Wechselwirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln: Können NEM eine Krebstherapie unterstützen?
Krebserkrankungen sind in der heutigen Zeit weit verbreitet. Im Jahr 2020 wurden weltweit mehr als 19 Millionen Diagnosen gestellt, wobei 10 Millionen Menschen noch im gleichen Jahr an ihrem Krebsleiden verstarben.
Die Therapie und Erforschung dieser vielseitigen Erkrankung steht demnach im Mittelpunkt zahlreicher Studien und Auswertungen. Aufklärung in der Bevölkerung, die Früherkennung sowie innovative Behandlungsmethoden tragen dazu bei, dass die Überlebenschancen steigen und viele Krebsarten heutzutage als gut behandelbar gelten.
Multivitaminpräparate, Mineralien und Co.
Zahlreiche Krebspatienten nehmen während einer laufenden Krebstherapie Nahrungsergänzungsmittel ein. Von Multivitaminpräparaten über Mineralien und Antioxidantien ist einiges dabei. Ziel der Patienten ist es, ihr Allgemeinbefinden zu verbessern und sich während dieser schweren Zeit etwas Gutes zu tun.
Dabei sollte allerdings nicht vergessen werden, dass viele Präparate auch die jeweilige Krebstherapie stören oder gar abmildern können.
77% nehmen NEM während der Krebstherapie ein
Um konkrete Aussagen machen zu können, welchen Mehrwert Nahrungsergänzungsmittel während einer Krebstherapie haben, werteten Forscher der Universität Fulda 37 Studien mit jeweils mehr als 1.000 Probanden aus. Ein Augenmerk lag auf der Menge an Patienten, die Supplemente einnahmen, und darauf, ob diese die Therapie positiv oder gar negativ beeinflussten.
Bis zu 77% aller Befragten gaben an, Nahrungsergänzungsmittel während der Therapie einzunehmen. Am häufigsten waren Multivitaminpräparate, gefolgt von Einzelstoffen wie Vitamin C oder E und anderen Antioxidantien. Der Großteil gab an, die Mittel während der laufenden Therapie einzunehmen, und nur in seltenen Fällen war das pharmazeutische Fachpersonal bzw. der behandelnde Arzt darüber informiert. Dabei stellen insbesondere Antioxidantien eine Gruppe an Präparaten dar, die sich ungünstig auf eine Krebstherapie auswirken können.
Nahrungsergänzungsmittel können Therapie negativ beeinflussen
Viele onkologische Therapien, die in den Auswertungen berücksichtigt wurden, üben oxidativen Stress auf die Krebszellen aus. So können sich beispielsweise zirkulierende Zellen nicht weiter vermehren und sterben letztlich ab. Dieser sogenannte Zellstress wirkt sich auch auf die gesunden Zellen aus, weshalb Nebenwirkungen oft die Folge sind. Um diese abzufangen, nehmen Patienten häufig Vitamine oder Antioxidantien ein, was allerdings Auswirkungen auf die Krebstherapie haben kann.
NEM fördern die Bildung des Transkriptionsfaktors Nrf-2, wodurch der oxidative Stress abgefedert wird. Dies führt unter Umständen dazu, dass die Krebstherapie abgemildert wird und Krebszellen die Möglichkeit bekommen, eine Resistenz zu entwickeln.
Haben Nahrungsergänzungsmittel auch Vorteile für die Krebstherapie?
Weiterhin wurden Behandlungsmöglichkeiten wie Bestrahlungen oder Chemotherapien in Kombination mit verschiedenen Ergänzungspräparaten auf deren Nutzen hin untersucht. Die Forscher fanden in den Studien keinen signifikanten Mehrwert einer solchen Zusatzmedikation.
Man muss allerdings erwähnen, dass bei den Auswertungen keine konkreten Aussagen darüber gemacht wurden, welche Vitamine oder Mineralien genau und in welcher Höhe einbezogen wurden. Die Beurteilung durch pharmazeutisches Fachpersonal in der Apotheke spielt deshalb im Alltag eine entscheidende Rolle.
Wichtig: Arzt über jede Zusatztherapie informieren
Für den Apothekenalltag ist es deshalb wichtig zu erfragen, welche Nahrungsergänzungsmittel ein Krebspatient einnehmen möchte, und ihn entsprechend dazu ausführlich zu beraten. Auch wenn alternative Methoden für die Besserung des allgemeinen Wohlbefindens eine onkologische Therapie nicht immer behindern, sollten die Patienten ihren behandelnden Arzt über jedes zusätzlich eingenommene Präparat informieren.
PTA tragen maßgeblich zur Aufklärung bei, indem sie die Kunden dafür sensibilisieren, dass auch vermeintlich harmlose Mittel, beispielsweise aus der Drogerie oder dem Internet, einen negativen Einfluss auf die Krebstherapie haben können. Die individuellen Bedürfnisse eines jeden Krebspatienten müssen immer ernst genommen und es muss optimalerweise zusammen mit dem Arzt ein Therapiekonzept entwickelt werden.