Aktuelles
3 min merken gemerkt Artikel drucken

Pilzbericht des Bundesamtes für Strahlenschutz : Strahlenbelastung: Manche Speisepilze lieber stehen lassen

Semmelstoppelpilze gehören zwar zu den Speisepilzen und könnten verzehrt werden, aufgrund ihres hohen Cäsium-137-Werts wird jedoch davon abgeraten. | Bild: Gerhard / AdobeStock

Jährlich untersucht das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) wildwachsende Speisepilze auf radioaktives Cäsium (Cäsium-137). Die radioaktive Belastung stammt nach wie vor hauptsächlich aus dem Reaktorunfall von Tschernobyl im Jahr 1986. Der Süden Deutschlands war vor 36 Jahren besonders von den radioaktiven Ablagerungen betroffen. Ein geringer Anteil der Kontamination geht auch auf die oberirdischen Kernwaffentests der 1950er- und 1960er-Jahre zurück.

Immer noch ist Cäsium-137 in Waldböden – anders als in landwirtschaftlichen Böden – in einer Form vorhanden, in der Pflanzen und Pilze es aufnehmen können. Einigen Pilzen gelingt dies besonders gut.

Vor dem Sammeln informieren

Pilze, die in den Handel gebracht werden, dürfen höchstens 600 Becquerel (Bq) Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse aufweisen. Dieser Grenzwert schützt natürlich nicht, wenn man selbst zum Sammeln in den Wald geht. Pilzsammler sollten sich deshalb darüber informieren, welche Pilzarten üblicherweise stärker belastet sind. Vereinzelt können Werte von über 4.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse auftreten.

Cäsium-137 kann sich laut Deutschem Krebsforschungszentrum (DKFZ) im Knochengewebe einlagern und dort das Erbgut schädigen. Langfristig kann das zu Knochenkrebs und Leukämie führen.

Belastung je nach Standort unterschiedlich

Wie stark ein Pilz belastet ist, hängt sowohl von der Pilzart als auch vom Standort eines Pilzes ab. Höher belastete Pilze kommen vor allem in Teilen Bayerns vor, insbesondere im Bayerischen Wald, am Alpenrand und im Donaumoos südwestlich von Ingolstadt. Der aktuelle Pilzbericht des Bundesamtes für Strahlenschutz zeigt, welche Speisepilzarten an ausgewählten Standorten hohe Cäsium-Werte aufweisen können.

Auch Pilzart für Strahlenbelastung entscheidend

Cäsium-137-Spitzenwerte von mehr als 4.000 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse stellte das BfS bei Semmelstoppelpilzen und in Rotbraunen Semmelstoppelpilzen fest. Werte über 1.000 Becquerel pro Kilogramm wiesen etliche andere Arten auf, darunter verschiedene Schnecklingsarten, Maronenröhrlinge, Seidige Ritterlinge und Ziegenlippen. Wer seine persönliche Strahlenexposition gering halten möchte, sollte daher auf den regelmäßigen Verzehr selbst gesammelter, hoch kontaminierter Wildpilze verzichten.

Strahlenbelastung wie 20 Flüge nach Gran Canaria 

Ein Erwachsener, der das ganze Jahr hindurch wöchentlich 200 Gramm Pilze mit 2.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm verzehrt, erfährt eine Strahlenbelastung von 0,27 Millisievert. Das entspricht der gleichen Strahlendosis, wie sie bei rund 20 Flügen von Frankfurt nach Gran Canaria auftritt.

Übrigens besteht beim Verzehr von Zuchtpilzen wie etwa Champignon oder Austernseitling kein Grund zur Sorge. Sie sind ähnlich niedrig radioaktiv kontaminiert wie andere Lebensmittel aus landwirtschaftlicher Produktion.  Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), dpa