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Kränkelnd durch den Sommer: Immer mehr Menschen leiden an Atemwegserkrankungen

Corona, Erkältung oder Grippe?  Derzeit erkranken viele Menschen an Atemwegserkrankungen. | Bild: Natalya Lys / AdobeStock

Freunde sagen mit belegter Stimme ab, Kollegen fallen mit Fieber und Schwächegefühl aus – trotz der warmen Jahreszeit leiden gerade ungewöhnlich viele Menschen an Erkältungskrankheiten. Halb Deutschland scheint derzeit flach zu liegen. Daten und Einschätzungen von Ärzten und Apothekern zeigen: Es gibt für die Jahreszeit ungewöhnlich viele Atemwegsinfekte in Deutschland.

Buntes Bild an Erregern

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) berichtet von „etwas mehr Infekten als zur gleichen Zeit in den Jahren vor Corona“. Einen ähnlichen Eindruck hat man bei der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA): „Apotheken berichten über eine Zunahmen von Erkältungserkrankungen in der letzten Zeit“, schrieb ein Sprecher auf dpa-Anfrage.  

Das Robert Koch-Institut (RKI) untermauert die Daten und ging zuletzt von 4,5 Millionen akuten respiratorischen Erkrankungen (kurz: ARE) in Deutschland binnen einer Woche aus (bezogen auf den Zeitraum 27.6. bis 3.7.). In den Vorjahren – sowohl während als auch vor der Corona-Pandemie – lagen die Werte deutlich darunter. Eine ARE liegt vor, wenn Patienten eine Atemwegserkrankung mit Fieber, Husten oder Halsschmerzen haben.

Stichprobenartigen virologischen Untersuchungen zufolge stecke bei Erwachsenen hauptsächlich SARS-CoV-2 dahinter, bei Kindern hingegen seien vor allem andere Erreger die Ursache. Genannt wurden Parainfluenza- und Rhinoviren. Bereits zuvor hatte das RKI schon von einer für die Jahreszeit erhöhten Aktivität von Atemwegserkrankungen gesprochen.  

Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek wies bei Twitter ebenfalls darauf hin, dass sich in der Diagnostik derzeit ein buntes Bild an Erregern zeige. Wenn man Symptome habe und eine PCR-Untersuchung auf SARS-CoV-2 negativ ausfalle, „dann ist es sehr wahrscheinlich, dass eine Infektion mit einem anderen Erreger vorliegt“. Falsch negative Befunde gebe es natürlich, dies sei aber selten.  

Höhere Zahl an schweren COVID-19-Verläufen

Laut Hausärzte-Verbandchef Ulrich Weigeldt kämen Patienten mit positivem Corona-Schnelltest und den typischen Symptomen wie Hals-, Glieder-, und Kopfschmerzen und Verlust des Geruchs- und Geschmacksinns in die Praxen. „Glücklicherweise sind die Verläufe, insbesondere bei Geimpften, in aller Regel mild.“ Es gebe aber auch viele Patienten, die zwar klassische Erkältungssymptome hätten, aber deren Corona-Test zunächst nicht anschlage. Bei einem Teil sei der Test dann später positiv, andere hätten grippale Infekte.

Mit Blick auf das derzeitige Infektionsgeschehen sieht das RKI weiter keine wachsende Krankheitsschwere durch die momentan besonders verbreitete Corona-Variante in Deutschland. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die nun dominierende Omikron-Sublinie BA.5 an sich schwerere Verläufe verursache oder tödlicher sei als vorherige Varianten, schreibt das RKI. Dennoch sei „allein durch die starke Zunahme der Infektionsfälle“ auch eine entsprechend höhere Zahl schwerer Verläufe zu beobachten, die zu mehr Krankenhauseinweisungen führe. „Die Sterbefallzahlen steigen im Zusammenhang mit den hohen Infektionszahlen bzw. Nachmeldungen an, allerdings bisher nur leicht.“

Den RKI-Daten zufolge ist BA.5 immer noch für den Großteil der Corona-Infektionen in Deutschland verantwortlich. In der aktuellsten untersuchten Stichprobe von vorletzter Woche machte sie bereits einen Anteil von 77 Prozent aus, nach 65 Prozent in der Woche zuvor. Mittlerweile dürfte der Anteil bereits noch höher liegen. Bei der weiteren Omikron-Sublinie BA.4, die zuletzt ebenfalls von Woche zu Woche zugelegt hatte, zeigt sich nun ein leicht rückläufiger Trend: Der Anteil sank von 7,5 auf nun 6,7 Prozent. Quelle: dpa / vs