Apotheken raten von prophylaktischer Einnahme ab: Jodidtabletten: Mangelware in deutschen Apotheken
Die „Rheinische Post“ meldete gestern, dass die Angst vor atomaren Angriffen oder Beschädigungen von Atomkraftwerken in der Ukraine dazu geführt habe, dass Jodidtabletten in Nordrhein-Westfalen ausverkauft sind.
„Das ist eine schlimme Situation“, zitiert die Zeitung Thomas Preis, den Vorsitzenden des Apothekerverbands Nordrhein. „Denn Patienten mit einer Schilddrüsenerkrankung können aktuell nicht versorgt werden.“
Apothekenpräparate bei nuklearem Unfall nutzlos
Nicht einmal mehr die Rohstoffsubstanz Kaliumiodid, mit der Jodlösungen zur Desinfektion oder hochdosierte Jodid-Lösungen hergestellt werden, sei noch zu bekommen. Dabei sind Jodid-Präparate in der Dosis, wie sie in Apotheken zu kaufen sind, im Fall eines nuklearen Unfalls oder Angriffs nutzlos.
Solidarisch sein: An Bedürftige denken!
Gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erklärte Preis: „Unser Appell ist: Bitte nur Iodidtabletten kaufen, wenn es medizinisch notwendig ist.“ Dies sei auch ein solidarischer Gedanke: „Man kann nicht einfach Tabletten kaufen und in den Schrank legen, wenn man sie doch gar nicht braucht.“
Wie lange die Lieferengpässe andauern, sei noch unklar. Erste Hersteller hätten jedoch bereits signalisiert, dass die Tabletten in der nächsten Woche wieder nachgeliefert werden könnten.
Erhöhte Nachfrage auch in Thüringen, Niedersachsen und Sachsen
Auch der Sächsische Apothekerverband bestätigte, dass bestimmte Jodid-Präparate nicht mehr lieferbar seien. In Thüringen und Niedersachsen registrieren die Landesapothekerkammern ebenfalls eine erhöhte Nachfrage. Die Apothekerkammer Sachsen-Anhalt berichtet von „vereinzelten Nachfragen“. Alle Kammern warnen zugleich vor einer Einnahme der Tabletten.
Achtung: Prophylaxe mit Jodidtabletten hilft nicht
Schon die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker und das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) haben ausdrücklich von einer Selbstmedikation mit Jod abgeraten. Zwar dienen Jodidtabletten nach Angaben des BfS bei einem nuklearen Unfall als Schutz vor einer Einlagerung von radioaktivem Jod in die Schilddrüse – aber von vermeintlicher Prophylaxe hält man hier gar nichts.
Auch die NRW-Verbraucherzentrale mahnt: Ein dauerhafter Jodüberschuss könne die Gesundheit gefährden und unter anderem zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen. Im echten Notfall würden sehr hochdosierte Tabletten über die Katastrophenschutzbehörden verteilt. Quelle: dpa / ks