Aktuelles
12 min merken gemerkt Artikel drucken

Tipps und Tricks rund ums 
PTA-Tagebuch

Johanna Erlwein hat ihr halbjähriges PTA-Praktikum in der Schloss Apotheke in Erlangen absolviert und mittlerweile erfolgreich die Ausbildung zur PTA abgeschlossen. | Bild: Privat

Johanna Erlwein ist ausgebildete PTA. Sie hat ihr halbjähriges Praktikum in der Schloss Apotheke in Erlangen absolviert und im Jahr 2021 von der Regierung Mittelfranken für ihre guten Leistungen sogar eine Auszeichnung erhalten. Im Interview verrät sie uns, wie man am besten mit dem Tagebuch startet und welche Punkte es zu beachten gibt. 

Rahmenvorgaben einhalten

Frau Erlwein, Ihnen wurden vorab bestimmte Rahmenbedingungen genannt, die es bei der Erstellung des Tagebuchs einzuhalten gilt. Welche sind das? 

Johanna Erlwein:

Ja, genau. Ein gutes Tagebuch zeichnet sich neben dem Inhalt auch durch eine saubere, strukturierte und einheitliche Form aus. Dies schafft man durch die Gliederung in einzelne Abschnitte und zur strukturellen Übersicht ist ein Inhaltsverzeichnis empfehlenswert.

Hinsichtlich des Inhalts schreibt die Bundesapothekerkammer (BAK) vor, dass insgesamt vier Arzneimittelherstellungen beschrieben werden müssen. Dies können sowohl Rezepturen als auch Defekturen sein – mit entsprechend notwendigen Dokumentationen:

  • Plausibilitätsprüfung – erfolgt nur bei Rezepturen –,
  • Herstellungsanweisung und Herstellungsprotokoll
  • bzw. zusätzlich bei Defekturen Prüfanweisung und Prüfprotokoll.

Außerdem müssen vier Ausgangsstoffprüfungen mit entsprechenden Protokollen enthalten sein. Und zu guter Letzt werden noch zwei Themen aus dem Apothekenalltag ausgearbeitet.

Der Umfang des Tagebuchs ist nicht vorgeschrieben, da dieser je nach gewählten Themen variieren kann.

Geeignete Themenauswahl

Nun haben Sie sich eine Zeit lang intensiv mit dem PTA-Tagebuch beschäftigt. Frau Erlwein, welche Themen halten Sie für die schriftlichen Ausarbeitungen für geeignet und welche hingegen eher weniger? 

Johanna Erlwein:

Natürlich sollte man sich für Themen entscheiden, die einen persönlich interessieren und womit man sich gerne intensiv auseinandersetzen möchte.

Gut geeignet sind Themen, die in der Praktikumsapotheke besonders häufig vorkommen oder in die man sich bereits, z. B. anhand eines Referats, intensiv eingearbeitet hat. Vor allem sind Themen aus den Bereichen der Selbstmedikation geeignet oder andere apothekenrelevante Themen wie z. B. die Rezeptarten, beratungsintensive Darreichungsformen oder die Gefahrstoffabgabe in der Apotheke. Interessant ist auch die Abgabe von Milchpumpen oder die individuelle Anmessung von Kompressionsstrümpfen – Themen, die hin und wieder im Apothekenalltag vorkommen.

Hat sich die Praktikumsapotheke auf eine gewisse Richtung spezialisiert, z. B. Mutter-Kind-Beratung oder Substitution, bietet sich natürlich auch das jeweilige Schwerpunktthema an.

Grundsätzlich hat man jedoch viel Spielraum, was die Themenauswahl anbelangt.

Gut zu wissen: Wie findet man das richtige Thema?

  • Welche Themen interessieren mich bzw. habe ich bereits im Laufe der Ausbildung intensiver ausgearbeitet? 
  • Kommen verstärkt bestimmte Themenbereiche in meiner Praktikumsapotheke vor? 
  • Hat sich die Praktikumsapotheke auf gewisse Schwerpunktthemen spezialisiert, die für die Ausarbeitung geeignet sind? 

Die ersten Schritte...

Frau Erlwein, wann hatten Sie das Gefühl in Ihrem Praktikum angekommen zu sein, und wann war für Sie der richtige Zeitpunkt, um mit dem Tagebuch zu starten? 

Johanna Erlwein:

Genau genommen gibt es nicht den einen richtigen Zeitpunkt, um mit dem Erstellen des Tagebuchs zu beginnen. Natürlich sollte man nicht gleich am ersten Tag des Praktikums in Stress verfallen, denn es braucht erstmal Zeit, um sich ins „Apothekenleben“ einzufinden und ein Gespür dafür zu entwickeln, welche Herstellungen und Themen in der Apotheke am häufigsten vorkommen. 

