sebra / AdobeStock

Diabetes und Depressionen sind sehr verbreitet. Statistiken zufolge sind etwa 529 Millionen Menschen weltweit an Diabetes erkrankt, davon leiden etwa 96 Prozent an Diabetes Typ 2. 

Ebenfalls steigt weltweit die Anzahl der Menschen, die an einer depressiven Verstimmung oder sogar einer Depression leiden, stark an. Allein in Deutschland haben Krankheitstage aufgrund psychischer Beschwerden um 67,5 Prozent zugenommen

Diabetes Typ 2 fördert Depression und umgekehrt

Es ist bereits viel bekannt über die engen Zusammenhänge von Hormonen, Stoffwechsel, Organen und Geist. Die komplexen psychosomatischen Vorgänge können jedoch medizinisch nicht immer gänzlich erklärt werden. 

In einer Studie der Charité Berlin haben Forscher nun herausgefunden, dass die beiden Erkrankungen Depression und Diabetes einander begünstigen können. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass nicht nur Diabetiker ein erhöhtes Risiko für eine nachfolgende Depression aufweisen, sondern auch umgekehrt: Patienten mit einer Depression tragen ebenfalls ein erhöhtes Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken.

Zur Erinnerung: Was ist Typ-2-Diabetes?

Bei Diabetes ist die Aufnahme von Glukose in die Zellen gestört. Das Insulin als Botenstoff wird bei Diabetikern entweder gar nicht oder nicht in ausreichender Menge gebildet.

Beim Typ-2-Diabetes liegen teilweise genetische Anlagen zugrunde. Ein wichtiger Auslöser dieses Typs der Erkrankung ist jedoch ein ungesunder Lebensstil, der zu Adipositas und folglich einer Insulinresistenz führen kann.

Wie hoch ist das Risiko und bei wem?

Insbesondere erweisen sich die ersten drei Monate nach der Erstdiagnose von Diabetes oder Depression als der anfälligste Zeitraum für eine Folgeerkrankung. 

Während das Depressionsrisiko im Laufe der Zeit nach der Diagnose Diabetes allerdings abnimmt, blieb laut der Studie das Risiko für Diabetes nach diagnostizierter Depression konstant erhöht.  

  • Bei 23 Prozent der Patienten, bei denen Diabetes neu festgestellt wurde, hat sich im Laufe von durchschnittlich 6,5 Jahren eine Depression entwickelt.
  • 15 Prozent der an Depression Erkrankten haben in den Folgejahren die Diagnose Diabetes Typ 2 erhalten.
  • Diabetes Typ 2 tritt ab dem Alter von etwa 35 Jahren immer häufiger auf, wobei die Häufigkeit bei Männern im Alter von 65–69 Jahren und bei Frauen im Alter von 75–79 Jahren am höchsten ist.
  • Die Häufigkeit von Depressionen steigt bis zum Alter von etwa 35 Jahren konstant. Danach sinkt sie bei Männern zwischen 55–59 und 65–69 Jahren, bevor sie ab 70 wieder ansteigt. Bei Frauen bleibt die Häufigkeit von Depressionen bis zum Alter von etwa 55 Jahren recht konstant, sinkt bis 65–69 Jahre und stabilisiert sich dann auf einem niedrigeren Niveau.
  • Unter 35-Jährige haben der Studie zufolge höheres Risiko für die Entwicklung beider Erkrankungen als ältere Patienten.
Grafik zur Häufigkeit von Depressionen und Diabetes
Die Häufigkeit von Depression und Typ-2-Diabetes nach Altersgruppen und Geschlecht | Bild: BMJ Journals

Wie hängen Depression und Diabetes zusammen?

Zwischen Krankheiten der Psyche und des Körpers verläuft meist keine klare Grenze: Körperliche Beschwerden können sich auf die Psyche genauso auswirken, wie es umgekehrt der Fall ist. 

Insbesondere emotionale Belastungen, eine Änderung des Lebensstils, häufige Arztbesuche und soziale Einschränkungen, die die Diagnose Diabetes mit sich bringt, vermuten die Forscher als eine der möglichen Ursachen, weshalb Depression eine Folge von Diabetes sein könnte. 

Als biologische Mechanismen werden sowohl die Störung des komplexen Insulin-Signalwegs angenommen als auch die Aktivierung von Stressreaktionen in Zusammenhang mit der Bewältigung der Erkrankung. 

Umfassende Präventionsmaßnahmen notwendig

Die Studienergebnisse zeigen, dass sowohl für Typ-2-Diabetiker als auch für Patienten mit einer Depression eine komplexe medizinische und psychologische Gesundheitsversorgung notwendig ist. Dazu zählen Präventionsmaßnahmen, die nicht nur auf körperliche Beschwerden abzielen, sondern auch solche, die die Psyche der Betroffenen stärken. 

Die Studienautoren schlussfolgern, dass Ernährungsberatung, Verhaltenstherapien und Lebensstilberatung nicht nur depressive Symptome verringern können, sondern auch die körperliche Gesundheit verbessern, die Fitness stärken sowie das Gewicht normalisieren und dadurch der Entwicklung der Zivilisationskrankheit Diabetes Typ 2 vorbeugen. Quellen: https://drc.bmj.com/content/12/3/e003903
https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Typ-2-Diabetes-und-Depression-folgen-oft-aufeinander-449746.html