PTAheute-Pinnwand KW 42/2022: Corona-Impfstoff für Babys und neue Pläne für Cannabis-Legalisierung
Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.
So stellt sich die Regierung die Cannabis-Freigabe vor
Die Vorbereitungen für die geplante kontrollierte Freigabe von Cannabis in Deutschland werden konkreter. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland unter Berufung auf ein Eckpunktepapier des Bundesgesundheitsministeriums berichtete, könnten Kauf und Besitz von 20 Gramm Cannabis ab dem Alter von 18 Jahren künftig grundsätzlich straffrei sein. Das Ministerium bestätigte den Bericht auf Anfrage nicht. Ein Sprecher des Gesundheitsministers sagte: „Ein abgestimmtes Eckpunktepapier liegt noch nicht vor.“
Minister Karl Lauterbach (SPD) hatte zum Herbst ein Eckpunktepapier und für Ende des Jahres einen Gesetzentwurf angekündigt.
Nach dem Bericht des Redaktionsnetzwerks Deutschland sehen die Eckpunkte des Gesundheitsministeriums auch vor, den Eigenanbau von bis zu zwei Cannabis-Pflanzen zu erlauben. Um „cannabisbedingte Gehirnschädigungen“ zu verhindern, dürften an Menschen von 18 bis 21 Jahre nur Produkte mit einem THC-Gehalt von höchstens 10 Prozent verkauft werden.
Grundsätzlich könnte Cannabis demnach rechtlich nicht mehr als Betäubungsmittel eingestuft werden. Würden Jugendliche unter 18 Jahren mit Cannabis erwischt, solle Straffreiheit gelten. Für Standorte von Cannabis-Geschäften stünden Vorgaben wie Mindestabstände zu Schulen, Kinder- und Jugendeinrichtungen im Blick. Trotz einer Legalisierung solle es untersagt bleiben, für Cannabis-Produkte zu werben.
Lauterbach hatte deutlich gemacht, dass bei der geplanten Freigabe der Schutz vor Gesundheitsschäden eine zentrale Rolle spielen soll. Es sei nicht gewollt, Cannabis zu verharmlosen. Die Risiken der derzeitigen Praxis seien aber größer als das, was mit einer legalisierten Abgabe zu erreichen sei. Quelle: dpa / mia
YouTube führt Label für verlässliche Gesundheitsinformationen ein
Bei vielen Menschen ist das Video-Portal YouTube von Google ein wichtiger Ratgeber in gesundheitlichen Angelegenheiten. YouTube will nun besonders zuverlässige Quellen aus diesem Bereich hervorheben. Wie der Videokanal dieses neue Label für verlässliche Gesundheitsinformation gestalten möchte, können Sie bei daz.online nachlesen.
Barmer: Deutsche brauchen seltener invasive Zahnbehandlungen
Füllungen, Wurzelbehandlungen oder neue Kronen: Die Menschen in Deutschland kamen laut einer Auswertung der Barmer-Krankenkasse zuletzt im Schnitt etwas länger ohne invasive Zahnbehandlungen aus. Die Versicherung leitet daraus ab, dass insbesondere jüngere Menschen in der Tendenz bessere Zähne haben, wie aus dem Zahnreport der Barmer hervorgeht. Die Auswertung beruht auf Daten aus dem Zeitraum von 2012 bis 2020 zu gesetzlich Versicherten der Barmer.
Besonders in der Gruppe der 20-Jährigen verbesserte sich demnach die Zahngesundheit deutlich. Sie kamen 2020 durchschnittlich 4,4 Jahre ohne Eingriffe bei Zahnärzten aus. Das war im Vergleich zu 2012 ein Zuwachs von mehr als einem halben Jahr. Gut ein Viertel der Gruppe brauchte in dem Zeitraum zwischen 2012 und 2020 gar keine invasive Behandlung ihrer Zähne.
Auch bei den 40-Jährigen verlängerte sich die Zeitspanne ohne zahnärztliche Eingriffe um drei Monate auf 1,9 Jahre. Elf Prozent der 40-Jährigen ließen von 2012 bis 2020 gar keine invasiven Behandlungen vornehmen. Bei der dritten betrachteten Gruppe, den 60-Jährigen, stieg die durchschnittliche therapiefreie Zeit nur um gut einen Monat auf 1,6 Jahre. Quelle: dpa / mia
Corona-Impfstoff für Babys kurz vor der Zulassung
Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) empfiehlt die Corona-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna nun auch für Babys ab sechs Monaten. Beide Impfstoffe waren bereits für Erwachsene und Kinder ab fünf beziehungsweise sechs Jahren zugelassen. Allerdings sind die Dosen für Babys und Kleinkinder deutlich niedriger.
