Bettwanzen: Wie kann man sich auf Reisen schützen?
Vor Jahrzehnten galt die Bettwanze (Cimex lectularius) in vielen Ländern als nahezu ausgerottet. Seit einigen Jahren erlebt die Welt jedoch ein Comeback dieser blutsaugenden Insekten. Die Globalisierung und der Fernreise-Boom haben dazu beigetragen. So sind Bettwanzen häufig als blinde Passagiere mit an Bord oder im Gepäck.
Der Hauptgrund für ihren weltweiten Vormarsch liegt aber darin, dass diese ungeliebten Krabbeltiere mittlerweile gegen die meisten Klassen von Insektiziden resistent geworden sind.
Bettwanzen zunehmend auch in Zentraleuropa
In Frankreich vermehren sich die Bettwanzen seit einigen Jahren rasant. Im Jahr 2018 mussten Schädlingsbekämpfer an rund 400.000 Adressen im Nachbarland gegen die Tiere aktiv werden. Und auch letztes Jahr las man in diversen Medien von einer regelrechten Bettwanzen-Plage.
Auch in Deutschland verbreiten sich nach Einschätzung von Experten die Bettwanzen wieder zunehmend. Zurückgeführt wird dies auf die Reisetätigkeit der Bevölkerung, die nach der Corona-Pandemie wieder zugenommen hat. So seien vor allem Hotels und andere Gemeinschaftsunterkünfte betroffen, seltener Privathaushalte, wird Kai Scheffler, Bundesvorsitzender des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbands e.V. (DSV), in den Medien zitiert.
Bettwanzen kommen in Deutschland bevorzugt in Berghütten vor. Unbemerkt werden sie in den Rucksäcken der Wanderer von Hütte zu Hütte weitertransportiert. Beim Deutschen Alpenverein geht man davon aus, dass mindestens zehn Prozent der Hütten betroffen sind. Das Umweltbundesamt und die Alpenvereine haben daher für Wanderer eine Informationsbroschüre herausgegeben.
Wo verstecken sich Bettwanzen?
Bettwanzen sind mit bloßem Auge sichtbar. Mit ihrem platten Körperbau und der braunen Farbe ähneln sie einem Apfelkern.
Die ausgewachsenen, flugunfähigen Tiere haben sechs Beine und eine Körperlänge von fünf bis sechs Millimetern, vollgesogen sind sie sogar bis zu neun Millimeter lang. Dann erscheint der Körper schwarz.
Allerdings bekommt man sie tagsüber nicht ohne weiteres zu Gesicht. Die nachtaktiven Insekten ziehen sich bei Tag in Ritzen von Bettgestellen oder Lattenrosten, unter Matratzen, hinter Fußbodenleisten, Lichtschalter, Möbelfugen oder Tapeten zurück. Dank ihres flach-ovalen Körperbaus gelangen sie in kleinste Verstecke.
Bettwanzen können lange hungern, sind manchmal resistent gegenüber bestimmten Insektiziden und verstecken sich oft in Fugen oder Ritzen, daher kann die Bekämpfung durch eine Fachperson Wochen oder Monate dauern.
Typische Bettwanzen-Stiche
Nachts werden die Wanzen durch menschliche Körperwärme und -ausdünstungen aus ihren Verstecken gelockt. Alle drei bis fünf Tage nehmen sie eine Blutmahlzeit ein. Oft stechen sie beim Blutsaugen mehrfach zu. Die Stiche sind dann häufig reihenartig („Wanzenstraße“) oder gruppiert angeordnet.
Auch wenn Bettwanzen bisher nicht als Krankheitsüberträger bekannt wurden, sind ihre Stiche äußerst unangenehm. Bei empfindlichen Personen kann es zu intensivem Juckreiz und starker Quaddelbildung kommen. Es können regelrechte Ekzeme daraus entstehen.
Eine Behandlung der Bettwanzenbisse und Quaddeln ist meistens nicht nötig. Die Pusteln verschwinden nach circa einer Woche von selbst. Haben die Bettwanzen wiederholt gebissen, können die betroffenen Hautpartien jedoch stark jucken.
Wie werden Bettwanzen-Stiche behandelt?
Antihistaminika-Gele wie Fenistil® oder Soventol® oder der Azaron®-Stift können den Juckreiz lindern. Alternativ sind Cremes und Sprays mit Hydrocortison (0,25 oder 0,5 Prozent) wie beispielsweise Ebenol®, FeniHydrocort®, Hydrocutan®, Linola® Akut oder Soventol® Hydrocort für die Selbstmedikation geeignet. Ein- bis zweimal täglich über sieben Tage angewendet, fördern sie die Heilung.
