Wie sich gute Vorsätze umsetzen lassen
Wer kennt das nicht? Fürs neue Jahr hat man wieder einmal so einige gute Vorsätze gefasst. Etwa nicht mehr zu rauchen oder sich gesünder zu ernähren. Doch leider ist der Mensch ein Gewohnheitstier und nach der Euphorie der ersten Tage fällt man meist schnell wieder in den alten Trott zurück. Zwar gibt es keine Patentrezepte zur Umsetzung guter Vorsätze. Doch die Psychologie liefert ein paar Erkenntnisse, die man sich zunutze machen kann.
Auf Distanz zum Gewohnheitstier gehen
Warum bei den guten Vorsätzen das Durchhalten so schwierig ist, wie man es aber dennoch schaffen kann, weiß die Psychologin Professor Dr. Katja Mierke von der Hochschule Fresenius: „In Ihnen wohnt dieses Gewohnheitstier, das Sie sich gern bildhaft ausmalen dürfen, zum Beispiel als klein aber zäh, zottelig, irgendwie niedlich, aber eben auch fies. Und dieses Gewohnheitstier will natürlich keinen Platz machen für Neues, sondern sein Territorium verteidigen.“ Der kleine zottelige Geselle lässt sich aber dennoch überlisten.
Indem man erkennt, dass zum Beispiel der Wunsch nach Schokolade oder dem Sofa der Wunsch des Gewohnheitstiers ist, wird es leichter, sich davon zu lösen. Man selbst möchte ja zum Sport gehen oder auf Süßigkeiten verzichten.
Ziele und Abläufe vorher ausmalen
Außerdem ist es wichtig, die eigenen Ziele nicht nur als abstrakte Idee zu formulieren. Man sollte sie sich stattdessen so genau wie möglich vor Augen führen.
Die Psychologin nennt es die „Visualisierung von Zielen“. Sie rät dazu: „ Stellen Sie sich möglichst oft und bildhaft vor, wie ein konkreter Tag wirklich aussieht, an dem Sie sich gesund ernähren. Gehen Sie in Gedanken durch, wie Sie beim Einkaufen zum Beispiel die Chipsregale links liegen lassen und den Wagen stattdessen in der Obst- und Gemüseabteilung auffüllen.“
Ein anderes Beispiel: Die Kollegin schlägt wie gewohnt vor, noch gemeinsam eine Zigarette rauchen zu gehen. Man sollte sich im Voraus überlegen, wie man reagieren möchte. Es kann sinnvoll sein, die ablehnende Antwort vielleicht sogar im Rollenspiel oder vor dem Spiegel einzuüben.
Vorsätze ganz konkret fassen
Ein häufiges Problem mit guten Vorsätzen ist, dass diese viel zu allgemein gefasst sind, zum Beispiel: „Ich will mich gesünder ernähren.“ Ein spezifischeres Ziel wäre: „Ich esse zweimal pro Woche in der Mittagspause einen Salat.“ Noch besser: „Ich esse jeden Montag- und Mittwochmittag einen Salat.“
Wer sich beispielsweise vornimmt, sich häufiger mit Freunden zu treffen, sollte das ebenfalls konkretisieren. Legen Sie am besten fixe Termine fest und tragen Sie diese im Kalender ein. Dabei sollte man aber immer überlegen, was auch tatsächlich realistisch ist.
Realistische Vorsätze vornehmen
Damit die guten Vorsätze eine Chance auf Durchhalten haben, sollten sie generell realistisch und nicht zu radikal gefasst sein. Denn sonst würden sie uns dauerhaft zu viel Selbstkontrolle abverlangen. Ein Scheitern wäre dann vorprogrammiert, erklärt die Psychologie-Professorin Katja Mierke.
„Nie wieder Schokolade“ wäre zum Beispiel ein solch unrealistischer Vorsatz. Er endet nämlich höchstwahrscheinlich damit, dass man irgendwann eine Tafel am Stück vernichtet und den Vorsatz komplett über Bord wirft. Realistisch wäre hingegen: „Pro Tag nicht mehr als ein Riegel.“
Gut zu wissen: Selbstkontrolle durch Glaube an Willenskraft
Früher hieß es, dass die Fähigkeit zur Selbstkontrolle stark abnehme, wenn man die eigenen Emotionen bei einer Tätigkeit immer wieder kontrollieren muss. Doch diese Hypothese der begrenzten Willenskraft scheint veraltet.
So deuten neue Erkenntnisse darauf hin, dass es entscheidend ist, welches Konzept von Willenskraft im Kopf vorherrscht. Personen, die davon ausgehen, dass Willenskraft kaum Grenzen kennt, sind im Vorteil: Sie fühlen sich nach anhaltenden mental anstrengenden Aufgaben weniger erschöpft und können Selbstkontrolle erfolgreicher aufrechterhalten als Personen, die davon ausgehen, dass die eigene Fähigkeit zur Selbstkontrolle schnell aufgebraucht ist.
Vorsätze nicht einhalten: für Alternativen sorgen
Ein häufige Situation, bei der man gute Vorsätze außer Acht lässt, ist Erschöpfung, beispielsweise nach einem anstrengenden Arbeitstag: Mussten wir uns schon den ganzen Tag über zusammennehmen und mal wieder gegenüber schwierigen Kunden oder Kollegen freundlich bleiben, wollen wir uns wenigstens am Feierabend etwas undisziplinierter verhalten. Allzu leicht lümmeln wir uns dann aufs Sofa und greifen zur Chipstüte.
Daher ist es wichtig, konkrete Alternativen an die Stelle der schlechten Gewohnheiten zu setzen, erklärt die Psychologin: „Überlegen Sie sich also, was eine Belohnung sein könnte, mit der Sie dennoch Ihren Vorsätzen treu bleiben. Führen Sie sich dann ganz konkret vor Augen, wie es sein wird, wenn Sie nach einem harten Tag nach Hause kommen und genau das genießen: gute Musik, ein Bad, leckeres – aber eben gesundes – Essen, das Sie vielleicht schon vorbereitet haben.“Quelle: Hochschule Fresenius, Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund