Was ist eigentlich Hunde-Malaria?
Überträger auf dem Vormarsch
Die Buntzecke Dermacentor reticulatus ist auch als „Auwaldzecke“ bekannt. Dieser Begriff ist allerdings etwas irreführend, denn diese Zecke ist kein Waldbewohner. Sie kommt vielmehr vorzugsweise in Wiesenlandschaften und an Wegrändern mit höherem Grasbewuchs vor. Wissenschaftler bezeichnen sie daher am liebsten als „Wiesenzecke“. Diese früher bei uns eher seltene Zeckenart ist seit einigen Jahren vermutlich aufgrund des Klimawandels auf dem Vormarsch. So hat sie mittlerweile auch die nördlichen Teile Deutschlands erreicht und ist jetzt im gesamten Bundesgebiet verbreitet. Sie ist etwas größer als der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus) und hat einen marmorierten Rückenschild (daher der Name Buntzecke). Dermacentor reticulatus ist noch kälteresistenter als der Holzbock und daher fast das ganze Jahr über aktiv.
Hundespezifischer Krankheitserreger
Neueren Erkenntnissen zufolge kann Dermacentor reticulatus zwar das FSME-Virus übertragen, doch sticht diese Zecke den Menschen nur in seltenen Fällen. Bevorzugter Wirt ist der Hund. Auf ihn kann sie einen speziellen Erreger übertragen: Babesia canis. Babesien sind mikroskopisch kleine Einzeller (Piroplasmen), die zur Klasse der Sporozooen gehören. Damit sind sie verwandt mit dem Malaria-Erreger Plasmodium. Da zudem das Krankheitsgeschehen ähnlich ist, wird die Babesiose des Hundes auch als „Hunde-Malaria“ bezeichnet.
Wie bei der menschlichen Malaria
Gelangen Babesien mit einem Stich von Dermacentor reticulatus in die Blutbahn des Hundes, befallen sie hier – ebenso wie die menschlichen Malaria-Erreger – rote Blutkörperchen. In diesen vermehren sie sich durch Teilung, zerstören die Erythrozyten schließlich und befallen wieder neue rote Blutkörperchen. Eine Babesiose kann asymptomatisch verlaufen. Doch meist stellen sich nach einer Inkubationszeit von ein bis drei Wochen hohes Fieber, Mattigkeit und Fressunlust ein, gefolgt von Blutarmut und eventuell Gelbsucht. Es drohen Nierenversagen und Tod.
Vorsicht im Urlaub!
Zur Behandlung der Babesiose werden antiparasitäre Wirkstoffe eingesetzt, zum Beispiel Imidocarb. Vorbeugend ist ein wirksamer Zeckenschutz wichtig. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn es mit dem Hund in den Urlaub ins Mittelmeergebiet geht, wo Babesia canis sein Hauptverbreitungsgebiet hat. Eine mögliche Einschleppungsgefahr geht von Hunden aus, die durch Tierschutzorganisationen oder Privatpersonen nach Deutschland gebracht werden. Diese Tiere sollten auf eine Babesia-canis-Infektion untersucht werden. Quellen: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover; Deutsches Tierärzteblatt 2021, 69 (1); ESCCAP Deutschland e.V. (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites)
Babesiose in Kürze:
- Auch als Hunde-Malaria bezeichnet, wird beim Hund durch Zecken-übertragenen Blutparasiten Babesia canis ausgelöst.
- In Deutschland zunehmende Verbreitung der als Überträger dienenden Buntzecke Dermacentor reticulatus (Auwaldzecke = Wiesenzecke).
- Symptome nach Zeckenstich: hohes Fieber, Appetitlosigkeit, Blutarmut, evtl. Nierenversagen, Tod.
- Chemotherapeutische Behandlung, Prophylaxe durch guten Zeckenschutz.
- Höhere Infektionsgefahr im Mittelmeerraum (Risiko Urlaubsreise mit Hund).