Bei mir hat das ungefähr einen Monat gedauert. In den ersten vier Wochen war ich im Backoffice tätig und habe im Labor einer Kollegin über die Schulter geschaut. Jedoch habe ich immer die Ohren offengehalten und ungefähr einen Monat lang Ideen für das Tagebuch zusammengetragen. Ich hatte mir z. B. ein kleines Heft angelegt, indem ich mir wichtige Notizen und Ideen für das Tagebuch notiert habe. Somit hatte ich gleich eine Sammlung von Themen, die potenziell gut geeignet sind. Währenddessen habe ich mit der Ausgangsstoffprüfung begonnen und die Protokolle der hergestellten Rezepturen gesammelt. Mit der „richtigen“ Erstellung des Tagebuchs habe ich dann circa zwei Monate vor Abgabe begonnen.

Im Nachhinein empfand ich zwei Monate als angemessenen Zeitraum, um ohne Zeitdruck das Tagebuch ordentlich verfassen zu können. Dennoch sollten Umfang und Zeitaufwand nicht unterschätzt und es sollte auf keinen Fall kurz vor knapp damit begonnen werden.

Gut zu wissen:

Wichtig ist, gut informiert und strukturiert mit der Erstellung des Tagebuchs zu beginnen. Denn im zweiten Prüfungsabschnitt werden die Kenntnisse zu den Themen aus dem eigenen Tagebuch geprüft. Demnach ist es umso wichtiger, sich sein Tagebuch immer wieder vor Augen zu führen und es gewissenhaft zu erstellen.

Und haben Sie sich zur Orientierung an einem „roten Faden“ entlang gehangelt?

Johanna Erlwein:

Ja. Ich habe mir als „roten Faden“ den „Leitfaden für die praktische Ausbildung von PTA-AnwärterInnen in Apotheken“ von der Bayerischen Landesapothekerkammer zur Hilfe genommen. Und als Orientierung für das Schreiben und Gestalten des Tagebuchs empfehle ich „Das PTA Tagebuch“ des Deutschen Apotheker Verlags.

Der Anfang ist gemacht, wie geht es weiter?

Nun war der Anfang gemacht und Sie hatten sich einen groben Überblick verschafft. Wie sind Sie dann weiter vorgegangen?

Johanna Erlwein:

Bei der Ausarbeitung der zwei apothekenrelevanten Themen bin ich folgendermaßen vorgegangen: Ich habe erst einmal Material zu meinen Themen gesammelt und gelesen, diese grob strukturiert und mir daraus eine erste vereinfachte Gliederung zusammengestellt. Dann habe ich zu jedem Unterpunkt stichpunktartig Informationen gesammelt, die ich dann nach und nach in einen Text umgeschrieben habe. Zum Schluss habe ich beide Themen mit passenden Bildern und Grafiken ausgeschmückt.

Während der gesamten Praktikumszeit habe ich zu allen Rezepturen und Defekturen, die ich selbst hergestellt habe, die entsprechenden Dokumentationen gesammelt. Somit hatte ich eine breite Auswahl und konnte mir die „besten“ Rezepturen aussuchen. Zu den ausgewählten Rezepturen habe ich dann zusätzliche Informationen zur Wirkungsweise und Verwendung ergänzt.

Für die Ausgangsstoffprüfung habe ich zwei Drogen und zwei chemische Stoffe ausgewählt, die in meiner Praktikumsapotheke häufig zum Einsatz kommen und deren Prüfungen entsprechend der Monographien im Europäischen Arzneibuch (EuAB) vor Ort durchführbar sind. Die Ausgangsstoffe habe ich alle nach dem EuAB geprüft und zusätzlich die Identitätsprüfungen mit dem Apo-Ident-Gerät durchgeführt.

Gut zu wissen: Was ist ein Apo-Ident-Gerät?

Das Apo-Ident-Analysesystem ist ein Nahinfrarot-Spektrometer, das speziell für den Einsatz im Apothekenbetrieb entwickelt wurde. Die integrierte Referenzdatenbank ermöglicht es, Ausgangsstoffe für Rezepturen durch einfache Handhabung und kurze Messzeiten im Handumdrehen zu prüfen. 