Helfen rezeptfreie Präparate nicht, kann auch ein Arzt ein rezeptpflichtiges Glucocorticoid-Topikum verschreiben. Um eine Infektion zu vermeiden, sollten die aufgekratzten Hautstellen desinfiziert werden. Mitunter auftretende Superinfektionen machen eine Antibiotika-Gabe erforderlich.
Bettwanzen spielen als Überträger von Krankheitserregern laut Umweltbundesamt keine Rolle. In Laborexperimenten konnten Bettwanzen jedoch mit Erregern infiziert werden, z. B. mit dem Hepatitis-B-Virus, und so theoretisch als Zufallsüberträger fungieren. Für manche Menschen ist ein Bettwanzen-Befall psychisch belastend und es kann zu Schlafstörungen kommen.
Anzeichen für einen Bettwanzen-Befall
Das Vorhandensein von Bettwanzen erkennt man außer an den Stichen auch an Kotspuren (kleine schwarze Punkte, etwa auf den Bettlaken) sowie an Häutungshüllen der Insekten.
Außerdem sondern Bettwanzen einen typischen süßlich-penetranten Geruch ab. Er kann sich zum Beispiel bemerkbar machen, wenn man auf die Matratze klopft.
Ein Bettwanzen-Befall kann jeden treffen und hat nichts mit mangelnder häuslicher Hygiene zu tun. Chemische Schädlingsbekämpfungsmittel sollte man im Kampf gegen Bettwanzen auf keinen Fall selbst anwenden, sondern dafür ein Spezialunternehmen hinzuziehen.
Wie kann ein Bettwanzen-Befall vermieden werden?
Damit erst keine Bettwanzen mit nach Hause reisen, sollten Koffer in der Unterkunft nicht in unmittelbarer Nähe des Bettes aufbewahrt werden. Wäsche nicht offen liegen lassen und den Reisekoffer zu Hause am besten in der Badewanne auspacken, um die Parasiten gut sehen zu können, ist ebenfalls sinnvoll. Außerdem sollten Betten auf Wanzenspuren kontrolliert werden (Kotspuren, leere oder noch gefüllte Eier, Häute). Beim Kauf gebrauchter Möbel, Matratzen, Bücher und Ähnlichem sollten diese auf Wanzen-Befall untersucht werden.
Kleidung heiß waschen oder einfrieren
Da Bettwanzen temperaturempfindlich sind, kann eine Hitzebehandlung sinnvoll sein. Dabei werden betroffene Räume mit einem speziellen Gerät mehrere Tage auf 50 bis 60 °C geheizt. Alternativ können die Räume und Möbel mit 120 Grad heißem Wasserdampf behandelt werden.
Kleinere befallene Gegenstände können kältebehandelt werden, indem sie in Folie gewickelt drei Tage bei –18 °C eingefroren werden.
Auch Kleidung kann temperaturbehandelt werden: Die Kleidung bei mindestens 60 Grad waschen oder sie bei möglichst großer Hitze für mindestens 30 Minuten in den Wäschetrockner stecken. Alternativ kann man sie auch einfrieren. Quellen: www.cohesion-territoires.gouv.fr/punaises-de-lit; www.aerzteblatt.de; Umweltbundesamt; Deutscher Alpenverein e.V.; www.spiegel.de; www.focus.de
Reisetipps, um Bettwanzen-Befall zu vermeiden:
Für den Aufenthalt in Hotels können folgende Maßnahmen vorgenommen werden:
- Gepäck weder auf den Boden stellen noch aufs Bett legen. Stattdessen die Kofferständer nutzen – vorher aber gründlich auf Wanzen hin inspizieren.
- Keine Kleidung aufs Bett legen oder in den Schrank hängen, ohne diese Gegenstände vorher genau nach Bettwanzen untersucht zu haben.
- Auch die Möbel, Sessel und die Wände absuchen. Sogar hinter Bilderrahmen können sich Wanzen verstecken.
- Nach der Reise zu Hause das Gepäck gründlich untersuchen, es aber keinesfalls aufs Bett oder ein Polstermöbel legen.
- Die Koffer mit dem Staubsauger aussaugen. Anschließend Staubsaugerbeutel sofort in Plastiksack geben und fest verschließen.
- Die Reisekleidung – auch die ungetragene – bei mindestens 60 Grad waschen, Nichtwaschbares in den Trockner geben.