Die EU-Kommission muss der Zulassung noch zustimmen; das gilt aber als Formsache. Ob aber überhaupt Babys eine Corona-Impfung angeboten wird, ist eine Entscheidung der jeweiligen EU-Mitgliedsstaaten. Nach Angaben der Experten der EMA hatten Studien gezeigt, dass auch Babys und Kleinkinder bei einer sehr geringen Dosis vor einer Infektion geschützt würden.
Laut EMA können folgende Nebenwirkungen nach einer Impfung auftreten: Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Hautausschlag oder Schmerzen an der Einstichstelle. Diese Nebenwirkungen seien aber meistens sehr milde und dauerten nur wenige Tage. Quelle: dpa / mia
WHO: Pandemie ist noch nicht vorbei
Die Corona-Pandemie gilt vorerst weiter als weltweiter Gesundheitsnotstand. Das beschloss die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf Anraten eines unabhängigen Expertenausschusses. „Die Pandemie ist noch nicht vorbei“, betont WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus stets. Der Notstand gilt seit Ende Januar 2020.
Die Erklärung einer Notlage ist die höchste Alarmstufe, die die WHO verhängen kann. Damit verbunden sind keine besonderen Auflagen. Die WHO nutzt dieses Instrument vielmehr, um Regierungen und Öffentlichkeit zu alarmieren, dass es eine akute Bedrohung gibt und sie sich darauf vorbereiten müssen. Ob und welche Einschränkungen Behörden verhängen, entscheiden die Regierungen jeweils selbst.
Der WHO wurden aus aller Welt bislang rund 620 Millionen Corona-Infektionen und gut 6,5 Millionen Todesfälle gemeldet. Die Dunkelziffer dürfte aber viel höher sein, weil vielerorts nicht oder wenig getestet wird und Todesursachen nicht überall korrekt festgehalten und gemeldet werden.
Amtsärzte fordern Maskenpflicht in Innenräumen
Die Amtsärzte haben mit Blick auf die hohen Corona-Inzidenzen in Deutschland eine Rückkehr zur Maskenpflicht in Innenräumen wie Supermärkten, Geschäften und öffentlichen Gebäuden gefordert. „Die Länder sind am Zug, die Maskenpflicht sofort umzusetzen. Sonst droht eine Überlastung des Gesundheitssystems und eine Überlastung der Bereiche mit patientennahem Kontakt wie Kliniken“, sagt der Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, Johannes Nießen.
Bei einer weiter steigenden Inzidenz sollte eine solche Maskenpflicht laut Nießen auch auf andere Bereiche ausgeweitet werden: „Sobald die Inzidenz über 1.000 klettert, müssen wir auch eine Maskenpflicht für Bars, Gastronomie und Restaurants in Betracht ziehen. Dann haben wir nämlich in Wirklichkeit eine Inzidenz von 3.000.“ Die Inzidenzen geben den Wert der Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche an. Nießen geht von einer hohen Dunkelziffer von Infektionen mit dem Coronavirus aus, da viele Menschen bei einem Corona-Verdacht keinen PCR-Test mehr machten, sondern nur noch einen Schnelltest. Diese flössen aber nicht in die Statistik ein.
Eine bundesweite Maskenpflicht gibt es derzeit nur noch in Fernzügen und -bussen, Kliniken, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen. Darüber hinaus können die Länder sie bei Bedarf in Innenräumen einführen. Angesichts steigender Inzidenzen werden immer wieder Rufe nach einer Rückkehr zur Maskenpflicht in Innenräumen laut. Quelle: dpa / mia
Umfrage: Mehrheit akzeptiert höhere Fleischpreise für mehr Tierwohl
Bei einer Umfrage des Instituts Yougov gaben 59 Prozent der befragten Verbraucher in Deutschland an, dass sie bereit seien, für mehr Tierwohl höhere Preise für Fleisch zu zahlen. 23 Prozent sagten, sie seien dazu nicht bereit. 17 Prozent machten keine Angabe.
Bundesagrarminister Cem Özdemir will 2023 neue, schwarzweiße Logos als verpflichtende Fleischkennzeichnung auf Verpackungen im Supermarkt einführen und so mehr Klarheit über die Bedingungen in den Ställen schaffen.