Hierfür habe ich die entsprechenden Protokolle aus dem apothekeneigenen Laborprogramm gesammelt und ebenfalls die Wirkung des Ausgangsstoffs beschrieben. Zu der Dokumentation über die Prüfung der beiden Drogen habe ich jeweils Bilder hinzugefügt, die ich zuvor bei der mikroskopischen Prüfung erstellt habe.

Gut zu wissen: Welche Ausgangsstoffe sind geeignet?

Bei der Auswahl der Substanzen zur Ausgangsstoffprüfung ist darauf zu achten, dass die Versuche in der Praktikumsapotheke mit dem dort vorhandenen Equipment durchführbar sind. Besonders gut zu prüfen sind z. B. Salicylsäure, Citronensäure oder Leinsamen.

Ist die Einbindung eines Beratungsgesprächs sinnvoll?

Und Frau Erlwein, was halten Sie von der Idee, ein Beratungsgespräch als Beispiel mit einzubauen? 

Johanna Erlwein:

Hier kommt es natürlich immer auf die Themenauswahl an, ob ein Beratungsgespräch dafür geeignet ist oder eher weniger. Gerade bei beratungsintensiven Themen wie z. B. Arzneimittel in der Schwangerschaft oder Migränetherapeutika, aber auch bei Bereichen aus der Selbstmedikation, z. B. Allergien oder Magen-Darm-Beschwerden, ist dies absolut empfehlenswert!

Arzneimittelherstellung – worauf muss geachtet werden?

Neben den apothekenrelevanten Themen werden auch vier Arzneimittelherstellungen gefordert. Worauf muss hierbei geachtet werden? 

Johanna Erlwein:

Für das Tagebuch benötigt man vier Herstellungen, welche sowohl Rezepturen als auch Defekturen sein können. Hierfür müssen die jeweils erforderlichen Dokumente im Tagebuch vorhanden sein. Für Rezepturen sind Plausibilitätsprüfung, Herstellungsanweisung und Herstellungsprotokoll – dies sollte auf jeden Fall das Etikett und eine Kopie des Rezeptes enthalten – erforderlich. Für Defekturen entfällt die Plausibilitätsprüfung, dafür wird neben der Herstellungsanweisung und dem Herstellungsprotokoll eine Prüfanweisung und ein Prüfprotokoll benötigt.

Gut zu wissen:

Aus datenschutzrechtlichen Gründen muss bei der Verwendung von Rezeptkopien darauf geachtet werden, dass patientenbezogene Daten immer geschwärzt werden.

Bei der Auswahl der Rezepturthemen habe ich auf die Vielfalt geachtet und nicht nur ein und dieselbe Darreichungsform ausgewählt. Stattdessen habe ich mich für eine Salbe, eine Creme, eine Lösung und eine Suspension entschieden. Werden in der Praktikumsapotheke jedoch häufig Defekturen hergestellt, ist es natürlich sinnvoll, diese mit einzubeziehen.

Natürlich ist es auch möglich, eine NRF-Rezeptur mit aufzunehmen. Das hat den Vorteil, dass die Plausibilität bereits geprüft ist und in der NRF-Rezepturvorschrift oft weitere wissenswerte Informationen über die Zubereitung vermittelt werden.

Die entsprechenden Unterlagen können für jede Rezeptur bzw. Defektur per Hand oder mit einem Laborprogramm, das in der jeweiligen Apotheke zur Verfügung steht, erstellt werden.

Gut zu wissen:

Es empfiehlt sich, Protokolle der hergestellten Rezepturen und Defekturen zu sammeln und bei der Auswahl für das Tagebuch auf die Vielfalt an Darreichungsformen zu achten. Wissenswerte Informationen der einzelnen Substanzen, z. B. Wirkungsweise, Indikation oder Besonderheiten der Zubereitung, sind am besten zu notieren, um sie bei der Prüfungsvorbereitung parat zu haben.

Rechtliche Vorgaben einhalten

Und gibt es noch weitere rechtliche Vorgaben bezüglich der Arzneimittelherstellung und Prüfung der Ausgangsstoffe, die es zu beachten gilt? 

Johanna Erlwein:

Ja! Denn jede Rezeptur muss vor der Herstellung auf Plausibilität geprüft und dieser Vorgang schriftlich in der Plausibilitätsprüfung dokumentiert werden. In der Herstellungsanweisung müssen Herstellungstechnik, Herstellungsparameter, Gefährdungsbeurteilung und Inprozesskontrollen näher erläutert werden. Und im Herstellungsprotokoll sind die Einwaagen und Chargenbezeichnungen der einzelnen Inhaltsstoffe zu dokumentieren. Dort werden auch Angaben zum Patienten und Arzt sowie die Durchführung der Inprozesskontrollen notiert.

