AkdÄ rät zur Überwachung : Neuropathie bei Diabetes: An Vitamin B12 denken
Wie die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) jüngst berichtete, informiert die britische Arzneimittelbehörde derzeit „über das Risiko verminderter Vitamin-B12-Spiegel oder eines Vitamin-B12-Mangels im Zusammenhang mit dem Antidiabetikum Metformin“. Risikopatienten sollen entsprechend überwacht werden.
Auch wenn diese Hinweise nicht wirklich neu sind – in der Praxis erfahren sie offenbar noch nicht genügend Aufmerksamkeit. „In den deutschsprachigen Fachinformationen wird das Risiko nicht einheitlich adressiert“, erklärt die AkdÄ dazu.
Das sagen die Fachinformationen zu Metformin und Vitamin B12:
- Das Risiko steigt mit zunehmender Dosis, Behandlungsdauer und bei Risikofaktoren für einen Vitamin-B12-Mangel.
- Wird ein Vitamin-B12-Mangel vermutet (z. B. bei Anämie oder Neuropathie), sollte der Vitamin-B12-Spiegel im Serum überwacht werden.
- Bei Risikofaktoren für einen Vitamin-B12-Mangel könnte eine regelmäßige Überwachung erforderlich sein.
- Ein Ausgleich sollte ggf. gemäß aktuellen Leitlinien erfolgen. https://www.akdae.de/service/newsletter/newsletter-archiv/akdae-news/newsdetail/drug-safety-mail-2022-34
Studie zu Vitamin B12 unter Metformin-Therapie
PTAheute.de berichtete erst im Mai dieses Jahres über eine Studie, welche die Aufmerksamkeit auf Vitamin-B12-Spiegel unter Metformin-Therapie lenkte. Darin wurde vor allem auf die Ähnlichkeit einer durch Vitamin-B12-Mangel ausgelösten Neuropathie zu einer diabetischen Neuropathie hingewiesen. „Ob Vitamin B12 eine kausale Rolle für die Entwicklung einer Neuropathie spielt, war zwar unklar, doch schienen niedrige Vitamin-B12-Spiegel mit einer Neuropathie assoziiert“, hieß es.
Zur Erinnerung: Was ist eine Neuropathie?
Neuropathie ist eigentlich ein Sammelbegriff für Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Sie wird auch Polyneuropathie, also Viel-Nerv-Krankheit, genannt. Bei einer Neuropathie sind die Nerven geschädigt. Meist beginnen die Symptome symmetrisch an beiden Füßen mit Missempfindungen wie Kribbeln, Brennen und Taubheit, werden mit der Zeit stärker und können sich bis zur Körpermitte ausbreiten.
Auf gewisse Risikofaktoren besonders achten
Auch die AkdÄ erklärt nun, dass Neuropathien neben makrozytärer Anämie oder Glossitis (= Entzündung der Zunge) Symptome eines Vitamin-B12-Mangels sein können. Deshalb informiert die AkdÄ „zum Risiko einer verminderten Vitamin-B12-Aufnahme bei Anwendung von Metformin – insbesondere weil einige klinische Symptome eines Vitamin-B12-Mangels in dieser Patientengruppe als Diabetes oder altersbedingt fehlinterpretiert werden könnten“. Folgende Risikofaktoren sollten besonders aufmerksam machen:
- Höheres Alter,
- vegetarische/vegane Ernährung,
- Komedikation mit Protonenpumpenhemmern (PPI) sowie
- bestimmte gastrointestinale Erkrankungen (z. B. Morbus Crohn und andere entzündliche Darmerkrankungen).
Entsprechende Patienten sollen laut AkdÄ überwacht werden. Wie die AkdÄ erklärt, kann Ursache für einen Vitamin-B12-Mangel neben verminderter Aufnahme und verstärktem Verbrauch auch eine mangelhafte Nährstoffaufnahme aus der Nahrung sein. Beispielsweise kann durch eine atrophische Autoimmungastritis weniger Salzsäure aus der Magenschleimhaut ausgeschüttet werden. Folglich wird weniger Vitamin B12 aufgenommen und es kann zu einer Mangelerscheinung kommen. Solch eine Autoimmungastritis kann mit zunehmendem Alter häufiger vorkommen. Auch die Einnahme von PPI wie z. B. Pantoprazol kann die Vitamin-B12-Aufnahme beeinflussen.
Wirkung von Metformin noch nicht ganz geklärt
Wie Metformin den Vitamin-B12-Spiegel genau beeinflusst, ist derzeit auch laut der britischen Arzneimittelbehörde noch nicht geklärt: Man gehe von einem multifaktoriellen Mechanismus aus, wobei eine veränderte Darmmotilität, die bakterielle Besiedlung und eine verminderte Aufnahme von Vitamin B12 im Dünndarm eine Rolle spielen könnten.