Um Bauern auf dem Weg zu mehr Tierwohl – etwa durch Stallumbauten – zu unterstützen, sind nach Experten-Empfehlungen eine höhere Mehrwertsteuer oder eine Abgabe auf tierische Produkte im Gespräch. Die Ampel-Koalition ringt noch um eine grundsätzliche verlässliche Finanzlösung. Denkbar wäre etwa ein Aufschlag von 40 Cent pro Kilogramm Fleisch. Quelle: dpa / mia
Chargenüberprüfung bei Vitamin K2 Tropfen MK7 vegan
Die AMK informiert aktuell über eine Chargenüberprüfung bei Vitamin K2 Tropfen MK7 vegan, 50 ml (PZN 16672049). Grund hierfür ist ein Etikettierungsfehler. Wie die Firma Casida GmbH mitteilt, „kann auf einer geringen Anzahl von Flaschen des Produktes Vitamin K2 Tropfen MK7 vegan, 50 ml (PZN 16672049), ein Etikett des Produktes Casida Vitamin D3 + K2 Tropfen aufgebracht sein“. Die Flaschen seien allerdings korrekt befüllt und enthielten somit Vitamin K2, ohne Vitamin D3. Betroffen seien Packungen mit der Chargenbezeichnung (Ch.-B.): 220100124. Andere Chargen seien nicht betroffen und könnten unverändert verwendet werden.
Der Hersteller bittet Apotheken die Bestände zu überprüfen und ggf. betroffene Packungen – gegen kostenlosen Ersatz und Erstattung der Portokosten – an folgende Adresse zurückzuschicken:
Casida GmbH
Brüderstraße 33
08412 Werdau.
Für Rückfragen steht der Kundenservice unter der Telefonnummer 03761 7608015 bereit.
Hausbesuche: Psychiatrische Hilfe im Wochenbett
Menschen in einer psychischen Krise müssen oft lange auf einen Behandlungsplatz warten. Mütter mit Wochenbettdepressionen oder anderen psychischen Erkrankungen haben es doppelt schwer, schließlich müssen sie weiter ihr Baby versorgen. Plätze auf Mutter-Kind-Stationen in psychiatrischen Kliniken seien rar und meist nur nach langfristiger Anmeldung zu bekommen, sagt die Berliner Psychiaterin und Psychotherapeutin Britta Janßen. Hausbesuche von Ärzten und Therapeuten können helfen, die Situation zu bewältigen.
Das Konzept, das die Behandlung psychisch Kranker zu Hause ermöglicht, heißt Stationsäquivalente Behandlung (Stäb) und ist seit 2018 in Deutschland zugelassen. Voraussetzung ist, dass die Patienten eine Indikation für eine stationäre Behandlung haben und dass das Therapieziel am ehesten im häuslichen Umfeld zu erreichen ist.
Immer mehr Kliniken bieten diese Art der Behandlung für verschiedene Zielgruppen an. Laut einem gemeinsamen Bericht von Versicherungs- und Krankenkassenverbänden sowie Deutscher Krankenhausgesellschaft (DKG) waren es im Jahr 2020 bundesweit 36 Krankenhäuser. Gestartet waren 2018 bundesweit 13 Krankenhäuser. Die Fallzahl stieg von 400 im ersten Jahr auf 2.437 Fälle 2020. Unter den Patienten waren größtenteils Erwachsene, aber auch Kinder und Jugendliche. Neuere bundesweite Zahlen liegen laut DKG noch nicht vor.
Allerdings sehen die Kassen das Konzept kritisch. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen etwa verweist auf steigende Kosten. Außerdem würden die Mindestanforderungen nicht immer eingehalten. So liege die geforderte Indikation für eine stationäre Behandlung gar nicht immer vor, so eine Sprecherin. Der Verband spricht sich demnach dafür aus, die Versorgungsform in die Hände von psychiatrischen Institutsambulanzen (PIA) zu legen, die Teil der psychiatrischen Versorgung am Krankenhaus sind. Quelle: dpa / mia
Zu wenig Cholera-Impfstoff: WHO empfiehlt eine statt zwei Dosen
Wegen Impfstoffmangels drohen Cholera-Ausbrüche in zahlreichen Ländern außer Kontrolle zu geraten. Deshalb wird das empfohlene Impfregime nun vorübergehend geändert: Statt zwei Dosen soll vorerst nur eine Dosis verabreicht werden, berichtet die Weltgesundheitsorganisation (WHO).
