Rebyota gegen Clostridioides-difficile-Infektionen : USA: Erstes Arzneimittel aus Stuhlproben zugelassen
Clostridioides (früher: Clostridium) difficile (CD) ist ein recht hartgesottener Erreger und aufgrund seiner Sporen nicht nur tolerant gegenüber Wärme und Austrocknung, sondern auch gegenüber zahlreichen Substanzen, wie Desinfektionsmittel oder Antibiotika.
Das Bakterium kommt auch in der gesunden Darmflora vor. Vor allem nach einer Breitspektrumantibiose kann es die Überhand im Darm gewinnen und diesen durch seine Toxine (Gifte) schädigen. Die Folge können schwere Durchfälle sein, eine Kolitis (Entzündung des Dickdarms) bis hin zur Sepsis (Blutvergiftung) und Tod.
Wiederkehrender Verlauf einer CDI
Das Problem bei CD-Infektionen (CDI) – sie kommen immer wieder. Das Robert Koch-Institut (RKI) schätzt die Rezidivrate bei CDI auf 10 bis 20 Prozent. Die US-amerikanische Seuchenbehörde (CDC) rechnet ebenfalls mit diesen Raten: Einer von sechs CD-Patienten (16 Prozent) erleide nach einer CDI innerhalb von zwei bis acht Wochen eine weitere. Mit jedem Rezidiv steige das Risiko für ein weiteres. Nach drei CDI-Episoden liege das Rezidivrisiko bei 65 Prozent.
In den USA erkranken jährlich etwa eine halbe Million Menschen an CDI. Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde (FDA) schätzt, dass 15.000 bis 30.000 Menschen daran versterben.
Rebyota™: aus menschlichen Stuhlproben gewonnen
Nun gibt es ein neues Arzneimittel, das wiederkehrenden Clostridioides-difficile-Infektionen vorbeugen soll: Rebyota™ basiert auf menschlichen Stuhlproben. Nach erfolgter antibiotischer Behandlung einer CDI soll Rebyota™ dabei helfen, eine gesunde Darmflora wiederaufzubauen, was weitere CDI verhindern könnte.
Die FDA ebnete dem laut Hersteller Ferring „neuartigen, First-in-Class Lebend-Biotherapeutikum, das auf Mikrobiota basiert“, am 30. November 2022 den Weg.
Eingesetzt werden darf das Arzneimittel ausschließlich zur Vorbeugung und nicht zur Behandlung von CDI sowie nur bei Erwachsenen ab 18 Jahren. Die Anwendung erfolgt als rektale Suspension 24 bis 72 Stunden nach der letzten Antibiotikagabe.
Wie gut wirkt Rebyota™?
Die Wirksamkeit und Sicherheit von Rebyota™ untersuchte der Hersteller in fünf klinischen Studien. Die FDA berücksichtigte davon vor allem zwei – beide liefen randomisiert, placebokontrolliert und doppelblind: Die Phase-3-Studie PUNCH™ CD3 und die Phase-2-Studie 2014-01.
Ziel der Studien war jeweils der Behandlungserfolg, definiert als Durchfallfreiheit, was bedeutet: Die Teilnehmer durften keine CDI-bedingten Durchfälle (mehr als drei ungeformte Stühle innerhalb von 24 Stunden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen) haben, und das über einen Zeitraum von acht Wochen.
In PUNCH™ CD3 erhielten von 262 Teilnehmern 177 eine Dosis Rebyota™, 85 Placebo. Bei der Phase-2-Studie (133 Teilnehmer) gab es hingegen drei gleich große Gruppen: Diese erhielten entweder zwei Dosen Rebyota™, zwei Dosen Placebo oder eine Dosis Rebyota™ und eine Dosis Placebo je im Abstand von 7 ± 2 Tagen.
Die kombinierte Auswertung beider Studien zeigte eine Überlegenheit für die Rebyota™-Behandlung: Der geschätzte Behandlungserfolg lag mit Rebyota™ bei 70,7 Prozent, mit Placebo bei 57,5 Prozent und war damit statistisch signifikant.
Betrachtet man das anhaltende klinische Ansprechen, so blieben mehr als 90 Prozent der Studienteilnehmer auch sechs Monate nach Behandlungserfolg frei von einer CDI – jedoch sowohl mit Rebyota™ als auch in der Placebogruppe. Beim langfristigen Ansprechen unterschieden sich die beiden Behandlungsstrategien folglich nicht statistisch signifikant.
Welche Nebenwirkungen hat Rebyota™?
Unerwünschte Wirkungen berichteten die Rebyota™-Empfänger häufiger als Teilnehmer, die Placebo erhalten hatten: Nach Rebyota™ litt mehr als jeder Zweite (55,6 Prozent) an Nebenwirkungen, nach Placebo waren es weniger als die Hälfte (44,8 Prozent). Am häufigsten kam es zu Bauchschmerzen (8,9 Prozent), Durchfall (7,2 Prozent), Völlegefühl (3,9 Prozent), Blähungen (3,3 Prozent) und Übelkeit (3,3 Prozent).
Ein weiteres Risiko könnten übertragbare Krankheiten sein, das räumt auch die FDA ein. So würden die Spender zwar auf eine Reihe von übertragbaren Krankheitserregern getestet, da Rebyota™ jedoch aus menschlichen Fäkalien hergestellt werde, könne es ein Risiko der Übertragung von Infektionserregern bergen.
Leitlinie wurde 2021 aktualisiert
In Deutschland gibt es kein vergleichbares Fertigarzneimittel. Jedoch sieht die entsprechende Europäische Leitlinie Stuhltransplantationen durchaus als Option bei CDI-Rezidiven an.
Erst im Oktober 2021 wurde die Leitlinie erneuert. Seitdem rät die European Society of Clinical Microbiology and Infectious Diseases (ESCMID) bei Erstbehandlung einer CDI zu Fidaxomicin als Mittel der Wahl. An zweiter Stelle folgt Vancomycin. Metronidazol war zuvor das Mittel der Wahl, rückt damit nach hinten und entfällt als Therapieoption, wenn Fidaxomicin oder Vancomycin verfügbar sind.
Sollte es zu einem Rezidiv kommen, empfiehlt die ESCMID nach einer ersten Fidaxomicin-Behandlung den Antikörper Bezlotoxumab zusätzlich zu den Standardantibiotika. Bei weiteren CDI-Rezidiven setzen die Experten sodann auf einen FMT (Fäkaler Mikrobiomtransfer) – sprich die Stuhltransplantation.