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Versichertendaten der Kaufmännische Krankenkasse : Mehr Essstörungen bei Männern

Immer mehr Männer leiden unter Essstörungen. Diese gehen oft mit exzessiv betriebenem Sport oder Krafttraining einher. | Bild: industrieblick / AdobeStock

Die Corona-Pandemie hat bei vielen Menschen für große Belastungen gesorgt und psychische Spuren hinterlassen. Damit erklärt die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) auch eine Auffälligkeit bei ihren Versichertendaten: Gegenüber 2019 kam es in 2020 bei einem Teil der Männer zu einem starken Anstieg der Diagnose Essstörung.

Deutliche Zunahme bei 18- bis 24-jährigen Männern 

Betroffen von einer erheblichen Zunahme von Essstörungen wie Anorexie und Bulimie waren insbesondere junge männliche Erwachsene im Alter zwischen 18 und 24 Jahren. Der Anstieg gegenüber dem Vorjahr betrug bei ihnen in 2020 beinahe 19 Prozent. Aber auch bei den 50- bis 59-jährigen Männern registrierte die KKH ein starkes Plus von 12 Prozent innerhalb eines Jahres. 

Bei den Frauen zeigte sich dagegen im selben Zeitraum nur ein leichter Anstieg. Allerdings gehören Frauen mit einem Anteil von mehr als 80 Prozent nach wie vor zu den Hauptbetroffenen bei Essstörungen. Die Analyse der KKH basiert auf den Daten von mehr als 1,6 Millionen Versicherten.

Gut zu wissen: Die drei häufigsten Formen von Essstörungen

  • Magersucht (Anorexia nervosa): Betroffene hungern bis hin zu einem lebensbedrohlichen Untergewicht. Dennoch haben sie panische Angst, dick zu werden. Ihr Gewicht und ihren Körper nehmen sie verzerrt wahr. Die Kontrolle über ihr Gewicht stellt für Anorexie-Patienten die Basis ihres Selbstwertgefühls dar.
  • Bulimie (Ess-Brechsucht, Bulimia nervosa): Aufgrund eines anfallsweise auftretenden Verlangens nach Essen, nehmen die Betroffenen in kürzester Zeit unkontrolliert sehr große Mengen zu sich. Aus Angst vor einer Gewichtszunahme erbrechen sie nach den Essanfällen oder missbrauchen Abführmittel.
  • Binge-Eating-Störung: Betroffene leiden an wiederkehrenden, unkontrollierbaren Essanfällen. Im Gegensatz zur Bulimie ergreifen sie aber keine Gegenmaßnahmen. Dies führt meist zu starkem Übergewicht oder Adipositas.

Mögliche pandemiebedingte Ursachen

Nach Einschätzung der KKH könnten einige Faktoren dafür verantwortlich sein, dass es in der Pandemie zu mehr Neuerkrankungen, Rückfällen oder einer Verstärkung von Essstörungen gekommen ist. Dazu zählten die häufig ungeregelte Tagesstruktur und fehlende soziale Kontakte. Betroffene hätten sich noch mehr als üblich mit sich selbst, ihrer Unsicherheit und ihren Zweifeln beschäftigt. Außerdem seien familiäre und berufliche Konflikte stärker zu Tage getreten.

Ein weiterer Punkt: Durch die häufig stattgefundenen Videokonferenzen sei die Körperunzufriedenheit vor allem bei jenen Menschen verstärkt worden, die ohnehin zu Selbstzweifeln und Perfektionismus neigten.  

Worauf Angehörige achten sollten

Die gefährlichste Form der Essstörung ist die Magersucht. Diese stellt sich zwar in der Regel im Jugendalter ein, kann aber auch noch im Erwachsenenalter neu auftreten. Das ist Angehörigen, Freunden und auch Ärzten häufig nicht bewusst. Die Dunkelziffer könnte daher hoch sein. Das gilt auch für Essstörungen bei Männern, die meist mit exzessiv betriebenem Sport oder Krafttraining einhergehen. 

Angehörige, Freunde und Kollegen sollten auf typische Symptome achten: gereizte oder gedrückte Stimmung, sozialer Rückzug, Gewichtsveränderungen und auffälliges Essverhalten (z. B. Diät als Dauerzustand, eingeschränkte Nahrungsauswahl, Verzehr großer Mengen), Erbrechen, Einnahme von Abführmitteln, Sport im Übermaß. Quelle: KKH Kaufmännische Krankenkasse; Therapienetz Essstörung e.V.; Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)