In diesem Jahr hätten bereits 29 Länder Ausbrüche der Infektionskrankheit gemeldet. Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre seien es weniger als 20 pro Jahr gewesen. Kritisch ist die Lage zurzeit unter anderem in Haiti.
„Der weltweite Trend geht zu immer mehr, weiter verbreiteten und schwereren Ausbrüchen“, berichtet die WHO. Sie führt dies auf Überschwemmungen, Dürren, Konflikte, Bevölkerungsbewegungen und andere Faktoren zurück. Dadurch hätten viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser und das Risiko von Cholera-Ausbrüchen wachse.
Eigentlich sollen gegen die Cholera zwei Impfdosen im Abstand von sechs Monaten verabreicht werden. Das gewährt nach Studien einen Schutz von etwa drei Jahren. Auch eine erste Dosis helfe, es gebe aber zu wenig Studien darüber, wie lange der Schutz vor allem bei kleinen Kindern mit nur einer Dosis halte. Dennoch sei es besser, mehr Menschen eine Dosis zu verabreichen, als manche Länder leer ausgehen zu lassen.
COVID-19 erhöht Thromboembolie-Risiko
Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass in den ersten Tagen einer COVID-19-Infektion ambulant behandelte COVID-19-Patienten ein erhöhtes Risiko haben, eine akute venöse Thromboembolie zu entwickeln. Eine vollständige COVID-19-Impfung kann das Thromboembolie-Risiko jedoch reduzieren.
Welche weiteren Risikofaktoren für eine Tromboembolie entdeckt wurden und welche Maßnahmen ergriffen werden können, lesen Sie bei daz.online.
Indonesien verbietet Abgabe von rezeptfreien, flüssigen Arzneimitteln
Indonesien hat nach dem mysteriösen Tod von etwa 100 Kindern vorübergehend den rezeptfreien Verkauf von allen flüssigen Medikamenten verboten. Die Kinder, die zumeist jünger als fünf Jahre waren, seien in den vergangenen Monaten im Zuge von Nierenschädigungen gestorben, teilt Gesundheitsminister Budi Gunadi Sadikin mit.
„Das Ministerium hat bei Untersuchungen festgestellt, dass Säuglinge, die an einer akuten Nierenschädigung litten, drei gefährliche Chemikalien zu sich genommen hatten – Ethylenglykol, Diethylenglykol und Ethylenglykol-Butylether“, sagte Sadikin. Die drei Substanzen seien Verunreinigungen aus ungefährlichem Polyethylenglykol (PEG). Dieses wird in vielen flüssigen Arzneimitteln verwendet, um eine bessere Löslichkeit der Inhaltsstoffe zu ermöglichen.
Insgesamt seien seit Januar in 20 Provinzen des Inselstaates mehr als 200 Fälle von akuten Nierenschäden bekannt geworden. Besonders seit August sei die Zahl deutlich gestiegen. Zudem sei es möglich, dass es eine hohe Dunkelziffer gebe, so der Minister.
RKI: 4.500 Tote durch Hitze dieses Jahr
Nach einer Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) sind in diesem Sommer etwa 4.500 Menschen in Deutschland infolge von Hitze gestorben. Damit liege die Zahl hitzebedingter Todesfälle in diesem Jahr auf einem ähnlichen Niveau wie 2015, 2019 und 2020, heißt es in der Veröffentlichung. 2021 waren 1.900 Menschen, im Jahr davor 3.600 Menschen infolge von Hitze gestorben.
Die Analyse zeigte, dass es im Süden zwar die meisten Hitzewochen gab, hier aber nicht die meisten hitzebedingten Todesfälle auftraten. „Ein Grund für diese Unterschiede ist vermutlich die bessere Hitzeadaption in Regionen, in denen auch in der Vergangenheit heißere Sommer auftraten“, mutmaßen die Autorin und der Autor.
Die Gründe für hitzebedingte Todesfälle seien vielfältig und reichten vom Hitzeschlag bis zu komplexeren Konstellationen, etwa bei Menschen mit vorbestehenden Herz-Kreislauf- oder Lungenerkrankungen. Die Gesamtzahl der durch Hitze ausgelösten Todesfälle zu erfassen, sei deshalb schwierig. Quelle: dpa / mia