Rechtlich gesehen kann bei Defekturen die Plausibilitätsprüfung entfallen, da jeder Defektur eine Rezeptur vorausgeht, die bereits auf Plausibilität geprüft wurde. Die Herstellungsanweisung und das Herstellungsprotokoll sind jedoch auch hier vorgeschrieben. Mit der zusätzlich notwendigen Prüfanweisung wird festgehalten, was zu prüfen ist, und die anschließende Überprüfung der Qualität der Zubereitung im Prüfprotokoll sichergestellt.

Sowohl für Rezepturen als auch für Defekturen müssen alle vorgeschriebenen Inhalte auf dem Etikett vermerkt werden, die in der Apothekenbetriebsordnung § 14 aufgeführt sind.

Bei Ausgangsstoffen reicht es in der Regel aus, lediglich die Identität in der Apotheke zu prüfen, zumindest sofern diese bereits mit einem Prüfzertifikat geliefert werden. In diesem Fall wurde die Prüfung auf Reinheit bereits vom Hersteller durchgeführt. Für das Tagebuch ist es jedoch notwendig, die Ausgangsstoffe anhand entsprechender Monografien im EuAB auf Identität und Reinheit zu prüfen. Sind für die Identitätsprüfungen erforderliche Gerätschaften oder Reagenzien in der Apotheke nicht vorrätig, kann auf die „Alternativen Identifizierungen“ aus dem DAC zurückgegriffen werden.

Quellenauswahl: Welche sind die richtigen?

Auch ein wichtiger und relevanter Punkt ist die Quellenauswahl. Frau Erlwein, welche Quellen haben Sie denn zur Erstellung Ihres Tagebuchs verwendet bzw. würden Sie weiterempfehlen?

Johanna Erlwein:

Die Auswahl der Quellen ist sehr vielfältig – von Büchern über Zeitschriften bis hin zum Internet. Meist ist die Auswahl in den Apotheken an Büchern, Zeitschriften und Flyern sehr groß und man kann sich somit optimal in seine Themen einarbeiten. Bekannte Bücher sind z. B. „Das große PTAheute Handbuch“ oder „Selbstmedikation für die Kitteltasche“.

In meiner Praktikumsapotheke hatten wir zu jedem Thema, von Allergie bis hin zur Zystitis, einen Ordner mit Flyern oder Fortbildungsheftchen für das Apothekenpersonal ausliegen, die ich größtenteils genutzt habe. Die meisten Informationen stammen jedoch aus den PTAheute-Zeitschriften, die mir über die zweijährige Schulzeit zugesandt wurden.

Natürlich bietet auch das Internet viele Quellen. Hierbei muss jedoch immer auf die Seriosität und Aktualität der Quelle geachtet werden. 

Gut zu wissen: Wie werde ich PTAheute-Clubmitglied?

Sie sind angehende PTA und möchten auch von der PTAheute-Clubmitgliedschaft profitieren? Dann steht Ihnen das Angebot während der schulischen Ausbildung kostenlos zur Verfügung. Schicken Sie uns eine E-Mail mit Ihrem Namen, Ihrer vollständigen Anschrift und einem Nachweis, dass Sie derzeit eine PTA-Schule besuchen an aboservice@deutscher-apotheker-verlag.de und die Bestellung wird in die Wege geleitet. Weitere Informationen finden Sie hier

Zu guter Letzt noch ein paar hilfreiche Tipps …

Frau Erlwein, haben Sie abschließend noch weitere Tipps, die Sie angehenden PTA in Hinblick auf ihr Tagebuch mit auf den Weg geben möchten?

Johanna Erlwein:

Auf jeden Fall! Das Wichtigste ist, nicht gleich am ersten Tag des Praktikums in Panik zu verfallen. Die Arbeit in der Apotheke ist eine ganz neue Situation, in die Sie sich erst einfinden müssen. Dafür sollten Sie sich auch die Zeit geben, um erstmal im Apothekenalltag anzukommen. Gehen Sie mit Ruhe und Gewissenhaftigkeit Ihr Tagebuch an und beginnen Sie rechtzeitig, damit Sie nicht in Zeitnot geraten.

Abschließend wünsche ich allen angehenden PTA einen guten Start in den Apothekenalltag und viel Erfolg für das Tagebuch und den zweiten Prüfungsabschnitt!

Wir bedanken uns bei Johanna Erlwein für das Interview sowie die zahlreichen Tipps zum PTA-Tagebuch und wünschen ihr viel Erfolg für ihren weiteren Berufsweg!