Die häufigsten Arzneimittel für Kinder: Ambroxol bei Kindern: Was ist zu beachten?
Neben Salbutamol und Efeublätterextrakt ist auch Ambroxol ein echter Dauerbrenner in der Apotheke, wenn es um den Bronchialtrakt von Kindern geht. Der Wirkstoff wird in der EU seit 1978 bei akuten sowie chronischen Erkrankungen als Schleimlöser (Mukolytikum) eingesetzt, wenn die Schleimbildung und/oder der Schleimtransport der Lunge gestört ist.
Bei Husten, Halsschmerzen und Atemnotsyndrom
Als Hauptwirkung reduziert Ambroxol die Viskosität des Bronchialsekrets und stimuliert das Flimmerepithel, sodass Schleim leichter abgehustet werden kann. Zusätzlich verfügt der Wirkstoff über eine antiinflammatorische sowie lokalanästhetische Wirkkomponente, weshalb er auch bei Halsschmerzen als Lutschtabletten genutzt wird. Sie sind in dieser Indikation ab zwölf Jahren zugelassen. In der Klinik kommt Ambroxol intravenös zum Einsatz, um bei Früh- und Neugeborenen mit Atemnotsyndrom die Surfactant-Bildung zu fördern.
Ambroxol in der Selbstmedikation ab 2 Jahren geeignet
Eine Metaanalyse aus 2020 bestätigt (allerdings unter Mitwirkung von Mucosolvan-Hersteller Sanofi-Aventis), dass Ambroxol in der Selbstmedikation guten Gewissens bei akuten sowie chronischen Atemwegserkrankungen angewendet werden kann. Es ist bereits für Säuglinge zugelassen. Gemäß Fachinformation darf es unter zwei Jahren allerdings nur nach ärztlicher Rücksprache angewendet werden.
Als Nebenwirkungen treten häufig Geschmacksstörungen, Übelkeit oder ein Taubheitsgefühl im Mund oder Rachen auf. Da unter der Behandlung mit Ambroxol vermehrt über Überempfindlichkeitsreaktionen bis hin zur schweren Hautreaktion berichtet wurde, enthalten seit 2016 Fach- und Gebrauchsinformationen nach erneuter Nutzen-Risiko-Bewertung einen entsprechenden Warnhinweis.
Nicht vor dem Schlafengehen
Je nach Alter und Vorliebe stehen für Kinder Saft, Tropfen, Lutschtabletten und Brausetabletten zur Verfügung. Üblicherweise wird Ambroxol zwei- bis dreimal täglich eingenommen. Eine abendliche Einnahme kurz vor dem Schlafen sollte vermieden werden. Retardkapseln mit 75 mg müssen nur einmal täglich eingenommen werden, kommen jedoch aufgrund des hohen Wirkstoffgehalts erst ab 12 Jahren infrage.
Nicht mit Emser Salz mischen
Zusätzlich gibt es auf dem Markt Inhalationslösungen, die in allen gängigen Ultraschall- und Kompressorverneblern verwendet werden können. Achtung: Atmen Kinder bei der Inhalation besonders tief ein, könnte der Wirkstoff Hustenreiz auslösen, obwohl die Lösung isoton ist. Besser also ganz normal ein- und ausatmen und nicht vergessen, die Inhalationslösung zuvor auf Körpertemperatur zu erwärmen.
Die Lösung darf übrigens mit isotoner Kochsalzlösung sowie Betasympathomimetika gemischt werden, nicht jedoch mit Emser-Salz-Inhalationslösung. Denn bei einem pH-Wert über 6,3 könnte die freie Base ausfallen.
Ausreichend trinken, um Abhusten zu erleichtern
Welche Darreichungsform auch gewählt wird: Viel Trinken ist unterstützend das A und O. Natürlich ist Husten für Kinder und Eltern sehr belastend. Grundsätzlich erfüllt er jedoch eine wichtige Funktion, denn der Schleim muss abtransportiert werden. Husten ist also nicht per se schlecht!
Um einen Sekretstau zu vermeiden, sollte die Kombination von Mukolytikum mit Antitussivum vermieden werden. Diese Empfehlung ist jedoch grundsätzlicher Natur und betrifft alle Mukolytika gleichermaßen. Wechselwirkungen mit Arzneimitteln sind ansonsten nicht zu befürchten.
Ambroxol: keine Evidenz für Wirksamkeit
Für Ende 2022 ist die Fertigstellung einer pädiatrischen Leitlinie zu akutem und chronischem Husten bei Kindern und Jugendlichen geplant. In der Leitlinie für Erwachsene zu akutem und chronischem Husten heißt es in einer tabellarischen Übersicht zu Ambroxol in der Spalte „Evidenz für Wirksamkeit“ klar: „keine“. Aber auch andere Expektorantien kommen dort hinsichtlich der Evidenz nicht gut weg. „Obwohl sie in dieser Indikation häufig verordnet werden, liegt keine ausreichende Evidenz zu Therapieeffekten von Expektorantien bei akutem Husten und Erkältungskrankheiten vor“, heißt es in der Leitlinie.
Systematische Übersichtsarbeiten sollen für synthetische Expektorantien jedoch eine moderate Evidenz zur Reduktion von Exazerbationen bei chronischer Bronchitis bzw. COPD zeigen. Auch zu Ambroxol bei akutem Husten soll es zwar eine randomisierte klinische Studie geben, jedoch „keine überzeugende Evidenz aus systematischen Übersichtsarbeiten“. Zusammenfassend sei „die Behandlung des akuten Hustens bei einem akuten Atemwegsinfekt mit Expektorantien nicht zu empfehlen“, heißt es in der Leitlinie.
Gut zu wissen: Ein Hausmittel gegen Husten
Alte Hausmittel wie Tee mit Honig oder ein Brustwickel mit Thymian können unterstützend helfen. Ganz allgemein bestehen Wickel und Auflagen aus drei Schichten, nämlich einer Innenschicht, die mit der Wickelflüssigkeit getränkt wird, sowie einer Außendecke und einem Zwischentuch. Für einen Brustwickel dürfen Eltern aber auch ganz pragmatisch ein Baumwolltuch (z. B. Geschirrtuch) benutzen und es beispielsweise mit Thymiantee tränken oder auch Babix® oder Pinimenthol® verwenden (verdünnt, Alterseinschränkung unbedingt beachten!).
Der Wickel sollte nicht mehr tropfen, eine angenehme Temperatur haben und wird anschließend mit Handtüchern oder einem engen T-Shirt für etwa dreißig bis sechzig Minuten auf der Brust fixiert. Kinder schätzen die Zuwendung und Ruhe – und mit einem Buch und Kuschelzeit mit den Eltern lassen sich die „Schleimmonster“ besonders gut abhusten.