Aktuelles
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Blinddarmentzündung: Symptome einer Appendizitis schnell erkennen

Frau hält Hände über schmerzenden Unterbauch
Bei einer akuten Blinddarmentzündung wird häufig operiert. Um bedrohliche Situationen zu vermeiden, ist eine schnelle Diagnose notwendig. | Bild: charnsitr / AdobeStock

Eine Appendizitis wird häufig als Blinddarmentzündung bezeichnet. Bei dieser Erkrankung handelt es sich allerdings um eine akute Entzündung des Wurmfortsatzes. Dieser hängt als kleine längliche Ausstülpung von 7 cm Länge und 7 mm Breite am Blinddarm und kann relativ häufig eine Entzündung entwickeln. 

Circa 7% der Frauen und 9% der Männer erleiden im Laufe ihres Lebens eine solche akute Komplikation. Jährlich werden in Deutschland bis zu 100.000 Appendektomien, also Entfernungen des Wurmfortsatzes, durchgeführt. 

Am häufigsten sind Kinder betroffen, wobei es sehr schwierig ist, bei ihnen eine Appendizitis zu erkennen. Kleine Kinder können zwar mitteilen, dass sie Schmerzen haben, dennoch ist die genaue Lokalisation und Variation an Symptomen nicht leicht zu deuten.

Symptome einer Blinddarmentzündung

Zu den ersten Anzeichen gehören:

  • Druckschmerz im rechten Unterbauch oder zu Beginn im Oberbauch,
  • Appetitlosigkeit,
  • Übelkeit und Erbrechen,
  • Verstopfung oder seltener auch Durchfall,
  • Fieber und
  • Schmerzen bei Druck auf die betroffene Stelle.

Warum sich der Wurmfortsatz so häufig entzündet, ist noch nicht abschließend geklärt. Abgelagerte Kotreste, eine Wurminfektion oder ein anatomischer Knick werden als vermeintliche Gründe genannt. Im Gegensatz zu einem unkomplizierten Verlauf, bei dem der Wurmfortsatz lediglich leicht entzündet ist, kann es beim komplizierten Verlauf zu Schwellung, Eiter- und Abszessbildung kommen. 

Bestehen die Beschwerden über mehrere Stunden und werden immer schlimmer, ist die Gefahr eines Durchbruchs sehr hoch. Der infektiöse Inhalt breitet sich dann im Bauchraum aus, was unbehandelt einen lebensbedrohlichen Zustand auslösen kann. 

In diesem akuten Fall können die Symptome kurzzeitig sehr mild werden. Außerdem nehmen die Patienten eine gekrümmte Schonhaltung ein, werden blass oder benommen. Kalter Schweiß, erhöhter Puls oder Ohnmachtsanfälle können hinzukommen.

Erschwerte Diagnose bei speziellen Personengruppen

Die Diagnose einer Appendizitis ist bei speziellen Patientengruppen wie Kindern oder älteren Menschen besonders schwierig, da die Symptome sehr mild ausfallen können. Bei Schwangeren werden die Symptome aufgrund der wachsenden Gebärmutter zudem häufig an abweichenden Stellen lokalisiert oder als Schwangerschaftsbegleiterscheinungen abgetan. 

So wird eine Appendizitis behandelt

Durch gezieltes Abtasten kann ein Arzt die Verdachtsdiagnose Appendizitis stellen. Ergänzend wird eine Ultraschallkontrolle, ein CT sowie eine Blutuntersuchung auf Entzündungsparameter durchgeführt. 

Bestätigt sich der Verdacht, wird in aller Regel der Wurmfortsatz innerhalb von 24 Stunden operativ entfernt (Appendektomie). Meist wird nur minimalinvasiv, also über sehr kleine Schnitte in der Bauchdecke, operiert. In schweren oder sehr akuten Fällen ist eine OP über die offene Bauchdecke notwendig.

In den letzten Jahren wurde die Entfernung des Wurmfortsatzes als einzige Therapiemaßnahme kritisch hinterfragt. Mittlerweile gibt es einige Studien, die bei Erwachsenen mit unkomplizierten Entzündungen eine reine Antibiotikatherapie empfehlen. 

Aktuell wird untersucht, wie häufig diese Patienten erneut eine Appendizitis entwickeln und dann operationsbedürftig werden. So entwickelt ein Viertel der mit Antibiotika therapierten Patienten im ersten Jahr nach der Entzündung ein Rezidiv. Dennoch können Patientengruppen wie ältere Menschen oder Personen, bei denen eine Narkose ein Risiko darstellt, so erst einmal nichtoperativ behandelt werden. 

Die Auswahl des Antibiotikums wird derzeit noch unter verschiedenen Gesichtspunkten untersucht. Aktuell werden Kombinationen aus Chinolonen, Cephalosporinen, Penicillinen oder anderen Betalaktam-Antibiotika eingesetzt. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, wann die reine medikamentöse Therapie Sinn ergibt und welche Patienten langfristig davon profitieren.